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Du selbst bist die Botschaft

Arm, ohne Verpflegung, ohne Vorratstasche und ohne Geld im Gürtel, nur mit einem Wanderstab ausgestattet, sollen wir los ziehen. Das ist eine Antwort, die nicht so recht in unseren Alltag passen will, ja gänzlich quer zu unserem Alltag steht.

Evangelium

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vor­rats­tasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in ­einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

Markus 6,7–13 

In der zurückliegenden Woche haben wir das Hochfest des heiligen Kilian und seiner Gefährten gefeiert. Nichts scheint passender für den Frankenapostel als das Evangelium vom 15. Sonntag zu sein. Man kann sich gut vorstellen, wie der heilige Kilian sich von den Worten des Evangeliums hat begeistern lassen und mit seinen beiden Begleitern losgezogen ist, um den Menschen hier bei uns in Franken die Frohe Botschaft zu verkünden. Noch heute sind wir von den Frankenaposteln, aber auch von anderen charismatischen Glaubenszeugen fasziniert und beeindruckt, stellen sie uns doch immer wieder vor die Frage: Wie erfülle ich als einzelner, wie erfüllen wir als Kirche, den Auftrag Jesu, zu den Menschen zu gehen, die Frohe Botschaft zu verkünden und zur Umkehr zu rufen?

Die Antwort des Evangeliums ist gleichermaßen eindeutig wie verstörend: Arm, ohne Verpflegung, ohne Vorratstasche und ohne Geld im Gürtel, nur mit einem Wanderstab ausgestattet, sollen wir los ziehen. Das ist eine Antwort, die nicht so recht in unseren Alltag passen will, ja gänzlich quer zu unserem Alltag steht. Die wenigsten von uns können sich so einfach aus ihrem Lebensumfeld verabschieden, denn Dinge wie Beruf und Familie nehmen uns in die Pflicht. Und es scheint auch bar jeder Vernunft, sich ohne Geld, nur mit einem Wanderstab ausgestattet, auf den Weg zu machen. Ernüchternd bleibt also festzuhalten, dass wohl nur die wenigstens von uns  für ein Leben als Wanderprediger taugen. 

Aber so eine Antwort greift auch zu kurz. Sie ist naiv und nimmt sowohl das Evangelium als auch die heutige Zeit in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit nicht ernst. Eine Antwort, wie wir heute unter den gegebenen Bedingungen, die Frohe Botschaft den Menschen verkünden können muss tiefer gehen, sie muss unser Leben und unsere Möglichkeiten ernst nehmen, gleichzeitig aber auch realistisch und herausfordernd zugleich sein. 

Arm zu den Menschen aufzubrechen, ohne Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen, könnte in einem heutigen Kontext bedeuten, man soll den Menschen schutz- und wehrlos, nur mit sich selbst, als eine authentische und aufrichtige Person, begegnen. Das ist nicht leicht, denn zunächst einmal müsste man sich eingestehen, dass einem Geld, Ämter und Titel keine Sicherheit und keinen Halt geben können. Wir müssten uns befreien von vielen vermeintlichen Sicherheiten, aber auch von den zahllosen Sorgen und Ängsten, die uns beschäftigen: Was denken die anderen von mir? Komme ich an? Bin ich attraktiv? Wir müssten uns auch verabschieden von unseren Wünschen und Träumen, die uns besetzen und denen wir hinterher rennen. Eine solche Antwort würde uns nun wirklich herausfordern, durch die Oberfläche unseres alltäglichen Lebens hindurch zum eigenen Inneren vorzudringen und sich mit dem vertraut zu machen, was man dort als unverwechselbares Eigenes entdeckt. Je weniger wir Menschen mit uns herumschleppen, desto unverstellter ist unser Blick auf unsere Mitte, desto beweglicher wären wir. So würden wir Gott begegnen. Denn diese Erfahrung haben alle großen Heiligen gemacht: Der Moment, von dem an sie wussten, wie ihr Lebensweg auszuschauen hat, war auch der Moment tiefster Gotteserfahrung. Von da an war ihr Lebensweg heilsam und missionarisch.

Was bleibt, ist die je eigene, unverwechselbare Person jedes einzelnen von uns. Geh mit dir selbst und nur mit dir auf den Weg zu den anderen Menschen. Sprich von Gott durch deine Persönlichkeit und dein Leben. Denn wenn ich mit meinem Innersten in Berührung bin, dann scheint alles, was ich auch tun mag, von Gott zu sprechen, dann trägt mein bloßes Dasein zur Verkündigung der Frohen Botschaft bei und ist für andere voll Heil und Heilung. Du selbst bist die Botschaft! Was für eine ermutigende Zusage für uns alle, für uns als Missionar in unserer heutigen Zeit. 

Und auch für den heiligen Franziskus, den zahlreiche Pilger aus unserer Diözese bei der Wallfahrt nach Assisi in besonderer Weise kennen gelernt haben, wird dieses Evangelium wohl zu der entscheidenden Stelle seines Lebens gehört haben.

Pastoralreferent Matthias Zöller ist Geistlicher Leiter des BDKJ-Diözesanverbandes Würzburg.