Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.
Betrachtung zum Sonntagsevangelium von Gabriele Saft, Schweinfurt
Die Wut in den Sand schreiben
Evangelium
In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem andern fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Johannes 8,1–11
Pass auf! Da kriegst du Ärger!“ Dieses geflügelte Wort sagen sich junge Menschen, wenn sie wissen, dass etwas nicht im Sinne der Erziehenden oder anderer Autoritäten ist. „Da habe ich mir ganz schön Ärger eingehandelt“, sagt einer, wenn er mit Maßregelungen und Strafen belegt worden ist. „Willst du Ärger!? Dann mach weiter so!“, warnen sich junge Menschen und beobachten einander genau. Manchmal werden Ärger, der zur Gewalt führt, und Aggression angekündigt.
Aber wir kennen unendlich viele Fälle, in denen Wut und Gewalt freier Lauf gelassen wurde. Erschreckende Zeitungsberichte können wir beinahe jeden Tag lesen. Ohnmacht und Ratlosigkeit sind groß. Hätte die Tat verhindert werden können? Was war der Auslöser?
Die große Frage ist wohl: Wie kann der Mensch den Ärger und die Wut in angemessene Bahnen lenken?
Es ist irrig zu meinen, dass aller Ärger unterdrückt werden sollte. Der Mensch muss im Laufe seines Lebens lernen, wie er mit dem berechtigten, aber auch mit dem unberechtigten Ärger umgehen kann.
Wie geht Jesus mit Ärger und Gewalt um?
Eine Frau wird von Männern des Ehebruchs überführt und vor Jesus geschleift. Die angestaute Wut ist spürbar. Die Männer wissen, was gesetzlich erlaubt ist. Zudem sind sie innerlich gegen Jesus aufgebracht, der ihnen in vielem ein Dorn im Auge ist. Unterschwellig ist Angst dabei. Jetzt machen sie die Probe auf’s Exempel. Jesu Gesetzestreue steht auf dem Prüfstand. An der Frau soll er zeigen, wie er denkt und handelt. Wut und Ärger sind nicht nur auf die Frau, sondern auch auf Jesus gerichtet.
Wie reagiert Jesus?
Er nimmt dem Ganzen die Spitze, indem er die Frage der Umstehenden nicht gleich beantwortet. Er geht nicht auf die von den Männern gelegte Schiene ein. Er lässt Zeit vergehen. Er bringt alle zum Nachdenken, indem er auf den Boden schaut, auf den Grund, auf dem alle stehen. Und er schreibt in den Sand, was er denkt; in Sand, der verwehen wird. Schuld und Anklagen schreibt Jesus nicht fest. Er verfestigt sie nicht durch sein Wort.
Und dann konfrontiert er die Ankläger mit ihrem eigenen Leben. Er gibt den Ball zurück. Er spiegelt ihnen, was sie zu tun gedenken: Schaut auf euer eigenes Leben. Schaut ehrlich hin. Lasst eure Wut nicht an anderen aus. Stellt euch in eine Reihe mit der, die ihr anklagt.
Jesus bleibt ruhig und schreibt wieder auf die Erde. Was er wohl schreibt? Keiner hat es je erfahren!
Bei einem Aktionstag mit vierzig jungen Menschen in Alter von 13, 14 und 15 Jahren ging es um den Umgang mit Ärger, Wut und Gewalt. Ob zu Hause, auf dem Schulhof oder auf der Straße, Erlebnisse mit Ärger und Gewalt konnten alle erzählen. Einige hatten für sich schon Formen ausprobiert, wie sie mit ihrer Wut oder mit dem Ärger der Anderen umgehen können. Die Gespräche waren engagiert. In sportlichen Übungen, durch Diskussion und mit Musik vervielfältigten sie ihre Bewältigungsideen.
Als Christen suchten wir nach dem Beispiel Jesu und fanden die Antwort im heutigen Evangelium: Wut und Schuld in den Sand schreiben, nicht festhalten. Dem Ärger durch Zeit lassen, die Spitze nehmen, ihn in gute Bahnen lenken. Wir sahen auch: Jesus wird den Aggressionen der Menschen wieder begegnen. Sein Weg ist vorgezeichnet. Aber er bewahrt die Gewaltlosigkeit bis zum Ende.
Die Autorin ist Pastoralreferentin in Schweinfurt-St.-Kilian und DekanatsFamilienseelsorgerin im Dekanat Schweinfurt-Stadt.
In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem andern fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Johannes 8,1–11
Pass auf! Da kriegst du Ärger!“ Dieses geflügelte Wort sagen sich junge Menschen, wenn sie wissen, dass etwas nicht im Sinne der Erziehenden oder anderer Autoritäten ist. „Da habe ich mir ganz schön Ärger eingehandelt“, sagt einer, wenn er mit Maßregelungen und Strafen belegt worden ist. „Willst du Ärger!? Dann mach weiter so!“, warnen sich junge Menschen und beobachten einander genau. Manchmal werden Ärger, der zur Gewalt führt, und Aggression angekündigt.
Aber wir kennen unendlich viele Fälle, in denen Wut und Gewalt freier Lauf gelassen wurde. Erschreckende Zeitungsberichte können wir beinahe jeden Tag lesen. Ohnmacht und Ratlosigkeit sind groß. Hätte die Tat verhindert werden können? Was war der Auslöser?
Die große Frage ist wohl: Wie kann der Mensch den Ärger und die Wut in angemessene Bahnen lenken?
Es ist irrig zu meinen, dass aller Ärger unterdrückt werden sollte. Der Mensch muss im Laufe seines Lebens lernen, wie er mit dem berechtigten, aber auch mit dem unberechtigten Ärger umgehen kann.
Wie geht Jesus mit Ärger und Gewalt um?
Eine Frau wird von Männern des Ehebruchs überführt und vor Jesus geschleift. Die angestaute Wut ist spürbar. Die Männer wissen, was gesetzlich erlaubt ist. Zudem sind sie innerlich gegen Jesus aufgebracht, der ihnen in vielem ein Dorn im Auge ist. Unterschwellig ist Angst dabei. Jetzt machen sie die Probe auf’s Exempel. Jesu Gesetzestreue steht auf dem Prüfstand. An der Frau soll er zeigen, wie er denkt und handelt. Wut und Ärger sind nicht nur auf die Frau, sondern auch auf Jesus gerichtet.
Wie reagiert Jesus?
Er nimmt dem Ganzen die Spitze, indem er die Frage der Umstehenden nicht gleich beantwortet. Er geht nicht auf die von den Männern gelegte Schiene ein. Er lässt Zeit vergehen. Er bringt alle zum Nachdenken, indem er auf den Boden schaut, auf den Grund, auf dem alle stehen. Und er schreibt in den Sand, was er denkt; in Sand, der verwehen wird. Schuld und Anklagen schreibt Jesus nicht fest. Er verfestigt sie nicht durch sein Wort.
Und dann konfrontiert er die Ankläger mit ihrem eigenen Leben. Er gibt den Ball zurück. Er spiegelt ihnen, was sie zu tun gedenken: Schaut auf euer eigenes Leben. Schaut ehrlich hin. Lasst eure Wut nicht an anderen aus. Stellt euch in eine Reihe mit der, die ihr anklagt.
Jesus bleibt ruhig und schreibt wieder auf die Erde. Was er wohl schreibt? Keiner hat es je erfahren!
Bei einem Aktionstag mit vierzig jungen Menschen in Alter von 13, 14 und 15 Jahren ging es um den Umgang mit Ärger, Wut und Gewalt. Ob zu Hause, auf dem Schulhof oder auf der Straße, Erlebnisse mit Ärger und Gewalt konnten alle erzählen. Einige hatten für sich schon Formen ausprobiert, wie sie mit ihrer Wut oder mit dem Ärger der Anderen umgehen können. Die Gespräche waren engagiert. In sportlichen Übungen, durch Diskussion und mit Musik vervielfältigten sie ihre Bewältigungsideen.
Als Christen suchten wir nach dem Beispiel Jesu und fanden die Antwort im heutigen Evangelium: Wut und Schuld in den Sand schreiben, nicht festhalten. Dem Ärger durch Zeit lassen, die Spitze nehmen, ihn in gute Bahnen lenken. Wir sahen auch: Jesus wird den Aggressionen der Menschen wieder begegnen. Sein Weg ist vorgezeichnet. Aber er bewahrt die Gewaltlosigkeit bis zum Ende.
Die Autorin ist Pastoralreferentin in Schweinfurt-St.-Kilian und DekanatsFamilienseelsorgerin im Dekanat Schweinfurt-Stadt.