Anlaufpunkt für die Scharen von Wallfahrern ist seit Jahrhunderten eine legendenumrankte Marienstatue. Die Auffindungslegende überliefert folgende Geschichte: Mitten im Wald am Steilhang des Buchenberges stand vor über 600 Jahren eine mächtige Buche, die es wohl einem frommen Hirten angetan hatte. Er schnitzte eine kleine Pietà und stellte sie in die Asthöhle des Baumes. Das so entstandene „Waldheiligtum“ zog bald viele Pilger an. Obwohl das Marienbild nach einiger Zeit völlig eingewachsen war, soll auch weiter eine mächtige Kraft aus der Buche gedrungen sein: Als ein Ungläubiger die Buche nicht passieren konnte, „zog er erzürnt sein Schwert und stach in den alten Baum. Da hörte er eine klagende Stimme dreimal ‚Oh Weh‘ rufen. Das zurückgezogene Schwert sei an der Spitze blutig gewesen.“ Daraufhin wurde die Buche gefällt und man fand in ihrem Inneren das Gnadenbild, das am Rücken einen blutigen Stich gehabt haben soll.
Einzigartige Atmosphäre
Begonnen hatte die Wallfahrt wohl schon um 1395. Aufgrund des wachsenden Pilgerstroms begann man 1432 mit dem Bau einer ersten Kapelle. Nach den Bauernkriegen „verunstaltet und entwürdigt“, ließ Fürstbischof Julis Echter diese zwischen 1613 und 1617 renovieren und erheblich vergrößern. Als nach dem 30-jährigen Krieg das Kirchlein wieder zu klein wurde, riss man 1692 die alte Buchenkapelle ab und erbaute die heutige Barockkirche.
Im Laufe der Zeit entstanden Kloster, Pilgerherberge und Gaststätten – doch trotz aller Veränderung hat sich der Ort bis heute seine einzigartige Atmosphäre inmitten malerischer Waldeinsamkeit bewahrt. Im Inneren der Kirche zieht vor allem der Gnadenaltar die Besucher magisch an: Die einfache handwerkliche Arbeit, der man heilende Kräfte zuspricht, steht bis heute an der Stelle der alten Buche. An der Seitenwand neben dem Gnadenaltar erzählen zahllose Votivbilder ganz persönliche Leidensgeschichten. Das jüngste Bild stammt von einem Christen aus Lohr, der im April 2001 in Ägypten verunglückte und für Errettung und Genesung dankt.
Die Seelsorge in Mariabuchen besorgten zu Beginn die Benediktinerabtei Neustadt sowie die Pfarrei Steinfeld. 1726 berief Fürstbischof Christoph Franz von Hutten die Kapuziner an den Wallfahrtsort. Während der Säkularisation wurde das Kloster zwar nicht aufgehoben, durfte aber keinen Nachwuchs mehr aufnehmen. Erst 1849 konnten die Kapuziner zurückkehren und sorgten für eine neuerliche Blüte.
Minoriten in Mariabuchen
In jüngster Zeit mussten die Kapuziner den Wallfahrtsort wegen Personalmangels schließlich nach 276 Jahren verlassen. Doch dank des Engagements der Diözese und der deutschen Provinz der Franziskaner-Minoriten geht es weiter: Seit Oktober 2002 wird Mariabuchen von den beiden Minoriten Pater Paul Kusiak und Pater Jacek Maciejczak aus der Warschauer Provinz geführt. Seit April erhalten sie Verstärkung durch Pater Adalbert Chmielowiec, der gerade einen achtmonatigen Deutschkurs absolviert hat. Ebenso Söhne des heiligen Franz von Assisi wie die Kapuziner führen die Franziskaner in der schwarzen Kutte die Aufgabe ihrer Vorgänger fort und tragen zum Erhalt des Wallfahrtsortes bei. Die vielfältigen Aufgaben teilen sich die drei engagierten Patres: Dazu gehört die Feier der zahlreichen Gottesdienste und das Hören der Beichte ebenso wie 50 bis 60 Trauungen im Jahr und tägliche Andachten im Marienmonat Mai. Außerdem halten sie Sonntagsgottesdienste in der Kuratie Sankt Elisabeth des Bezirkskrankenhauses Lohr und helfen im Dekanat Lohr aus.
Wallfahrtsseelsorge
Hauptaufgabe der Patres ist jedoch die Wallfahrtsseelsorge: 80 bis 90 Gruppen kommen alljährlich nach Mariabuchen. Schwerpunkt sind natürlich die Monate Mai bis Oktober, doch auch in der Kar- und Adventszeit wollen die Patres künftig Einkehrtage anbieten, um Besuchern auch „außerhalb der Saison“ Ruhe zu vermitteln. Wichtig ist ihnen dabei, dass jede Gruppe persönlich empfangen wird. „Wir wollen die Leute nicht abschrecken, sondern ihnen entgegen kommen, sie ansprechen“, betont Pater Jacek. Vorüberkommende sollen ihre Sorgen und Nöte dalassen und teilen können. So steht, ganz im Sinne des Ordensgründers, der Mensch mit all seinen Nöten im Mittelpunkt: „Die Menschen, die nach Mariabuchen kommen, sollen sich geborgen und aufgehoben fühlen und zu Gott finden“, betont Guardian Paul Kusiak.
Harmonie unter Menschen
Ein zweiter zentraler Aspekt ist für die Patres die Harmonie unter den Menschen, auch in Mariabuchen. Damit spielt man auf die im Vorfeld der Neubesetzung entstandenen Probleme an, die heute größtenteils der Vergangenheit angehören: „Wir wurden mit Wohlwollen aufgenommen und haben uns sehr gut eingelebt“, erzählt Pater Jacek. Sicherlich befinden sich die drei jungen polnischen Patres dabei in einem beständigen Spannungsfeld, doch sie versuchen dies durch die „richtige Mischung“ zu lösen: Dies bedeute „einerseits die Mentalität, die Bräuche der Menschen hier zu respektieren, andererseits die franziskanische Identität zu pflegen“. So werden nun im „Gebet in den Anliegen der Wallfahrer“ bewusst die Bitten vorgetragen, die Besucher im ausliegenden Buch notiert haben. Denn „die Anliegen, die die Leute mitbringen, sind uns wichtig“.
Tipps und Fakten
Gottesdienste:
Sonn- und feiertags 7.30, 9.30 und 11 Uhr, um 9.30 Uhr im Sommer bei schönem Wetter Heilige Messe am Freialtar, 14.30 Uhr Andacht. Montags 19 Uhr Gebet, dienstags bis samstags 8 Uhr Morgenlob, letzter Freitag im Monat 19.30 Uhr Andacht.
Termine:
Im Mai werktags um 19 Uhr, sonn- und feiertags um 14.30 Uhr Maiandacht mit Rosenkranz. Predigtreihe „Mit Maria den Menschen sehen“: 1., 2., 9., 16., 20., 23. und 29. Mai. Die Mitglieder der Franziskanischen Gemeinschaft treffen sich alle zwei Monate jeden ersten Sonntag im Monat im Kloster Mariabuchen um 14.30 Uhr, nächster Termin ist der 6. Juni.
Einkehren:
Speis und Trank gibt’s im Buchenstüble, Telefon 09352/9200, in der Pilgergaststätte Waldrast, Telefon 09352/800400, oder in der Buchenmühle, Telefon 09352/ 87990.
Kontakt:
Franziskaner-Minoriten-Kloster Mariabuchen, Telefon 09352/2714.