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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Gudrun Heid

    Ein kraftvolles Wort

    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Gudrun Heid
    Evangelium
    Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
    Johannes 1,1-5.9-14
     
    Sprache ist das wichtigste Instrument, sich selbst auszudrücken, zu kommunizieren und Informationen weiter zu geben. Sprache bildet die Wirklichkeit ab und fördert Bewusstsein. Die Entwicklung eines Menschen, das Heranwachsen seines Selbstbewusstseins, die Entfaltung seiner geistigen, seelischen und körperlichen Möglichkeiten bis hin zur eigenen Identität ist von Anfang an engstens verwoben mit der Entwicklung seiner Sprachfähigkeit. In der Hörgeschädigtenpädagogik ist von Spracharmut und -mächtigkeit die Rede. Wer über keine oder nur wenig Sprache verfügt, ist in jeder Hinsicht arm dran. Wir leben mit Sprache und von ihr.
    In der Tat ist die Sprache auch ein Machtinstrument, das wir selbst einsetzen und das manchmal gegen uns gerichtet wird. Wer kennt nicht Situationen, in denen Worte der Ablehnung oder Kritik, der Missachtung oder Wut kränkend trafen. Mit Worten werden viele Wunden geschlagen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie von Einzelpersonen stammen und direkt geäußert werden oder ob es sich um ein Hintenrum-Gerede handelt oder um kirchliche Verlautbarungen, die sich an einen breiten Adressatenkreis wenden. Worte können trennen, klein machen, beleidigen, verurteilen, ängstigen, vernichten und sich wie Brandzeichen einprägen. Manches Urteil aus der Kindheit oder Jugendzeit steckt so tief in einem Menschen, dass es bis ins hohe Erwachsenenalter wirkt und nur schwer zu überwinden ist.
    Genauso gravierend können Worte der Anerkennung und des Lobes, des Mitgefühls und des Trostes, der Freundschaft und Zuneigung einen Menschen würdigen, aufrichten, wachsen lassen, ermutigen, stärken, befreien, kurzum zum Leben ermächtigen. Ein solch macht- und kraftvolles Wort Gottes ergeht heute an uns.
    Auch Gott bedient sich des Wortes, um sich mitzuteilen. Wenn er redet, entsteht Leben, schafft er Neues. Gottes Wort ist der Urgrund allen Seins. Bei der Schöpfung der Welt hat es angefangen: „Gott sprach: „Es werde Licht. Und es ward Licht.“ Im Wort gebiert Gott das Licht, das täglich für uns aufgeht, das unser Leben hell macht, das unsere Dunkelheit – sei sie Trauer, Verzweiflung, Krankheit oder Schmerz, Minderwertigkeit, Enge, Überforderung, Unruhe, Einsamkeit, Wut oder ein anderes Leid – durchdringt, wenn wir hinschauen und unser Herz öffnen und das lebenspendende Licht mit jedem Atemzug in uns einströmen lassen.
    „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ So ernst meint es Gott mit uns, dass er selbst Mensch wird mit Herz, Hand und Fuß. In Jesus nimmt das Licht Gottes menschliche Gestalt an. In ihm äußert Gott seine erhebendste Zusage: Ich liebe dich, Mensch. Ich heilige und heile dich. In Jesus zeigt Gott, dass er sein Wort hält und uns treu ist über den Tod hinaus.
    Die Frage ist, ob wir uns ansprechen lassen, ob wir dieser Stimme trauen und mit unserem Vertrauen antworten.
    Der Evangelist Johannes setzte den heutigen Text bewusst gleichsam als Ouvertüre an den Anfang seines Evangeliums. Er kannte ihn als Lobgesang und Bekenntnis aus den urchristlichen Taufgottesdiensten. Uns wird diese Frohe Botschaft als Auftakt zum Neuen Jahr verkündet. Gott lädt uns ein, neu aus ihm geboren zu werden, uns von seinem Licht verwandeln zu lassen, wo wir unerlöst sind. Gott wird Kind, Frau, Mann in uns, wenn wir dort, wo wir heilungsbedürftig sind, den Himmel in uns einpflanzen und blühen lassen.
     
    Die Autorin arbeitet als Pastoralreferentin im Hörgeschädigten-Zentrum Würzburg und koordiniert den Ausbau der diözesanen Gehörlosenseelsorge.