An den zurückliegenden Feiertagen waren die Gottesdienste gut besucht, die Kirchen wieder einmal voll, voller zumindest als üblich. Aber jetzt, da die weihnachtliche Stimmung abgeklungen ist, regiert wieder der Alltag. In diesem Alltag aber spielt Kirche für immer mehr Menschen – aller Papstbegeisterung und allen Beschwörungen einer wiedererwachenden Religiosität zum Trotz – keine oder zumindest nur eine untergeordnete Rolle. Die Strahlkraft, die Kirche nicht nur bei Großereignissen wie Weltjugendtag oder Papstbesuch, sondern auch bei „normalen“ Hochfesten des Kirchenjahres nach wie vor entwickeln kann, schafft es vielfach nicht, bis in den Alltag hinein zu leuchten, damit Kirche den Menschen auch dort attraktiv erscheint.
Dabei war das Angebot der Kirche an die Menschen wohl nie so vielfältig und differenziert, wie es derzeit zumindest hierzulande der Fall ist. Kaum jemals zuvor hat man sich so viele Gedanken darüber gemacht, wie man den Menschen in verschiedenen Altersgruppen und Lebenssituationen gerecht werden kann, und entsprechende Aktivitäten gestartet. Anscheinend mit mäßigem Erfolg, denn bei Umfragen über Ansehen oder Glaubwürdigkeit von Institutionen landet Kirche meist im unteren Drittel, ganz nahe bei den Parteien. Halt, nicht die gesamte Kirche; die Caritas schneidet bei solchen Umfragen regelmäßig weitaus besser ab als die Kirche selbst. Und würde man differenzierter nach kirchlichen Angeboten und Diensten fragen, sähe das Ergebnis wohl ähnlich aus.
Kirche hat ein im einzelnen durchaus akzeptiertes und geschätztes Angebot, aber diese Wertschätzung überträgt sich nicht auf das Ganze. Kirche hat, wie man heute sagt, ein Image-Problem. Professionell gestaltete PR-Kampagnen analog zur Wirtschaft dürften hier aber nur bedingt Abhilfe schaffen. Aber Kirche kann hier auf ein Potenzial bauen, das die Wirtschaft so in der Regel nicht hat: Wer hier mittut – egal, ob haupt- oder ehrenamtlich – ist „Überzeugungstäter“. Allem berechtigten Klagen über die und allem Leiden an der Institution, allen Spar- und Strukturdiskussionen zum Trotz müsste das wieder stärker spürbar werden. Wäre das nicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr?