Rein für seine – von der Geschichte lange überholten – Großmachtfantasien lässt Wladimir Putin die Ukrainer elendiglich leiden. Die Auswirkungen für das russische Volk sind dem Präsidenten ebenfalls egal. Die vielen Toten sowieso.
Der Italiener Alessandro Baricco hat vor einigen Jahren Homers „Ilias“ über den Kampf um Troja für ein modernes Publikum neu abgefasst. Sein Resümee: Die antike Erzählung sei quasi ein Denkmal für den Krieg und sporne so bis heute dazu an, für Frieden einzutreten. Es ist die Stärke der Ilias, dass sie neben den Siegern auch von den Besiegten erzählt, aus beiden Richtungen auf das Blutvergießen, Metzeln und Morden schaut. Denn das ist auf jeder der zwei Seiten gleichermaßen schrecklich. Der trojanische Recke Hektor und der große Achill im Heer der Griechen – am Ende sind sie beide tot. Schon die Ilias zeigt glasklar: Im Krieg gibt es letztlich keine Sieger. Nur Verlierer. Auf beiden Seiten. Immer.
Das allumfassende Leid im Krieg schert Putin nicht. Trotzdem gibt es Hoffnung. Die Hoffnung, dass die demokratischen Überzeugungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj möglichst viele Russinnen und Russen erreichen. Die Hoffnung, dass viele in dem Riesenreich den Mut finden, gegen Putins Propaganda aufzubegehren und sich so mit den Ukrainern solidarisieren, die mutig für ihre Freiheit kämpfen. Die Hoffnung, dass die russischen Soldaten den Wahnsinn erkennen und einhalten. Und die Hoffnung, dass ein gescheiterter Putin den Krieg wird beenden müssen – sowie sich international wegen des Angriffs auf die Ukraine verantworten. Ja, Hoffnung kann trügen. Doch wo wären wir ohne sie?! Und gewiss gilt: Putin wird für seine Tat in der Hölle schmoren. Dort gehört er hin!
Anna-Lena Herbert