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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Ein kleines Stück Irland im Herzen Europas

    Zu feierlichen Orgelklängen durchschreitet die irische Delegation die Kathedrale. Domkapitular Lenssen zeigt den Gästen den zum Altar gehörenden Bergkristallschrein mit den Häuptern der Frankenapostel. Das von Bischof Friedhelm auf Englisch vorgetragene Gebet, in dem vom Brückenbau zwischen den Völkern die Rede ist, beantwortet die Präsidentin mit einem energischen „Amen“. „Building bridges – Brücken bauen“, so lautet das Motto, unter das Mary McAleese ihre Präsidentschaft gestellt hat.
    Schülergruppen stehen vor der mächtigen Fassade der Neumünsterkirche und zeigen Flaggen in Grün-Weiß-Orange. Zu beiden Seiten der Schönbornstraße bilden sie auf dem Gehweg eine Art Spalier und stimmen sich auf ein besonderes Ereignis ein: Zum ersten Mal seit 1977 empfängt Würzburg wieder ein irisches Staatsoberhaupt. Wegen der engen Bindungen zwischen Irland und Franken, die im siebten Jahrhundert mit der Missionsarbeit der Frankenapostel begannen, kommt Präsidentin Mary McAleese an diesem 27. Februar nach Würzburg.

    Schon seit 1982 pflegt das Würzburger Matthias-Grünewald-Gymnasium eine Schulpartnerschaft mit der irischen Ortschaft Bray, die südlich von Dublin direkt am Atlantik liegt. Dank des Schüleraustauschprogramms lernen immer wieder Schüler aus Bray und Würzburg die Heimat des jeweiligen Partners kennen. Daher fehlen die Schüler des Grünewald-Gymnasiums auch beim Staatsbesuch von Mary McAleese nicht. Zwei neunte Klassen sind es, die unter Aufsicht von Oberstudienrätin Annette Burgschmidt das Besuchsprogramm mit einem Fahnenmeer umrahmen.

    Emotionales Willkommen
    Gespannt auf die Präsidentin sind nicht nur die 15- und 16-jährigen Schüler, sondern auch Bischof  Friedhelm und Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, die vor dem Eingang der Kiliansgruft warten. Beide werden gefragt, ob sie aufgeregt seien, beide antworten mit „Nein“. Der Bischof hat schon in seiner Zeit als Weihbischof von Köln Erfahrungen im Umgang mit prominenten Staatsgästen gesammelt, und auch für den Domkapitular ist es nicht der erste hohe Besuch. Unverkrampft, so kann man das atmosphärische Umfeld der Staatsvisite beschreiben. Nur der Himmel spielt nicht ganz mit. Düstere schwere Wolken geben der Sonne keine Chance, als der von Polizeiwagen eskortierte Autokonvoi mit Staatspräsidentin Mary McAleese vor dem Neumünster eintrifft. Begleitet von ihrem Ehemann Dr. Martin McAleese, Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann, Vertretern der Stadt Würzburg und der Republik Irland widmet sie sich zunächst den begeisterten Schülergruppen. Wegen des eng gefassten Zeitplans sind freilich nur ein paar kurze Worte mit wenigen Jugendlichen möglich. Trotzdem gewinnt die Präsidentin die Herzen der Schülergemeinde. Deren Jubel hält an, als sie in Begleitung von Bischof und Domkapitular in die Kiliansgruft hinabsteigt.

    Kilians-Vita im Gruftgewölbe

    Die in der Gruft bereitgestellten Stühle sind so angeordnet, dass sich der Blick von Mary McAleese auf den Kiliansschrein richtet, der im matten Lichtschein der Raumbeleuchtung schimmert. Domkapitular Lenssen verweist darauf, dass der Schrein die Gebeine der Frankenapostel mit Ausnahme ihrer Häupter berge. Eine Simultandolmetscherin übersetzt ins Englische, während Lennsen die Legende von den Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan erzählt: wie sie im siebten Jahrhundert aus dem fernen Irland aufbrachen, den germanischen Heiden die frohe Botschaft verkündeten und auf Veranlassung der Herzogsgattin Gailana mit dem Schwert umgebracht wurden. In Franken gehört die Legende zum überlieferten Traditionsgut, aber auch in Irland ist die Kilians-Vita bekannt. Mary McAleese wird später im Gespräch mit Journalisten auf der Alten Mainbrücke berichten, dass ein guter Bekannter von ihr Würzburg schon mehrmals bereist habe und sie somit die Geschichte der Frankenapostel bestens kenne. „Wir kommen nicht als Fremde“, sagt die Präsidentin über sich und ihren Ehemann. Und das, obwohl es für das Paar der erste Besuch in der Stadt am Main ist. Die scheint der Präsidentin zu gefallen. Sie erlebe Würzburg ein wenig so, als wäre sie zu Hause, meint Mary McAleese.

    Im Bürgerkrieg aufgewachsen

    Wahrscheinlich ist es die katholische Verwurzelung Unterfrankens, die in der Irin heimatliche Gefühle wachruft. Am 27. Juni 1951 in einem katholischen Viertel der nordirischen Hauptstadt Belfast geboren, wuchs Mary McAleese gemeinsam mit acht Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Den Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten erlebte sie hautnah mit. Trotz ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Minderheit gelang McAleese eine Blitzkarriere: Mit 24 Jahren erhielt die Juristin eine Professur an der Queen´s University von Belfast. Als sie 1997 zur achten Präsidentin der Republik Irland gewählt wurde, kam mit ihr erstmals eine Vertreterin der Unruheprovinz Nordirland in dieses Amt. Der katholischen Kirche fühlt sich die Mutter dreier Kinder bis heute verbunden. Daher ist die Besichtigung von Würzburgs Hauptkirchen für sie auch mehr als nur ein reiner Pflichttermin.

    Gebet mit dem Bischof
    Nach der Kiliansgruft steht der Dom auf dem Programm. Zu feierlichen Orgelklängen durchschreitet die irische Delegation die Kathedrale. Domkapitular Lenssen zeigt den Gästen den zum Altar gehörenden Bergkristallschrein mit den Häuptern der Frankenapostel. Das von Bischof Friedhelm auf Englisch vorgetragene Gebet, in dem vom Brückenbau zwischen den Völkern die Rede ist, beantwortet die Präsidentin mit einem energischen „Amen“. „Building bridges – Brücken bauen“, so lautet das Motto, unter das Mary McAleese ihre Präsidentschaft gestellt hat. In der Schönbornkapelle trägt sie sich anschließend ins Goldene Buch der Stadt ein. Bei dieser Gelegenheit charakterisiert McAleese das Frankenland als ein „kleines Stück Irland im Herzen Europas“. Nicht ohne Stolz spricht sie über den kulturellen Fortschritt, den ihre Landsleute einst nach Europa trugen. Die Präsidentin liebt ihre Heimat, und gerade darum wirkt es so herzlich, wenn sie in Franken Irland zu erkennen glaubt. Dass sie die hiesige Weinkultur auch zu schätzen weiß, verrät die Staatspräsidentin beim Fototermin auf der Alten Mainbrücke. Sie selbst sei zwar an Guinness-Bier gewöhnt, habe sich aber am Abend zuvor mit Frankenwein auf ihre Würzburg-Visite eingestimmt. Und das sei ein Genuss gewesen, versichert Mary McAleese in aufgeräumter Stimmung.