Eigentlich, meinen Silke Kraus (25) und Bartek Kaolak (16), sei der Papst „ein Mensch wie wir alle“. Die beiden haben es sich mit zwei anderen Pilgern aus dem Dekanat Alzenau am „Fair-Point“ bequem gemacht. Anstecker mit Sprüchen wie „Wir sind Papst“ finden sie eher „peinlich und eingebildet“. „Die Gemeinschaft des Glaubens ist am wichtigsten“, sagt Silke und packt gemeinsam mit ihren Freunden die mitgebrachten Fahnen – bayerische, deutsche und polnische – ein. Wo’s hin geht? „Na, zum Papst! Sehen wollen wir ihn ja schon mal gern …“
Unterfranken in Köln
Während die Alzenauer sich schon auf den Weg ans Rheinufer machen,
feiern hunderte Unterfranken mit Bischof Friedhelm einen
Wortgottesdienst. Zu den Klängen der Band „Zeitenblick“ schwenken die
jungen Leute Fahnen, klatschen und singen lautstark das
Weltjugendtagslied „Venite adoremus eum – Wir sind gekommen, IHN
anzubeten“. Von diesem Anblick der puren Fröhlichkeit angetan, ergreift
Bischof Friedhelm das Mikrofon: „Unterfranken in Köln – das ist wie
eine Stecknadel im Heuhaufen, und doch haben wir uns gefunden!“
Tosender Applaus der Jugendlichen. Eine gute Viertelstunde später muss
der Bischof schon wieder gehen, um rechtzeitig zur Begrüßung von Papst
Benedikt zu kommen.
Im Stadion skandieren zahlreiche Italiener bereits lautstark „Be-ne-det-to“. Es ist gegen 16.30 Uhr, als der Heilige Vater endlich das Schiff betritt. Klara Holzheimer macht es sich erstmal bequem, legt die müden Beine hoch. Der Papstempfang fällt für ihren Geschmack übertrieben aus. „Ich finde, etwas kleiner hätte es auch getan. Und das gesparte Geld hätte die katholische Kirche dann für eine Aktion für die Dritte Welt ausgeben können“, sagt die engagierte Katholikin. Drei Reihen über ihr sind die Schwestern Anja (26) und Petra Zöller (24) hingegen völlig begeistert. „Ohne den Papst gäbe es den Weltjugendtag nicht“, sagt Anja, und ihre Schwester schwingt die fränkische Fahne. „Klar, der verstorbene Papst Johannes Paul II. ist in Gedanken immer dabei. Aber ich bin auch stolz, dass der Papst jetzt ein Deutscher ist“, gibt Petra zu. Wichtiger sei jedoch, dass ihr der Heilige Vater eine klare Richtung für ihr Leben vorgebe. „Man braucht doch Regeln, die einem das Leben einfacher machen“, sagt Petra. Zum Weltjugendtag seien die beiden nicht des „Riesengigs“ wegen gekommen. „Es ist die pure Freude, die man hier spürt. Und diese Freude kommt von Gott.“ Nadine Ortmanns