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    Die alte Turmuhr in der Goßmannsdorfer Pfarrkirche St. Margaretha

    Ein Rädchen greift ins andere

    Die alte Turmuhr in der Goßmannsdorfer Pfarrkirche St. Margaretha
    GOSSMANNSDORF. Am Ostersonntag ist es soweit. Zeitumstellung. Sommerzeit. Die Uhren werden in der Nacht um eine Stunde vorgestellt. Ein Termin, den sich auch Hermann Ott in seinem Kalender dick angestrichen hat. Dann steigt er die Treppen im Goßmannsdorfer Kirchturm hinauf und öffnet einen verglasten Holzkasten. Was sich da in der Pfarrkirche St. Margaretha (Dekanat Haßfurt) unter dem Glockenstuhl befindet, ist andernorts nur noch selten zu bestaunen: eine mechanische Turmuhr.
     
    Tok-Tok-Tok. Gleichmäßig schwingt das große Pendel hin und her. Dahinter eröffnet sich dem Betrachter ein ebenso faszinierender wie komplizierter Bewegungsablauf. Unzählige Rädchen verschiedener Größe greifen harmonisch ineinander – Tag und Nacht. Das alte Räderwerk stammt aus der Werkstatt der Firma Hörz in Ulm. 1925 wurde es eingebaut und funktioniert seitdem tadellos. Einen entscheidenden Anteil daran hat Hermann Ott, der die Uhr seit mehr als 50 Jahren betreut.
     
    Nur ein paar Tropfen Öl
    Von Zeit zu Zeit brauche sie ein paar Tropfen Öl, erzählt der 68-Jährige. Und zweimal in der Woche schaut er nach, ob das Uhrwerk passt. Dann muss er gelegentlich mittels des großen Pendels justieren. Verblüffend ist die Genauigkeit, mit der der alte Zeitmesser seit Jahrzehnten arbeitet: In der Woche geht die Uhr höchstens eine Minute vor oder nach – je nach Witterung. Doch da nimmt es der gebürtige Goßmannsdorfer sehr genau: „Ich geh’ schon rauf in den Turm, wenn die Uhr 20 Sekunden vor oder nach geht.“
     
    Vom Vater auf den Sohne
    Turmuhr und Familie Ott haben seit jeher eine enge Bindung. Schon der Vater von Hermann Ott hatte die jetzige Uhr und sogar das Vorgängermodell gewartet. Vom Vater bekam Hermann Ott gezeigt, wie die Mechanik funktioniert. Dieses Wissen hat er mittlerweile seinem Sohn Daniel weitergegeben, der ebenfalls von der Uhr begeistert ist. Aufziehen muss Hermann Ott die Uhr nicht. Ein Elektromotor hat schon seit dem Einbau diese Arbeit übernommen. Nur wenn dieser defekt sein sollte, müssen die vier schweren Gewichte von Hand nach oben bewegt werden. Dafür sind aber die Gestänge beziehungsweise Wellen, die vom Uhrwerk aus wie Rohrleitungen zu den Zifferblättern der Uhren am Turm gehen, zu ölen. Genau fünf sind es. Vier steuern die Uhren an jeder der vier Seiten des Kirchturms. Eine fünfte geht hinunter ins Kirchenschiff und sorgt für eine weitere Besonderheit: Sie steuert eine Uhr, die im Altarraum hängt und so geschickt platziert ist, dass sie nur vom Pfarrer, aber nicht von den Gottesdienstbesuchern zu sehen ist.
     
    Turmuhr allseits geschätzt
    Die Genauigkeit ihrer Turmuhr wissen die Goßmannsdorfer zu schätzen. Da sie wegen ihrer exponierten Lage im ganzen Dorf sichtbar ist, nutzen sie viele der rund 900 Einwohner noch heute für die Zeitangabe. Wer allerdings am Ostersonntag nach Mitternacht einen Blick zum Kirchturm wirft, wird merken, dass die Uhr schon auf Sommerzeit gestellt ist. Seit genau 25 Jahren gibt es die Zeitumstellung in Deutschland. Früher ist Hermann Ott zu solchen Terminen immer um zwei oder drei Uhr in der Nacht den Turm hinaufgestiegen, um die Uhr pünktlich zu ändern. Heute sieht er das Ganze nicht mehr so eng: „Nachts merkt sowieso niemand, wann ich die Uhr umstelle.“ Also wird die mechanische Turmuhr in Goßmannsdorf heuer wahrscheinlich am Karsamstag umgestellt. Wer neugierig ist, blickt zum Kirchturm, sobald es dunkel wird.