Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Worum geht es in der Weiterbildung Schulpastoral und welche Chancen bietet der Lehrgang?

      Ein Mehrwert für Schule, Familie und Gesellschaft

      Bis 2025 soll es „in allen Schulen im Gebiet der Diözese Schulpastoral geben“. So lautet zumindest ­eine Zielvorstellung in den „Schwerpunktsetzungen der Bistumsleitung 2020 bis 2025“, die im Juli 2020 vom Allgemeinen Geistlichen Rat verabschiedet wurden. Gelingen soll dies durch den Weiterbildungskurs „Schulpastoral“, den gerade eine Gruppe von Lehrkräften abgeschlossen hat. Aber auch neue Kooperationen mit den Pastoralen Räumen sind geplant.

      Schulpastoral ist nach Ansicht von Helga Kiesel heute wichtiger denn je, weil „Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit in der Schule verbringen und Schulen sich zum Brennpunkt gesellschaftlicher Einflüsse und Notlagen entwickeln“. Die Referentin für Schulpastoral (Würzburg) gehört mit Andrea Buhler-Schmidt (Aschaffenburg, Miltenberg, MSP), Thorsten Kneuer (Schweinfurt) sowie Giuseppe Concialdi (Krisenseelsorge im Schulbereich) zum vierköpfigen Schulpastoralteam, das sich zum Start des Schuljahres 2021/22 neu aufgestellt hat. Schulpastoral ist den Experten zufolge „lebensraumorientierte Pastoral“ und ein „Dienst an und mit den Menschen“.

      Ziel ist es, das Schulleben humaner zu gestalten. Junge Menschen sollen ganzheitlich in ihrer Entwicklung gefördert werden und Erfahrungsräume für Leben und Glauben entdecken. Adressaten von Schulpastoral sind dabei nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern die gesamte Schulfamilie – also Lehrer, Hausmeister, Sekretärinnen und Eltern. Damit wirke Schulpastoral „in die Familien, das Lebensumfeld junger Menschen, die gesamte Gesellschaft hinein“, so Thorsten Kneuer.

      Mischung aus Theorie und Praxis

      Sieben Schulpastoral-Weiterbildungen mit 100 Lehrkräften hat es im Bistum Würzburg bereits gegeben. Am siebten Kurs, der im März 2022 zu Ende gegangen ist, haben neun Lehrkräfte aller Schularten und aus dem ganzen Bistum teilgenommen. Im Kurs sollten die Teilnehmenden persönliche, kommunikative und spirituelle Kompetenzen erwerben, die eigene Schule analysieren, ein eigenes Konzept von Schulpastoral entwickeln und lernen, sich zu vernetzen, berichtet Helga Kiesel. Zu den Inhalten gehörten deshalb die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, Spiritualität und Biographie ebenso wie ganz praktische Einheiten zu Kommunikation, Gruppenprozessen oder Umsetzung.

      Die lebensnahe Mischung aus Theorie und Praxis hat auch Christoph Beck begeistert. Seine Ehefrau hatte bereits drei Jahre zuvor sehr von der Weiterbildung profitiert; daraufhin hat der Latein- und Religionslehrer am Würzburger Wirsberg-Gymnasium seine Schulleitung angefragt und den Zuschlag erhalten. Becks Anliegen war es, „im Beruf nicht stehen zu bleiben“, sondern sich „weiterzuentwickeln und neue Impulse zu bekommen“. Zwar sei Schulpastoral im Religionsunterricht „immer irgendwie dabei“, er wollte aber „ein festeres Fundament bekommen“.

      Blick auf Talente in Weiterbildung geschärft

      Auf persönlicher Ebene hat die Weiterbildung seinen Blick auf eigene Talente geschärft, meint der Lehrer: „Ich nehme mich selbst bewusster wahr, kenne meine Stärken, habe noch mehr Sicherheit gewonnen.“ Einen wichtigen Anteil daran hatten neben der Biographie-Arbeit die Supervisionsgespräche, wo er Selbstvergewisserung erfahren habe.

      Als entlastend empfand er die Praxisgruppentreffen, bei denen die Teilnehmenden anonymisierte Problemfälle aus dem Schulalltag besprechen konnten. „Während sich der Fallgeber zurücklehnt, weben die anderen ihre Beobachtungen zusammen und bieten Lösungsmöglichkeiten an – so kommt man auf neue Ideen und Blickwinkel“, berichtet Beck.

      Pausen im rastlosen Schulbetrieb

      Verändert hat sich durch die Weiterbildung bei Christoph Beck so einiges: So hat er nun eine Art „Label“, Schüler und Kollegen erkennen: „Der hat ein Ohr für mich“. Er selbst versucht nach zwei Jahren intensiver Schulung „noch besser hinzugucken und aufmerksamer zu sein, also: Was bewegt meine Schüler? Wo kann ich helfen? Wie kann ich Pausen im rastlosen Schulbetrieb anbieten?“

      Da Schulpastoral an seiner Schule bereits seit Jahren gelebt wird, musste er das Rad nicht neu erfinden: „Gute Tradition sind fünf Gottesdienste pro Schuljahr, der Pilgerweg eines Kollegen von Schweinfurt nach Vierzehnheiligen oder die Taizé-Fahrt für Oberstufenschüler“, berichtet er. Mit „Hinhören und Da-sein“ setzt Beck, der zeitgleich eine Ausbildung zum Referenten für schulinterne Lehrerfortbildungen zum Thema „KESS erziehen in der Schule“ (KidS) absolviert hat, weitere kleine Akzente. Zum Beispiel durch ein Segensangebot für Abiturienten am ersten Prüfungstag oder vorweihnachtliche Besuche in den einzelnen Schulklassen mit kurzen Nachdenk-Impulsen.

      Bewusstes Wahrnehmen

      Eng damit verknüpft ist auch Becks Projektarbeit mit dem Titel „Wertschätzung“. Dabei will er ermuntern, dass „wir beispielsweise Reinigungskräfte oder Sekretärinnen nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern als Menschen, die einen wichtigen Beitrag zum Schulleben leisten“. Zu den Adressaten von Wertschätzung gehören aber genauso Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler selbst, denn: Bewusstes Wahrnehmen und ein nettes Wort verbessern nicht nur das Kleinklima vor Ort, sondern wirken sich auf die gesamte Gesellschaft aus.

      Den hohen Zeitaufwand hat Christoph Beck gerne in Kauf genommen. Die Fortbildungstage habe er als „sehr bereichernd“ erlebt – „sowohl durch die inhaltliche Vielfalt als auch durch den unmittelbaren Austausch mit anderen Teilnehmern“, unter denen sich sehr schnell „ein vertrautes Miteinander“ entwickelt habe. „Am Ende springt mehr raus als ich an Zeit investiert habe“, ist der Lehrer überzeugt: So war die Weiterbildung nicht nur ein wichtiger Baustein seiner Persönlichkeitsentwicklung, sondern habe auch das berufliche Standing gestärkt. Ein Mehrwert für die Zukunft ist für ihn auch die Vernetzung mit anderen Kollegen und Schulen.

      Bestehendes und Neues

      In dieses Netzwerk sollen künftig auch die Pastoralen Räume einbezogen werden. „Die Verknüpfung von Gemeinde- und Schularbeit ist nämlich eine echte Win-win-Situation“, bestätigt Andrea Buhler-Schmidt. „Indem wir bestehende Angebote mit neuen verknüpfen, können wir Synergie-Effekte nutzen“, so die Referentin. Darüber hinaus ermögliche die Verkündigung an neuen Orten wie zum Beispiel Besinnungstage oder Verabschiedungen im Pfarrzentrum, Menschen in anderen Situationen kennenzulernen. „Lehrer haben einen Zugang zu jungen Menschen und den sollte Kirche nutzen“, ist sie überzeugt.

      Beispiele für gelingende Kooperationen gibt es bereits jetzt: So hat etwa eine Lehrerin in Haibach mit einer ganzen Klasse an der 72-Stunden-Aktion des BDKJ teilgenommen, in Kahl am Main werden der „Raum der Stille“ und die „Stille Pause“ von drei Pfarrei-Mitgliedern geleitet und an der Würzburger St.-Ursula-Schule ist eine Kooperation zwischen Schule und Pastoralem Raum bei der Firmvorbereitung im Gespräch. Last but not least ist solches Engagement ein Gewinn, der auch objektiv messbar ist, wirbt Thorsten Kneuer, denn: „An Schulen mit Schulpastoral fällt die staatliche Schul-Evaluation stets deutlich besser aus.“

      Anja Legge

      Der nächste Weiterbildungskurs für Religionslehrkräfte, Pastoral- und GemeindereferentInnen, Diakone, Priester und Ordensleute aus dem Bereich Schulpastoral startet im Januar 2023. Weitere Infos und Anmeldung (bis 25. November) unter schulpastoral.bistum-wuerzburg.de oder Telefon 0931/386-30851.