Herr Hofmaier, Sie sind in einfachen Verhältnissen im katholischen Niederbayern aufgewachsen. Welche Rolle hat der Glauben in Ihrer Kindheit gespielt?
Wir waren acht Geschwister und hatten wenig Geld. Mein Vater war Schneider. Der Glaube war immer sehr wichtig – wir sind alle katholisch erzogen worden. Morgens und beim Mittagessen wurde gemeinsam gebetet. Nicht übertrieben viel, aber regelmäßig. Ich war später sogar erster Messdiener in meiner Heimatkirche in Saal an der Donau.
Wie ist das heute? Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Selbstverständlich, ich bin und bleibe praktizierender Katholik. Ich schaffe es allerdings nicht immer in den Gottesdienst, auch weil ich viel unterwegs bin. Und ich bin ein großer Verehrer der Muttergottes.
Sie haben aber auch schon eine Reihe von Schicksalsschlägen erlebt?
Das stimmt, ich hatte unter anderem schon zwei Schlaganfälle und einen Herzinfarkt. Vorletztes Jahr hatten wir großes Glück, als mitten auf der Autobahn unser Wohnmobil explodiert und ausgebrannt ist. Meine Frau und ich konnten gerade noch rechtzeitig anhalten und aussteigen. Ich bin sicher, dass wir verbrannt wären, wenn wir da keinen Schutzengel gehabt hätten. Ich habe schon viel Glück gehabt im Leben und bin Gott sehr dankbar dafür. Er ist für alle da.
Gibt es Kirchen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Ja, zum Beispiel der Regensburger Dom oder die Wieskirche im Ammergau. Die Stilrichtung Barock ist mir am liebsten, vor allem Statuen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ich sammle Engel, Heilige, Darstellungen der Muttergottes mit Kind. Alle Heiligen in Holz und in Alt – da bin ich spezialisiert drauf.
Welche Heiligen mögen Sie besonders?
Den Brückenheiligen Nepomuk zum Beispiel, den Florian, Sebastian und Vinzenz – ich habe praktisch alle Heiligen zuhause bei mir in der Wohnung. Die sammle ich für mich, und die verkaufe ich auch nicht. Außerdem gibt es da einen Hausaltar, Krippenfiguren, fast schon ein kleines Privatmuseum. Mein ältestes Stück ist eine Statue des heiligen Konrad aus dem 14. Jahrhundert.
Bei „Bares für Rares“ sind Sie ja der Ansprechpartner schlechthin, wenn es um religiöse Kunst geht. Freuen Sie sich über diese Rolle, oder schmerzt es Sie auch manchmal, dass die Leute mit den Sachen nichts mehr anfangen können?
Es tut manchmal auch ein bisserl weh. Der Markt ist in dem Bereich ziemlich eingebrochen, aber das wird sich auch wieder ändern, wenn mal andere Zeiten kommen. Richtig gute Sachen sind allerdings nach wie vor gesucht. Interessanterweise finde ich in Berlin für sakrale Kunst sogar mehr Abnehmer als in Bayern – da haben die ja schon alles. Viele, die umziehen, wollen sich damit auch ein Stück Heimat mitnehmen.
Eines der teuersten Stücke bei „Bares für Rares“ war ein bischöfliches Brustkreuz mit Diamanten und Kreuzreliquien, das für 42 000 Euro verkauft wurde. Ausnahmsweise nicht an Sie.
Ich war völlig ergriffen und hab gar nichts mehr sagen können. Und es einfach nur still geküsst.
Der Handel mit Reliquien ist laut Kirchenrecht streng genommen ja verboten…
Ich kaufe sie wirklich nur, wenn ich den Eindruck habe, dass der Besitzer damit nichts anzufangen weiß und sie sonst in falsche Hände gelangen könnten. Aber ich will damit keinen Profit machen und feilsche dann auch nicht.
Sie gelten in der Sendung als der Urbayer schlechthin – dabei wohnen Sie schon seit über 50 Jahren im badischen Offenburg. Wie kam es denn dazu?
Durch die Liebe! Bayern und Baden – das ist beides Heimat für mich. Aber ich bin mit meiner Frau ja auch nach wie vor viel mit unserem neuen Wohnmobil in ganz Europa unterwegs auf der Suche nach neuen Stücken – wir machen so ein bis zwei Touren im Monat.
Gibt es Länder und Gegenden, die dabei besonders ergiebig sind?
Bei früher Volkskunst findet man in Österreich und Frankreich noch viele schöne alte Sachen, aber auch in Belgien.
Bei „Bares für Rares“ sind Sie ja einer der Publikumslieblinge. Wie erklären Sie sich das?
Ich versuche einfach, authentisch zu sein. Ich bin kein Schauspieler und bemühe mich, nett und höflich mit den Leuten umzugehen. Damit kommt man am weitesten.
Mittlerweile ist die Zahl der Händler in der Sendung ja stark gestiegen und die Fluktuation hoch – wirkt sich das auf die Atmosphäre aus?
Eigentlich nicht, es ist immer noch wie eine große Familie, auch wenn wir sehr unterschiedlich sind. Aber das macht es ja auch aus. Ich bin halt der Konservative mit den auffälligen Hemden, für die übrigens meine Frau verantwortlich ist. Ein bunter Hund, der aus der Reihe fällt – das war ich schon immer …
Kann man sagen – denn lange vor der Sendung waren Sie schon einmal sehr bekannt, als sie 1967 als erfolgreicher Turner auf den Händen nach Rom gelaufen sind. Mehr als 1000 Kilometer in über drei Monaten. Eine riesige sportliche Leistung, über die damals sogar in Amerika berichtet wurde …
Das ging auf eine Wette zurück. Betont wurde dann immer das Sportliche, aber für mich war es in erster Linie eine religiöse Sache, eine Pilgerreise. Ich wollte einfach als Katholik zum Papst und in den Vatikan. Es war damals eine Sensation, überhaupt so weit vorgelassen zu werden. Die Päpste sind damals ja noch nicht so viel gereist und zu sehen gewesen wie heute. Als die Schweizergarde dann den Weg freimachte und ich im Handstand zu Paul VI. und um ihn herumgelaufen konnte, war das unheimlich erhebend. Ich habe voller Ehrfurcht den Fischerring geküsst und von ihm zum Abschluss einen persönlichen Segen bekommen. Das war für mich das Allergrößte. „Sie sind ein Wunder“, hat er zu mir gesagt. Sowas vergisst man nicht.
Interview: Tobias Wilhelm