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    Doppeltes Frauen-Quartett

    GROSSEIBSTADT. Sie haben Ideen und gehen sie gemeinsam an. In der Diskussion lassen sie einander ausreden. Wenn ein Gast zu Besuch kommt, stellen sie Getränke bereit. Die acht Frauen vom Pfarrgemeinderat Großeibstadt (Dekanat Rhön-Grabfeld) sorgen dafür, dass man sich bei ihnen wohl fühlt. Trotzdem waren sie in den letzten vier Jahren oft auf sich allein gestellt. In Großeibstadt ist der Pfarrgemeinderat Frauensache. Die acht Mitglieder zeigen, dass sich auch ohne Männer viel bewegen lässt.
    Was ist los in dem 700-Seelen-Dorf Großeibstadt? Sind die Männer hier zurückhaltender als anderswo? Die Frauen, die an den zusammengeschobenen Tischen im Gemeinschaftsraum des Bruder-Konrad-Hauses sitzen, haben keine Antwort parat. „Es war schwer, Kandidaten zu finden“, erinnert sich Renate Lurz an die Situation vor der Pfarrgemeinderatswahl 2006. Viele hätten abgewunken mit der Begründung, keine Zeit zu haben. Lurz gehört dem Pfarrgemeinderat seit 1998 an. Sie ist die Dienstälteste unter den acht Ehrenamtlichen, deren Alter von 25 bis 50 Jahren reicht. 

    Wenn Frauen etwas anpacken ...

    Am Ende standen bei der letzten Wahl acht Frauen auf der Kandidaten-Liste. Es waren die acht, die dem Gremium jetzt noch angehören. Neulinge, von zwei Ausnahmen abgesehen. So mussten sie sich in die Arbeit erst hineinfinden. Möglicherweise hat ihnen ihr Geschlecht dabei geholfen. „Mit Frauen zu arbeiten ist leichter. Es ist so, als gäbe es ein unsichtbares Band“, sagt Maria Luff. Sie ergreift öfter das Wort als die anderen. Als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates ist sie es gewohnt, zu reden und zu moderieren.

    Wenn Frauen etwas anpacken, dann ist es „durchorganisiert“, meint Ulrike Russek. An diesem Abend zumindest ist es so. Auf dem Tisch stehen Tassen und Gläser. Tee, Spezi, Apfelschorle oder Mineralwasser – der Gast darf wählen. Eine brennende Kerze verteilt ihr warmes Licht im Raum. Ob die acht alles so sorgfältig vorbereiten? Jedenfalls glauben sie an ihre Fähigkeiten. „Viel Neues ist in den letzten Jahren aufgebaut worden, und da sind wir schon stolz darauf“, erklärt Maria Luff. Das „Eine-Stunde-Zeit-Team“ ist eine solche Neuerung. Sechs Mitglieder des Pfarrgemeinderats engagieren sich zusammen mit neun anderen Freiwilligen für Mitmenschen, die Hilfe brauchen. Sie besuchen Senioren, kaufen ein, wechseln Glühbirnen aus und gehen mit zu Ärzten und Behörden. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, heißt der Leitspruch des „Eine-Stunde-Zeit-Teams“. Die eine Stunde ist nicht wörtlich zu nehmen, ein Einsatz darf auch einmal drei Stunden dauern. Auch die Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen haben zwei der Frauen zu ihrer Aufgabe gemacht. Sie bieten sich an, wenn das Leben eines Menschen zu Ende geht. Aussprechen und auffangen. Darum geht es bei der Trauerbegleitung. Wenn man dem Pfarrgemeinderat angehört, hat man kein „locker-flockiges Ehrenamt“, weiß Ulrike Russek. Der Lohn: „Man wächst mit seinen Aufgaben.“ Gelegentlich muss man mit Kritik fertig werden. Als der Pfarrgemeinderat beschloss, bei der Prozession an Fronleichnam in jedem zweiten Jahr einen neuen Weg zu gehen, hing in Großeibstadt der Dorfsegen schief. „Wir haben uns aber durchgesetzt“, sagt Sonja Reß, die Älteste in der Runde, mit resoluter Stimme. Auf dem „Wir“ liegt die Betonung. 

    Eine Gemeinde wird lebendig

    Sonja Reß kümmert sich um die Ministranten. Sie schreibt den Plan, pflegt die Homepage und passt auf, dass die Sternsinger beim Gang durchs Dorf das Singen nicht vergessen. Stille Tätigkeiten. Auffallen würden sie erst, wenn sie niemand erledigen würde. Ohne den Pfarrgemeinderat wäre die Kirche nicht mit Blumen geschmückt. Bei der Weihnachtsfeier der Senioren würde niemand bedienen. Und beim Pfarrfest würde niemand den Braten zubereiten, Gottesdienst-Texte aussuchen und Spielangebote für die Kinder auf die Beine stellen. Beim Pfarrfest im Juni wird bereits ein neuer Pfarrgemeinderat im Amt sein. Zwei von den acht Frauen kandidieren bei der Wahl am 7. März nicht mehr. Die anderen schon, denn: „Wenn man sieht, wie die Gemeinde lebt und lebendig wird, freut es einen“, sagt Jugendvertreterin Bettina Pittner. Die Freude am Erfolg würden die Frauen auch mit Männern teilen. Die haben in Großeibstadt zur Zeit eine andere Domäne: den Gemeinderat. Der ist ausnahmslos mit Männern besetzt.