Es gab eine Nacht, die ihr Leben veränderte. Die damals 19-jährige Schülerin eines Sportinternats konnte vor einem wichtigen Basketballspiel nicht schlafen und griff zufällig zur Bibel ihrer Mitbewohnerin. „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“, las die Leistungssportlerin Teresa Zukic in dieser Nacht. Da stand auch „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin.“ Worte, die die erfolgreiche Sportlerin tief im Herzen berührten. Am nächsten Tag beim Basketball wurde sie gefoult, wieder einmal. Diesmal dachte sie an die Worte von der rechten und der linken Wange. Sie lächelte die Gegnerin an und sagte freundliche Worte.
Weltfremd? Nein, alles andere als das ist Teresa Zukic heute. Mittlerweile ist die 41-Jährige als „Skateboard fahrende Nonne“ beinahe weltweit bekannt. Ein Foto von ihr, das sie schwungvoll auf dem Skateboard zeigt, wurde von den Philippinen bis Ohio gedruckt. Schwester Teresa ließ sich mit 20 taufen, es folgte eine Ausbildung zur Altenpflegerin und zur Religionspädagogin. Als Gemeindeassistentin in Hanau landete sie mitten im Milieu des Rotlichts. „Mit frommen Sprüchen kannst du da nicht kommen“, war ihr schnell klar. Sie tat das mit den Jugendlichen, was sie konnte: Fußball oder Basketball spielen, oder eben Skateboard fahren. Und erreichte so die Herzen der Menschen. Von 1985 bis 1994 war sie Ordensschwester der Vinzentinerinnen in Fulda. Vor zehn Jahren gründete sie die Kleine Kommunität der Geschwister Jesu in Pegnitz im Erzbistum Bamberg. Dass sie die Öffentlichkeit nicht scheut, dass sie bei Arabella Kiesbauer ebenso auftrat wie bei Schreinemakers Live, dass sie in Pilawas „Quiz“ gemeinsam mit ihrem Gemeindepfarrer 100000 Euro für ihre Projektarbeit in Pegnitz gewann, finden manche toll, andere feindeten „die Mediennonne“ an.
An diesem Abend im Rimparer Bischof-Schmitt-Haus legt Schwester Teresa den Zuhörern fünf Schlüssel für ein lebendiges, liebevolles und abenteuerliches Christsein an Herz. Sie spricht sich in eine Begeisterung und Leidenschaft hinein, die jede und jeden packen an diesem Abend. Man glaubt ihr aufs Wort, wenn sie sagt:„Seit ich Christin bin, bin ich glücklich. Ich liebe mein Leben, und das will ich auch zeigen dürfen. Auch und gerade als Nonne, als Frau.“
Was sind nun diese fünf Herzensschlüssel des Glaubens für diese ungewöhnliche Nonne, die auch als Motivationstrainerin für OBI und Vorwerk arbeitet, die in ihrer Pfarrei regelmäßig 300 Kinder zum Gottesdienstfeiern begeistert, die nebenher sieben Musicals und vier Bücher geschrieben hat? „Das Abenteuer Christsein beginnt damit, dass wir Freundschaft mit uns selbst halten“, sagt sie. „Wären Sie selbst gerne mit sich befreundet?“ Sich selbst als Wunder, als einzigartiges Geschenk, als größten Schatz Gottes auf dieser Welt zu erfassen und zu schätzen, sich seiner Würde bewusst sein, das wünscht sie ihren Zuhörern. „Jesus hat sich in die Menschen verliebt, so sehr, dass er sein Leben hingab. Obwohl er auch alle unsere Schwächen erkannt hat. Ein Satz kann das Leben jedes Menschen verändern, sagt die Schwester: „Gott liebt dich.“
Schlüssel in der Bibel
Der zweite Schlüssel liegt für Schwester Teresa in der Bibel. Die Bibel nicht nur lesen, sondern Bibel werden, nennt sie es. Und spricht über ihr Lieblingsevangelium von der Ehebrecherin. Jesus wird von den Schriftgelehrten aufgefordert, über das Leben dieser Frau zu entscheiden. Er setzt sich in den Sand und malt, sagt nichts. Bis er eine kreative Lösung gefunden hat. „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Jesus steht für uns auf, er lässt uns nicht allein, deutet sie diese Bibelstelle.
Gott zu loben ist der dritte Schlüssel für ein erfülltes Leben, betont Schwester Teresa. Jeden Tag fünf Minuten Gotteslob werde unser Leben verändern, ist sie überzeugt. Wir können Gott loben, indem wir uns über eine leckere Bratwurst freuen oder über den freien Parkplatz. Denn Gott ist in jedem Ding und in allem, was uns begegnet. „Wir sollten ein bisschen mehr verliebt sei“, ruft sie ihrem Publikum zu. In den Beziehungen, in den Pfarrgemeinden, in unserem Verhältnis zu Gott. Verliebte sind dynamisch, kreativ, positiv, leidenschaftlich. „Wenn ich verliebt bin, bin ich auch ein bisschen verrückt, ich traue mir mehr zu als sonst“, sagt sie. Wir Christen sind doch schon errettet, wir sind geliebt und dürfen uns jeden Tag ein bisschen mehr lieben lassen von Gott. „Ich will, dass man mir als Schwester ansieht, dass ich glücklich bin“, betont Schwester Teresa. Unser Lächeln ist die beste Evangelisation, denn die Menschen hungern nach Zuwendung und Anerkennung. Ein Zettel in der Jackentasche des Partners „Ich freue mich auf den Augenblick, wenn du heute Abend nach Hause kommst“, könnte ein Zeichen neuer Verliebtheit sein, meint sie.
„Gott kann alles verzeihen“
„Verletzte Menschen verletzen“, ist die Erfahrung der Nonne. Sie selbst hat große Anfeindungen aushalten müssen wegen ihrer ungewöhnlichen Wege des Christseins. Sie trinkt Weißbier und auch mal einen Schnaps, fährt Motorroller und sitzt in Talkshows. Eine Schwester zum Anfassen will sie sein, und das brachte sie in ihr persönliches Fegefeuer. Dennoch – nur in der Vergebung liegt die Heilung. Wenn wir denen vergeben, die uns verletzt haben, kommt unser Verhältnis zu Gott wieder ins Gleichgewicht, sagt sie. Das ist der fünfte Schlüssel zu einem liebevollen Leben. Die Verletzung, der Schmerz, kann uns nur verlassen, wenn wir vergeben. Sonst leidet die Seele und macht den Körper krank. Mit unserer Vergebung geben wir auch Zeugnis für andere. „Gott kann alles verzeihen, weil er alles versteht“, betont Schwester Teresa. Die Liebe Gottes macht unabhängig von der Meinung der Leute. „Mein Erfolg in der Öffentlichkeit ist ein Segen Gottes“, ist sie überzeugt.