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Ein moderner Romantiker

Es beginnt mit einer einsamen Knabenstimme über dem meditativen Schlag der Röhrenglocken: das „Kyrie“ der St.-Laurentiusmesse von Alexander Wolf. Dann setzen allmählich die Orgel und die anderen Chorstimmen ein, bis sich das Thema in der letzten Steigerung zu harmonischer Fülle entfaltet. Wolf hat die Messe zum 400-jährigen Jubiläum der Stadtpfarrkirche von Marktheidenfeld komponiert. Am Patroziniumstag des Ortsheiligen wurde sie dort auch uraufgeführt.
Mit vollem Chor, Orgel, Pauke und den an ein Carillon erinnernden Glockenklängen folgt auf den originellen Anfang das jubelnde „Gloria“ – und kommt im fast nachdenklichen Wechselgesang der Stimmen wieder zur Ruhe.   

Volksliedhaftes Credo

Der leichte Aufschwung eines Tempowechsels sammelt sich erneut bei der Bitte „Miserere nobis“ und mündet am Schluss in die Wiederholung des glanzvollen Anfangsthemas.   Zunächst beinahe volksliedartig mutet das „Credo“ an. Es gewinnt an Dramatik und öffnet den Raum für den Solobariton, der erst das liedhafte Thema des Beginns aufgreift, dann beinahe deklamatorisch fortfährt. Die Klarheit der einzelnen Männerstimme spiegelt das ganze Gewicht der Botschaft von Christi Menschwerdung, Tod und Auferstehung wider. Der Chorgesang führt dann schließlich zurück zur Atmosphäre des Beginns, nur unterbrochen durch das einstimmig intonierte Bekenntnis zur katholischen und apostolischen Kirche.   Das „Sanctus“ hebt mit der Grandezza eines Triumphmarsches an, vom hypnotischen Schlag der kleinen Trommel untermalt und durch ruhigere Einschübe nur kurzzeitig abgemildert. Beinahe unvermittelt folgt „Hosanna in excelsis“; es ist mehr Frage als Feststellung, worauf das „Benedictus“ die Antwort gibt, bevor die Anfangselemente zurückkehren. Doch der Triumph ist gebrochen, die reine Jubelstimmung will sich nicht mehr einstellen, und das kurze „Agnus Dei“ hält diese Verhaltenheit noch eine Weile aufrecht, bis schließlich die kraftvolle Bitte um Frieden das Eingangsthema des „Gloria“ wieder aufgreift und die Messe mit einem nahezu jauchzenden Ruf endet.  

Gemeinde ist musikalisch

„In unserer Gemeinde spielt die Musik eine große Rolle“, erklärt der Komponist, der sich im Dekanat Lohr als Dekanatsbeauftragter um Liturgie- und Kirchenmusik kümmert. „Ich selbst bin für die Orgeldienste zuständig, bilde die Kantoren aus und kümmere mich um die musikalische Jugendarbeit.“ Der Kirchenmusiker und Pastoralreferent der Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius am Spessart, Alexander Wolf, spielt mehrere Instrumente. Was das Komponieren angeht ist er jedoch Autodidakt. Dennoch kann Wolf  bereits auf ein stattliches Werkeverzeichnis verweisen, das im Kölner Musikverlag Wilhelm G. Haas veröffentlicht wird.  

Ein Auftrag an sich selbst

Die Messe war laut Wolf„eine selbst gestellte Auftragsarbeit“. Ganz bewusst entschied sich der Komponist für ein liturgisches Werk, mit dem Ordinarium in lateinischer Sprache als Textgrundlage. „Zu Ehren des 400-jährigen Kirchenjubiläums habe ich da auf die Tradition der damaligen Epoche zurückgegriffen – nicht auf die heute übliche deutsche Sprache der Messfeier“, erklärt er. Stilistisch jedoch bewegt sich das Stück zwischen der späten Romantik und der frühen Moderne. „Ich sehe mich tatsächlich als modernen Romantiker“, bestätigt Wolf. „Und ich will, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht vor schrägen, atonalen Klängen erschrecken müssen, sondern sich bei etwas Vertrautem wohlfühlen, das zu Herzen geht.   Wolfs musikalische Einflüsse sind vielfältig. Er sammelte Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Bereichen, von der Blasmusik über die Klassik bis hin zum Jazz. „Außerdem bin ich ein großer Filmmusikfan“, erzählt er. „Komponisten wie Karl Jenkins und Hans Zimmer sind groß darin, Stimmungen einzufangen und auf den Punkt zu bringen. Da sind sie mir echte Vorbilder.“

 

Kurz und prägnant

Wolfs St.-Laurentiusmesse verdichtet in nur 15 Minuten die verschiedensten Atmosphären. „Diese zuhörerfreundliche Länge ist kein Zufall“, sagt der Komponist lachend. „Die Gemeinde kommt ja nicht zu einem Konzert, sondern in einen Gottesdienst. Und da soll sie aktiv teilhaben und nicht ungebührlich lange in eine passive Rolle gedrängt werden. Zudem muss ja nach der Messe noch das Mittagessen gekocht werden, da darf sie nicht allzu sehr ausufern.“   Die Verwirklichung seines ambitionierten Projekts verdankt Wolf den regen musikalischen Aktivitäten in seinem aus sieben Gemeinden bestehenden Pfarreienverband, dem insgesamt 7500 Katholiken angehören. So fand sich ein engagierter Projektchor mit vielen erfahrenen Sängerinnen und Sängern. „Darunter gleich mehrere Chorleiter“, berichtet Wolf. „Es gab aber keinerlei künstlerische Allüren. Alle waren mit ganzem Herzen bei der Sache.“  

Auf CD erhältlich

Auch die schlanke Besetzung mit zwei Solostimmen, Chor, Schlagwerk und Orgel war etwas, „das die Gemeinde gut stemmen konnte“, erzählt der Musiker. „Ein Orchester macht so etwas gleich sehr teuer. Außerdem besteht auf diese Weise die Hoffnung, dass auch andere Kirchengemeinden das Werk einmal aufführen! Der heilige Laurentius ist ja der Patron vieler Kirchen hier in Deutschland.“ Wer auf Wolfs St.-Laurentiusmesse neugierig geworden ist, muss zum Glück nicht auf eine Aufführung warten.   Eine CD-Aufnahme in der Besetzung der Uraufführung, mit dem Projektchor „St. Laurentius am Spessart“, den Solisten Jannis Werbach und Elias Wolf, den Perkussionisten Johannes Richter und Peter Sebold, dem Dekanatskantor Alfons Meusert an der Orgel, und dem Komponisten am Dirigentenpult ist im Pfarramt von St. Laurentius in Marktheidenfeld erhältlich.   Kontakt: Telefon 0 93 91/98 72 31; E-Mail „pfarrei.marktheidenfeld@bistum-wuerzburg.de“.