Ist Fasten noch zeitgemäß? Die aktuellen Angebote von Wellness-Hotels und die Flut entsprechender Beiträge in den vielen bunten Blättern legen ein deutliches Ja nahe. Aber, so mag man einwenden, da geht es doch nur um Abspecken, um Gesundheit, um Äußerliches und Vordergründiges, und nicht um das Fasten im christlichen Sinn. Denn das meint Körper, Geist und Seele; christlichem Fasten geht es um Haltungen, um Umkehr und Buße. Schließlich spricht die Kirche offiziell schon seit geraumer Zeit lieber von österlicher Bußzeit als von Fastenzeit.
Und das ist ja auch richtig: das Fasten, zu dem die Kirche die Gläubigen in den Wochen vor Ostern auffordert, bedeutet mehr als den Verzicht auf Nahrung oder bestimmte Nahrungsmittel, mehr als den Verzicht auf Genussmittel oder liebe Gewohnheiten. Und deshalb geht es ja auch nicht um die Einhaltung allgemein vorgeschriebener Fastengebote, sondern um den je persönlichen Weg. Und doch ist es gut und sogar eine Hilfe, wenn dieser Weg nicht der Beliebigkeit überlassen wird, sondern einen Orientierungsrahmen und Vorgaben hat. Das ist zum einen der zeitliche Rahmen der 40 Tage; zunehmend scheinen die Menschen den Stellenwert solch besonders geprägter Zeiten wieder zu entdecken als Chance, den Alltag bewusst zu unterbrechen. Und über das traditionelle Fasten hinaus gibt es heute ein Fülle von Angeboten, seine eigene Fastenzeit zu gestalten, seinen persönlichen Verzicht zu leisten: Fastenkalender – auch im Internet –, Auto-Fasten, Handy-Fasten oder die Aktion „Sieben Wochen anders leben“ seien als Beispiele genannt. Solches Tun schafft Verbindung, führt Menschen zusammen – heute nicht mehr nur örtlich, sondern auch virtuell im Internet. Und da auch das Almosen geben zum christlichen Fasten gehört, verbindet es auch auf diese Weise Menschen, sogar weltweit. Auch kann es – Stichwort Auto-Fasten – eine zwar bescheidene, aber persönliche Reaktion auf moderne Herausforderungen sein – und Anstoß zu generellen Verhaltensänderungen. Fasten ist also absolut zeitgemäß, nicht nur im Sinne von Wellness und Körperkult.