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Gedanken zum Sonntagsevangelium von Jürgen Herberich, Würzburg
Ein leerer Briefumschlag
Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, so, wie man in eine Falle gerät; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.
Lukas 21,25–28.34–36
Die Abreißkalender dieses Jahres haben nur noch wenige Blätter. Gute Terminkalender haben noch ein paar – meist kleinere – Felder für die Monate Januar bis März des kommenden Jahres, vielleicht sogar für das erste Halbjahr. Da lassen sich auch noch Termine für 2004 eintragen. Mein kleiner elektronischer Kalender geht zwar noch viel weiter. Aber auch an Silvester des Jahres 2031 kommt für ihn das Ende. Jeder Kalender ist begrenzt. Begenzt wie unsere Zeit.
Wir wissen, dass wir nicht unbegrenzt auf Erden leben. Ein Tag nach dem anderen vergeht, bis zu unserem letzter Tag. Begrenzt ist auch das Leben unserer Welt. Gottes Schöpfung wird an ihr Ende kommen. Nicht in Tagen, nicht in Jahren, sondern in Jahrmillionen, so rechnen wir Menschen des 21. Jahrhunderts.
In den Tagen nach Jesu Tod und Auferweckung war das ganz anders. Nicht Jahrtausende, sondern nur noch Jahre, Wochen, ja vielleicht wenige Tage bis zum Ende der Tage. Die Christinnen und Christen der ersten Generation waren überzeugt: es wird nur noch eine kurze Zeit dauern. Die Wiederkunft Christi erwarteten sie sehnsüchtig und beteten: Maranatha, ja, Herr Jesus, komm! Wenn er wiederkommen wird beginnt etwas Neues, das große Fest beim Vater, zu dem Christus die Seinen führen wird. Das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.
In einer reichen Bildersprache redete man von Ende: Kosmische Erschütterungen, Krieg, Hunger, ein apokalyptisches Drama. Die Menschen werden zittern vor dem tobenden Meer und den Wellen, es gibt drohende Zeichen an Sonne, Mond und Sternen. Ihr braucht keine Angst zu haben, so die frohe Botschaft des Lukas, die sein ganzes Evangelium durchzieht. Habt Zuversicht, wenn das Ende kommt, den es kommt für euch als Erlösung. Richtet euch auf, Christus kommt und mit ihm das Reich Gottes in Fülle.
Als Lukas sein Evangelium in den 80iger Jahren des ersten Jahrhunderts schrieb, war seit Jesu Auferstehung gut ein halbes Jahrhundert vergangen. Die Wiederkunft Christi hatte sich verzögert. Auch die Zerstörung Jerusalems lag schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Der im Krieg zerstörte Tempel wurde anfangs als Zeichen dafür gedeutet, dass das Ende kurz bevor stand. Lukas lenkt den Blick auf die Gegenwart, wie man jetzt leben kann und soll, damit die Begegnung mit dem wiederkommenden Christus angstfrei wird. Lasst euch nicht vom Rausch umnebeln. Lasst euch nicht von den Alltagssorgen gefangen nehmen.
Viele Alltagssorgen haben wir in diesen Tagen vor Weihnachten. Von den eher kleinen Sorgen „Was soll ich schenken?“ über die Sorgen vieler in unserer Gesellschaft „Wie wird es weitergehen?“ bis hin zu persönlichen Sorgen, die gar nicht ausgesprochen werden, ja manchmal scheinbar gar nicht ausgesprochen werden können. Lasst euch von diesen Sorgen nicht gefangen nehmen, so dass ihr gefesselt seid und euch nicht mehr bewegen könnt. Lasst euch nicht lähmen wie die Menschen damals gelähmt waren aus Angst vor einem schrecklichen Ende, wartet auf Christus, der euch rettet und erlöst, so Lukas.
Vier Sonntage sind es bis zum Fest der Geburt Jesu, die Lukas mit den freudigen Worten zusammenfasst: „Heute wurde in der Stadt Davids euer Retter geboren – Christus, der Herr.“ Was haben die Ängste und Sorgen mit der frohen Botschaft von Weihnachten zu tun? Wie kann Christus sie wandeln, wenn wir seine Geburt feiern? In diesem Jahr werde ich zu unserem Adventskranz einen leeren Briefumschlag legen, auf den ich schreibe „Bald wird unser Retter geboren“. Im Briefumschlag ist Platz für alle Ängste und Sorgen, die mich bewegen und umtreiben, aber auch für die Ängste und Sorgen der Menschen, die ich kenne und denen ich vor Weihnachten begegne. Ich glaube, dass Christus uns befreit von dem, was uns beugt und lähmt.
Der Autor arbeitet als Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal und ist Mitglied der bayerischen Regional-Kommission zur Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechtes.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, so, wie man in eine Falle gerät; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.
Lukas 21,25–28.34–36
Die Abreißkalender dieses Jahres haben nur noch wenige Blätter. Gute Terminkalender haben noch ein paar – meist kleinere – Felder für die Monate Januar bis März des kommenden Jahres, vielleicht sogar für das erste Halbjahr. Da lassen sich auch noch Termine für 2004 eintragen. Mein kleiner elektronischer Kalender geht zwar noch viel weiter. Aber auch an Silvester des Jahres 2031 kommt für ihn das Ende. Jeder Kalender ist begrenzt. Begenzt wie unsere Zeit.
Wir wissen, dass wir nicht unbegrenzt auf Erden leben. Ein Tag nach dem anderen vergeht, bis zu unserem letzter Tag. Begrenzt ist auch das Leben unserer Welt. Gottes Schöpfung wird an ihr Ende kommen. Nicht in Tagen, nicht in Jahren, sondern in Jahrmillionen, so rechnen wir Menschen des 21. Jahrhunderts.
In den Tagen nach Jesu Tod und Auferweckung war das ganz anders. Nicht Jahrtausende, sondern nur noch Jahre, Wochen, ja vielleicht wenige Tage bis zum Ende der Tage. Die Christinnen und Christen der ersten Generation waren überzeugt: es wird nur noch eine kurze Zeit dauern. Die Wiederkunft Christi erwarteten sie sehnsüchtig und beteten: Maranatha, ja, Herr Jesus, komm! Wenn er wiederkommen wird beginnt etwas Neues, das große Fest beim Vater, zu dem Christus die Seinen führen wird. Das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.
In einer reichen Bildersprache redete man von Ende: Kosmische Erschütterungen, Krieg, Hunger, ein apokalyptisches Drama. Die Menschen werden zittern vor dem tobenden Meer und den Wellen, es gibt drohende Zeichen an Sonne, Mond und Sternen. Ihr braucht keine Angst zu haben, so die frohe Botschaft des Lukas, die sein ganzes Evangelium durchzieht. Habt Zuversicht, wenn das Ende kommt, den es kommt für euch als Erlösung. Richtet euch auf, Christus kommt und mit ihm das Reich Gottes in Fülle.
Als Lukas sein Evangelium in den 80iger Jahren des ersten Jahrhunderts schrieb, war seit Jesu Auferstehung gut ein halbes Jahrhundert vergangen. Die Wiederkunft Christi hatte sich verzögert. Auch die Zerstörung Jerusalems lag schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Der im Krieg zerstörte Tempel wurde anfangs als Zeichen dafür gedeutet, dass das Ende kurz bevor stand. Lukas lenkt den Blick auf die Gegenwart, wie man jetzt leben kann und soll, damit die Begegnung mit dem wiederkommenden Christus angstfrei wird. Lasst euch nicht vom Rausch umnebeln. Lasst euch nicht von den Alltagssorgen gefangen nehmen.
Viele Alltagssorgen haben wir in diesen Tagen vor Weihnachten. Von den eher kleinen Sorgen „Was soll ich schenken?“ über die Sorgen vieler in unserer Gesellschaft „Wie wird es weitergehen?“ bis hin zu persönlichen Sorgen, die gar nicht ausgesprochen werden, ja manchmal scheinbar gar nicht ausgesprochen werden können. Lasst euch von diesen Sorgen nicht gefangen nehmen, so dass ihr gefesselt seid und euch nicht mehr bewegen könnt. Lasst euch nicht lähmen wie die Menschen damals gelähmt waren aus Angst vor einem schrecklichen Ende, wartet auf Christus, der euch rettet und erlöst, so Lukas.
Vier Sonntage sind es bis zum Fest der Geburt Jesu, die Lukas mit den freudigen Worten zusammenfasst: „Heute wurde in der Stadt Davids euer Retter geboren – Christus, der Herr.“ Was haben die Ängste und Sorgen mit der frohen Botschaft von Weihnachten zu tun? Wie kann Christus sie wandeln, wenn wir seine Geburt feiern? In diesem Jahr werde ich zu unserem Adventskranz einen leeren Briefumschlag legen, auf den ich schreibe „Bald wird unser Retter geboren“. Im Briefumschlag ist Platz für alle Ängste und Sorgen, die mich bewegen und umtreiben, aber auch für die Ängste und Sorgen der Menschen, die ich kenne und denen ich vor Weihnachten begegne. Ich glaube, dass Christus uns befreit von dem, was uns beugt und lähmt.
Der Autor arbeitet als Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft Dürrbachtal und ist Mitglied der bayerischen Regional-Kommission zur Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechtes.