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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    „Du König auf dem Kreuzesthron ...“

    Bis zum Verstehen des wahren Königtums Christi mussten die Jünger einen weiten Weg zurücklegen. Schon vorher wollten die Menschen Jesus zweimal als König ausrufen. Das erste Mal, als er eine große Menschenmenge gespeist hatte. Wer Brot geben, wer den Lebensunterhalt garantieren kann, der war damals und ist heute der Mann des Volkes.

    Evangelium

     In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

    Johannes 18,33b–37

     

    Als Pius XI. 1925 das Christkönigsfest einführte, stand für ihn im Vordergrund der Kampf gegen einen immer stärkeren Abfall vom Glauben und der Wunsch, den Führern der Menschheit Jesus Christus als den Herrn des ganzen Universums vor Augen zu führen. Der König aber, den uns das Evangelium vor Augen stellt, entspricht ganz und gar nicht dem Profil von Herrschern, wie wir sie aus Geschichte und Gegenwart kennen. Ein Kirchenlied bringt es auf den Punkt: „Du König auf dem Kreuzesthron ...“ (GL 553). Ein Gefangener, ein Ausgelieferter, ein Ohnmächtiger – wie hätte Pilatus in diesem Menschen einen König entdecken sollen?
    Das Evangelium deutet die Begegnung Jesu mit Pilatus aus der Perspektive des Jüngers, der nach der Auferstehung Jesu auch seine Passion, sein Kreuz und seinen Tod mit den Augen des Glaubens sieht. Für ihn ist Jesus gerade darin König, dass er in Leiden und Kreuz seine Hingabe an den Willen des Vaters vollendet hat. In dieser Letzthingabe sieht er sogar die eigentliche Erhöhung Jesu. Der Weg zur Erhöhung „zur Rechten des Vaters“ verlief aber über das Kreuz. Ohne diesen Weg lassen sich Jesus und seine Sendung nicht verstehen.
    Bis zum Verstehen des wahren Königtums Christi mussten die Jünger einen weiten Weg zurücklegen. Schon vorher wollten die Menschen Jesus zweimal als König ausrufen. Das erste Mal, als er eine große Menschenmenge gespeist hatte. Wer Brot geben, wer den Lebensunterhalt garantieren kann, der war damals und ist heute der Mann des Volkes. Jesus bekam damals sozusagen Beifall von der falschen Seite. Deshalb lehnt er ihn ab und zieht sich allein auf den Berg zurück (Joh 6,1-15). Das andere Mal jubeln die Menschen Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem als König zu (Joh 12,13). Mit dem Titel „König Israels“ verbinden sie die Königsherrschaft Davids, unter der Israel auf dem Höhepunkt seiner politischen Macht angelangt war. Jesus aber geht es weder um den politischen Kampf gegen die römische Besatzungsmacht, noch um die Anerkennung als Volksführer. Er will nicht mit einem König verwechselt werden, wie ihn die Menschen sich damals vorstellten und heute als „starken Mann“ erwarten. Erst in der Stunde seiner größten Ohnmacht, als alle Missverständnisse ausgeschlossen sind, bekennt er: „Ich bin ein König.“ Er ist kein König von dieser Welt, der Truppen aufbieten kann; er ist ein König in dieser Welt, ein „König der Herzen“. Christus herrscht vom Kreuz herab als König der Hingabe.
    Deshalb ist Gott nicht auf Seiten derer zu finden, die Macht ausüben und missbrauchen, die beherrschen und unterdrücken, die misshandeln, foltern, Unrecht tun und Menschen in den Tod jagen. Gott steht auf Seiten derer, die unterdrückt werden, die Macht erleiden, die verfolgt und gequält, ausgebeutet und missbraucht werden, denen Unrecht angetan wird. Nicht bei den Henkern ist Gott zu finden, sondern bei den Opfern. Die Passion Jesu hat das Leben nicht leichter gemacht. Das Schwere, das uns im Leben begegnet, ist durch Jesu Leiden nicht aufgehoben worden. Aber die Passion Jesu und sein „ohnmächtiges Königtum“ versichern uns, dass Gott uns in allem Leid, das uns treffen kann, nahe ist. Wenn wir leiden, ist er bei uns. Wenn uns ein Kreuz aufgeladen wird, trägt er es mit. Wenn wir angesichts erlittener Gewalt ohnmächtig sind, ist er uns zur Seite. „Wer glaubt, ist nie allein.“ Christus ist zwar der „König aller Ehren“, das „A und O der Welten“, dessen „Reich ohn’ alle Grenzen ist“; aber er triumphiert allein durch seine Liebe – bis in den Tod. Diese Liebe feiern wir, wenn wir ihn als unseren König bekennen.

    Pfarrer Alfred Singer lic. theol., ist Referent für Weltanschauungs-, Religions- und Sektenfragen der Diözese Würzburg.