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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Ehrliche Vermittler sein

    Pfarrer Stefan Hippler sagte unter anderem in seiner Predigt während der Verleihung des Christenpreises: "Gerade was Aids anlangt, sind wir Katholiken selbst ein Teil des Problems. Nur wenn wir diese Krankheit als unsere Krankheit ansehen, nur wenn die Schreie der Leidenden unsere Schreie sind, dann begreifen wir die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen wie der Sünder.“
    Schweinfurt. Der 1001-Christenpreis der Schweinfurter Gemeinde St.Michael geht in diesem Jahr an Stefan Hippler, den Pfarrer von Kapstadt. Zur Unterstützung seines Aids-Projekts HOPE wurde sogar das sechsfache Preisgeld überreicht. Der Preis geht jedes Jahr an einen Mann oder eine Frau für herausragende Leistungen und Zivilcourage. Preisträgerin ist zum Beispiel Schwester Lea Ackermann von SOLWODI.

    Es gebe sicher bedeutsamere Auszeichnungen für couragierte Menschen als den 1001-Christenpreis, sagt Pfarrer Roland Breitenbach. Aber wohl keine Presiverleihung käme auf so durchsichtige und demokratische Weise zustande. Mindestens 1001 Mitchristen müssten für den Kandidaten stimmen und zum Preisgeld ihren Obulus entrichten. Sie brächten damit zum Ausdruck, dass Mut und Zivilcourage in der Kirche Christenpflicht sei.
    Bereits vor einem Jahr war Stefan Hippler in Schweinfurt für diesen Preis ausgewählt worden. Mittlerweile ist der auch als Rebell titulierte Priester bundesweit bekannt und ein gefragter Interviewpartner. Die Bundeskanzlerin hat bei ihrer Afrika-Reise das Aidsprojekt HOPE besucht, das der Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde am Kap der guten Hoffnung vor sechs Jahren gegründet hat.
    Den Acrylwürfel als Preissymbol überreichte Angela Causemann, Sprecherin von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, zusammen mit der Urkunde, den gebundenen Unterschriften und dem sechsfachen Preisgeld, das durch Zustiftungen auf 6006 Euro angewachsen ist. Das Geld kommt Aidswaisen in Südafrika zugute. Zusätzlich übernimmt die Gemeinde für ein Jahr die Patenschaft für eine Arbeitsstelle im Projekt HOPE.
    Der Preisträger feierte zusammen mit Pfarrer Roland Breitenbach, Diakon Stefan Philipps und Pater Fritz Köster, einem früheren Preisträger, der die Laudatio auf seinen Nachfolger hielt, im vollbesetzten Gotteshaus die Eucharistie.
    „Wir Kirchenleute müssen ehrliche Vermittler sein“, sagte Hippler in seiner Predigt, „und auch die eigenen Verstrickungen erkennen und benennen. Gerade was Aids anlangt, sind wir Katholiken selbst ein Teil des Problems. Nur wenn wir diese Krankheit als unsere Krankheit ansehen, nur wenn die Schreie der Leidenden unsere Schreie sind, dann begreifen wir die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen wie der Sünder.“
    Hippler fügte hinzu, er erlebe in Südafrika, wie viel Gutes die Kirche tun könne und tue, aber auch wie die Menschen, die durch die katholische Sexualmoral stigmatisiert würden, an ihr verzweifelten. Es gelte nach dem Grundsatz zu handeln: „Erbarmen geht über das Gesetz, denn es geht um den Menschen, dass er sein gottgegebenes Recht auf Leben und Sinn verwirklichen kann.“ Diese Linie verfolgt Hippler auch in seinem Buch „Gott. Aids. Afrika“, das er mit Zeitreporter Bartholomäus Grill verfasst hat.

    Er will kein Rebell sein
    Im Gespräch betonte Hippler, dass er keineswegs ein Rebell sei. Er macht feine, aber prägnante Unterschiede im Bezug auf die Haltung der katholischen Kirche zu Verhütungsmitteln. Verhütung sei das eine und da stehe er in einer Linie mit der offiziellen Haltung der Kirche. Was das Thema HIV und Aids angehe, gebe es aber noch keine gültige Aussage, und das möchte er vorantreiben. Dass die Kirche in mancher Hinsicht langsam reagiere, sei nachvollziehbar und sei auch im Sinne des Erhalts von Werten richtig. Andererseits sei es ein Widerspruch, dass die Kirche voller Hingabe todkranke Leute pflege, aber nichts dafür tue, die Krankheit zu verhindern. Hier mahne er Zwischenlösungen an, die auch eine Weiterentwicklung der Sexualmoral beinhalten. „Mir fehlen in den kirchlichen Lehren die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft“, sagte Hippler. Papst Benedikt XVI., dem Hippler ein Buch sandte, und vor allem seine Berater dürften sich nicht der Realität des Alltags verschließen.
    Im Gottesdienst betete Pfarrer Roland Breitenbach auch für die beiden Aidstoten aus der Gemeinde: „Wir müssen aussprechen, dass es die Seuche auch unter uns gibt, dürfen weder verdrängen noch vergessen. Musikalisch gestalteten die Gruppe „The Lord of the Dance“ und die koreanischen Sängerin Chung-Cha den Gottesdienst. Am Abend feierte Stefan Hippler mit dem Afrikakreis der Kolpingsfamilie dessen 30jähriges Bestehen.