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    Ein Pate für den leidenden Christus

    Ziel ist es, die Stationshäuschen fachgerecht zu erneuern und die Figuren in der vermutlichen Originalfassung wiedererstehen zu lassen. Dafür veranschlagte der Förderkreis statt der geschätzten Million „nur“ 250 000 Euro. „Das geht natürlich nur mit der engagierten Mitarbeit vieler“, erklärt Bernhard Maier, also durch Geld- und Materialspenden, Mithilfe, Bereitstellung von Maschinen sowie Patenschaften, die Karlstadter Bürger für einzelne Figuren übernehmen können.
    Lange Jahre stand der barocke Karlstadter Kreuzweg kurz vor dem Verfall. Doch dank der Initiative von Bernhard Maier und seiner Rentner-Truppe bleibt den Figuren, die von Bildhauern aus der Schäfer-Familie erschaffen wurden, dieses Schicksal wohl nun erspart. Gemeinsam mobilisieren die ehrenamtlichen Kreuzweg-Sanierer halb Karlstadt. So sorgen sie für eine fachgerechte Restaurierung und die Rettung dieses wichtigen Glaubens- und Kunstzeugnisses.

    Über knapp drei Kilometer führt der beinahe in Vergessenheit geratene barocke Kreuzweg den Nikolaus- oder Kalvarienberg im Südosten Karlstadts hinauf. Zwölf Stationshäuschen mit 60 Lindenholz-Figuren säumen den stillen Fußweg, der teils alleenartig durch Wiesen und Felder, teils romantisch durch den Wald führt. An seinem Gipfelpunkt erwartet den Wanderer eine imposante Kreuzigungsgruppe aus Sandstein; direkt unterhalb führt eine Stufenanlage auf eine erst jetzt wiedererstandene Lichtung, auf der ein 13. Stationshäuschen sowie eine klassizistische Grablege-Kapelle mit weiteren zehn Lindenholz- und einer Sandsteinfigur des auferstandenen Christus stehen.
    Die Anfänge dieses Kreuzwegs reichen vermutlich bis zur Weinhändler-Familie Nickel zurück, die um 1700 eine Kreuzigungsgruppe auf dem Bergrücken errichten ließ, um so den Leidensweg Christi vom fernen Jerusalem nach Hause zu holen. Dies nahm die Karlstadter Bürgerschaft zum Anlass, ab 1736 einen ganzen Figurenweg bei ortsansässigen Künstlern in Auftrag zu geben. Finanziert wurde das Projekt durch Spendenmittel.

    100 Jahre Bildhauertradition
    Drei Generationen aus der Bildhauer-Familie Schäfer schnitzten die barocken Figuren zwischen 1736 und 1836. Im Laufe der Zeit erfuhren die farbenprächtig bemalten Figuren jedoch so manche Veränderung: So wurden sie 1900 von Heinz Schiestl neu gefasst, bevor der damalige Pfarrer und spätere Bischof Josef Stangl sie 1944 mit grauer Farbe überziehen ließ, so dass man sie in den Kriegswirren für wertlose Steinfiguren hielt. Im Jahr 1974 laugte Pfarrer Paul Steinert die Figuren ab, versah sie mit Leinöl und brachte zum Schutz vor Nässe Kupferplatten an den Standflächen an.
    Dennoch stand der Kreuzweg zur Jahrtausendwende kurz vor dem Verfall: „Die Häuschen waren teilweise einsturzgefährdet, die Figuren von Feuchtigkeit durchzogen und schwarz vor Schimmel“, berichtet der Karlstadter Bernhard Maier, der den Zustand der Häuschen sorgenvoll beobachtet hatte. Die Sanierung nach öffentlicher Ausschreibung hätte die Stadt eine Million Euro gekostet – „eine Summe, die nicht aufzubringen war“, weiß er. Zwar hätte die Diözese eine Teilsanierung übernommen, aber erst in zehn Jahren … „Und das hätten unsere Figuren nicht überlebt“, ist Maier überzeugt.
    Deshalb wurde der umtriebige Rentner und pensionierte Polizeichef selbst tätig und fasste den ambitionierten Plan, „den Kreuzweg, der einst aus bürgerlichem Antrieb entstanden war, wieder durch Bürgergeld herzurichten“. Er verhandelte mit Stadt und Bürgermeister, sensibilisierte die Bürgerschaft, sprach Vereine und Gruppen an, traf Spezialvereinbarungen mit Firmen. So konnte er schließlich 2004 gemeinsam mit 15 Bürgern und Pfarrer Klaus Beißwenger den „Förderkreis St. Andreas e.V.“ aus der Taufe heben, der die Restaurierung leitet und organisiert.

    Kosten: rund 250 000 Euro
    Ziel ist es, die Stationshäuschen fachgerecht zu erneuern und die Figuren in der vermutlichen Originalfassung wiedererstehen zu lassen. Dafür veranschlagte der Förderkreis statt der geschätzten Million „nur“ 250000 Euro. „Das geht natürlich nur mit der engagierten Mitarbeit vieler“, erklärt Maier, also durch Geld- und Materialspenden, Mithilfe, Bereitstellung von Maschinen sowie Patenschaften, die Karlstadter Bürger für einzelne Figuren übernehmen können. Zudem konnte Fördervereinsvorsitzender Maier den 74-jährigen Mühlbacher Holzschnitzer Erich Gütling sowie den Karlstadter Kirchenmaler Josef Geißler gewinnen: Gütling restauriert die Figuren auf komplett ehrenamtlicher Basis, bessert marode Teile aus und ersetzt Fehlstellen. Kirchenmaler Geißler stellt dann mit hochwertigen Farben die vermutliche Ur-Fassung wieder her; statt veranschlagter 3000 Euro pro Figur verlangt er nur 1000 Euro, die von Paten bezahlt werden. Beratend steht den Sanierern das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zur Seite. Für die gesamte anfallende Logistik sorgt Maiers siebenköpfige Rentner-Truppe.
    Und das Konzept geht auf: Nach notdürftigen Sicherungsmaßnahmen begann man 2005 mit der Kreuzigungsgruppe, die von einer ortsansässigen Steinmetz-Firma zu einem „absoluten Spezialpreis“ und von weiteren Firmen zum Nulltarif saniert wurde. 2006 wandte man sich der Heilig-Grab-Kapelle zu, deren Zustand geradezu katastrophal war: „Der Bau war völlig eingewuchert, so dass wir das Gelände erst einmal freilegen und abgraben mussten“, erinnert sich Maier schaudernd: „Das Dach war verfault, die Figuren verschimmelt. Bei einem Gewitterregen saß ich im Grablege-Tempel und zählte unzählige undichte Stellen.“ Jetzt ist der klassizistische Tempel dank vieler Firmen und Bürger in strahlenden Farben wiedererstanden. Isolierungen und Schotterrasen schützen ihn vor neuerlich eindringender Feuchtigkeit.
    Ein organisatorischer Kraftakt und eine beispiellose Aktion, die mittlerweile sogar bundesweit Beachtung findet. So wurde Bernhard Maier 2006 im Rahmen des EFI-Programms (Erfahrungswissen für Initiativen) zum „seniorTrainer“ ernannt und gilt seitdem als leuchtendes Beispiel für eine gelungene private Initiative auf der Basis ehrenamtlichen Engagements älterer Menschen. Ein Jahr später wurde die Kreuzwegsanierung von der Uni Paderborn unter mehreren hundert Bewerbungen als eines von 22 „Projekten echten Bürgersinns“ ausgewählt und unter dem Titel „Die Kreuzritter von Karlstadt“ im Buch „Deutschland zum Selbermachen“ vorgestellt.

    Noch 38 Figuren suchen Paten
    Ungeachtet der bundesweiten Ehrungen arbeiten die Karlstadter weiter an der Rettung ihres Kreuzwegs. Mit der Restaurierung der beiden großen Einzeldenkmäler sowie
    von 20 Figuren sind bereits 40 Prozent der Arbeit geschafft. Als nächstes soll die 13. Station vollendet werden, deren Figuren bereits fertig restauriert in der Spitalkirche stehen. Dennoch: Trotz aller Erfolge warten noch 38 Figuren auf spendenfreudige Paten, darunter Frau-en-, Simons- und Marienfiguren sowie Darstellungen des leidenden Christus. Maier hofft auch hier auf engagierte Mithilfe vieler, damit die Arbeiten 2010 abgeschlossen werden können.

    Kontaktadresse:
    Förderkreis St. Andreas Karlstadt e. V., Beethovenstraße 16, 97753 Karlstadt. Spendenkonto: Konto-Nr. 43 410 877 bei der Sparkasse Mainfranken BLZ 790 500 00.