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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Ein fränkisches Lourdes

    Die Wallfahrt auf den heutigen Kapellenberg begann im Jahre 1716, als die Zeiler ein Holzkreuz auf ihrem Hausberg aufstellten. Rasch stellte sich eine „Wallfahrt zum Heiligen Kreuz“ ein; 1724 besuchten bereits 600 bis 1500 Wallfahrer die neue Pilgerstätte. 1727 ließ Johann Wernhammer als Ausdruck seiner Treue zu Maria eine schlichte Holzkapelle auf dem Berg erbauen. Dechantpfarrer Karl-Josef Link für Menschen, die nicht so weit fahren konnten, eine Lourdes-Grotte, die am 17. Juni 1883 feierlich eingeweiht wurde.
    Als „fränkisches Lourdes“ wird das Käppele auf dem Zeiler Kapellenberg gerne bezeichnet: So wurde die Wallfahrtskapelle nicht nur ganz nach dem Stil französischer Kathedralen gestaltet – sogar eine Miniatur-Nachbildung der alljährlich von immensen Pilgerströmen besuchten Lourdes-Grotte findet der Wallfahrer hier.

    Seit alters her scheint der Zeiler Kapellenberg mit seiner exponierten Lage oberhalb des Maintals zwischen Haßbergen im Norden und Steigerwald im Süden die Menschen fasziniert zu haben. Auch den Bamberger Bischöfen mag es so gegangen sein. Also errichteten sie hier im Hochmittelalter eine Burg, zu der auch eine kleine Burgkapelle gehörte. Das „Castruni Cilanum“ diente in erster Linie der Selbstdarstellung – gehörte doch das Gebiet zwar kirchlich zum Bistum Würzburg, weltlich aber zum Hochstift Bamberg. Als Richtplatz der Bamberger erlangte Zeil während des 30-jährigen Krieges traurige Berühmtheit, als hier über 400 „Hexen“ verbrannt wurden.

    Wallfahrt seit fast 300 Jahren
    Die Wallfahrt begann erst im Jahre 1716, als die Zeiler ein Holzkreuz auf ihrem Hausberg aufstellten. Rasch stellte sich eine „Wallfahrt zum Heiligen Kreuz“ ein; 1724 besuchten bereits 600 bis 1500 Wallfahrer die neue Pilgerstätte. 1727 ließ Johann Wernhammer als Ausdruck seiner Treue zu Maria eine schlichte Holzkapelle auf dem Berg erbauen. In ihrem Inneren hing eine Kopie des Passauer Maria-Hilf-Bildes. 1780 wurde der Holzbau zwar nochmals erneuert, doch in den Folgejahren schlief die Wallfahrt ein; ihr vorläufiges Ende bedeutete die Säkularisation.
    Zu einem ersten kleinen Neuanfang kam es rund 20 Jahre später, als wieder Bittgänge auf den Zeiler Kapellenberg unternommen wurden. 1862 ließ Stadtpfarrer Michael Ebert die baufällige Muttergotteskapelle restaurieren und zur Erinnerung an den Ursprung der Wallfahrt eine Kreuzigungsgruppe aus Sandstein sowie Kreuzwegstationen errichten.

    1882 kam dann Dechantpfarrer Karl-Josef Link nach Zeil. Tief beeindruckt von der französischen Pilgerstätte Lourdes hatte er 1882 gelobt, die Marienverehrung in seiner ersten Pfarrei besonders zu fördern. So errichtete er für die Menschen, die nicht so weit fahren konnten, eine Lourdes-Grotte, die am 17. Juni 1883 feierlich eingeweiht wurde.

    Frankreich als Vorbild
    Die Wallfahrt auf den als „fränkisches Lourdes“ bezeichneten Berg erlebte beträchtlichen Aufschwung. Bald konnte die alte Kapelle den Pilgerstrom kaum mehr fassen, so dass man 1894 begann, diese abzutragen, um sie dann nach dem Vorbild französischer Kathedralen im neuromanischen Stil neu aufzubauen. Im Mai 1897 wurde die neue Wallfahrtskirche geweiht. 1954 wurde die Kirche grundlegend renoviert und umgestaltet: Der Innenraum erhielt ein durchgängig schlichtes Bild, die Lourdesgrotte wurde in eine separate, fünfeckige Seitenkapelle verlegt und mit einem Durchgang zur Kirche versehen, das ursprüngliche Gnadenbild fand seinen Platz am linken Seitenaltar.
    „Das eigentliche Ziel der Menschen ist aber nicht das Gnadenbild, sondern die Lourdes-Grotte“, weiß Stephan Schwab, der seit Juli 2006 als Pfarrer von Zeil auch für die Wallfahrt zum Käppele zuständig ist. Vor allem private Pilger und Beter erklimmen die „Bergkapelle zur Unbefleckten Empfängnis“ gerne; zwischen 25000 und 30000 Pilger sind es nach Schwabs Schätzung alljährlich. Ende Juli kommt zudem die Römerstädter Vertriebenenwallfahrt mit derzeit rund 300 Teilnehmern auf den Zeiler Kapellenberg. Darüber hinaus besuchen etwa 20 Bus-Gruppen den Wallfahrtsort und feiern hier eine Andacht oder einen Gottesdienst. Bei dieser Gelegenheit nehmen viele an einer Kirchenführung durch Küsterin Brigitte Hamm teil, die kompetent und einfühlsam aus der Vergangenheit berichtet und dabei auch einige Anekdoten erzählt.

    „Überhaupt schätzen und lieben die Zeiler ihre Kapelle sehr“, erzählt Schwab. So findet während der Wallfahrtszeit der Werktagsgottesdienst stets im Käppele statt; und obwohl der Weg auf den Berg weit ist, wird die in malerischer Bergeinsamkeit gelegene Kapelle bestens angenommen. „Ich glaube, es gibt etwas Archaisches im Menschen, das bewirkt, dass man sich auf einem Berg dem Himmel näher fühlt“, sinniert Schwab: „Auch für den säkularen Menschen scheinen Berge noch immer Orte von Heiligkeit und Anmut zu sein, die zur Ruhe und Besinnung einladen“.

    Ein Gebetsort für geistliche Berufe
    „Darüber hinaus ist das Zeiler Käppele in besonderer Weise Gebetsort für Geistliche Berufe“, berichtet der Pfarrer weiter. An jedem ersten Sonntag im Monat wird die nachmittägliche Andacht deshalb auch in dieser Intention gefeiert. An Christi Himmelfahrt fand in diesem Jahr zudem ein Tag der Berufung statt, an dem Jugendliche bei einem gemeinsamen Brunch mit Bischof Friedhelm Hofmann den Oberhirten mit ihren Fragen löchern konnten. Aktionen wie diese liegen dem engagierten Pfarrer sehr am Herzen. „Die Menschen sollen nicht nur aus touristischem Interesse hierher kommen, sondern ich will sie über liturgische Angebote mit Substanz ansprechen“, begründet Schwab, der eifrig Zukunftspläne schmiedet.
    „Eigentlich wollte ich nie Wallfahrts-Seelsorger werden“, erzählt Pfarrer Stephan Schwab nach kurzem Innehalten weiter. Und doch hat es ihn jetzt gepackt: „Hier habe ich erkannt, dass Maria auch für mich ein wichtiges Vorbild ist“, erklärt er. „Maria ließ ihr Leben gänzlich von den Plänen eines anderen durchkreuzen, ließ sich völlig auf den Gedanken Gottes ein.“ Genau dies – das Sich-Einlassen auf den Gedanken Gottes – musste auch Schwab erst lernen: Lange suchte der Student der Theologie und Pädagogik seinen Weg. Und immer wieder bekam er den Satz zu hören: „Warum wirst Du nicht Priester? Das könnte ich mir gut vorstellen!“ Doch Schwab erkannte den Ruf nicht. Ratlos stand er schließlich vor dem Kreuz von San Damiano in Assisi, als ihm schlagartig klar wurde: „Da wartest du die ganze Zeit darauf, dass Gott zu dir spricht und merkst gar nicht, dass er dies schon die ganze Zeit über tut!“ Schwab ließ sich auf diesen Gedanken ein und wurde Priester, er sagte Ja zu Gott wie Maria. In gleicher Weise ließ er sich vertrauensvoll auf seine Aufgabe als Wallfahrtsseelsorger ein – und hat nur beste Erfahrungen gemacht. „In der heutigen Zeit der Vereinzelung und der Sprachlosigkeit ist gegenseitiges Vertrauen wichtiger denn je geworden“, betont Schwab. „Und von Maria können wir eben dieses Vertrauen lernen!“

    Am 6. Juni macht die BR-Mainfrankentour Station auf dem Zeiler Käppele – mit einem Bühnenprogramm von 11 bis 13 Uhr.

     

     

    Tipps und Fakten

    Öffnungszeiten: Die Kirche ist ganzjährig tagsüber geöffnet.
    Wallfahrtszeit von Maria Verkündigung (25. März) bis Ende Oktober.
    Gottesdienste: Zur Wallfahrtszeit donnerstags um 18 Uhr. Sonntags um 15 Uhr Andacht (an jedem ersten Sonntag im Monat Gebet um Geistliche Berufe).
    Besondere Angebote:
    Palmsonntag um 14 Uhr Kreuzweg.
    Am 15. August um 10 Uhr Fest-Gottesdienst mit Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick.
    Am 3. Oktober um 10 Uhr Festgottesdienst mit Weihbischof Helmut Bauer.
    Kirchenführungen nach Voranmeldung bei Küsterin Brigitte Hamm möglich (Telefon 0 95 24/ 85 02 05).
    Einkehren im Berghospiz; Vorbestellungen erbeten unter Telefon 0 95 24/10 09.
    Kontakt: Pfarramt Zeil, Marktplatz 10, 97475 Zeil am Main.
    Telefon: 0 95 24/85 01 05,
    Fax: 0 95 24/8 501 06.
    E-Mail: „pfarrei.zeil-main@bistum-wuerzburg.de“.