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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Tür für das Neue öffnen

    Die Evangelien, die wir zur Zeit hören, werden die Abschiedsreden Jesu genannt. Im heutigen Text ist es ganz deutlich zu spüren: Jesus nimmt Abschied. Er schaut zurück auf sein Lebenswerk. „Ich habe deinen Namen offenbart, ich habe sie in deinem Namen bewahrt. Ich konnte sie fast alle vor Unheil bewahren.“ Er ist dankbar und zufrieden. Er hat einiges erreicht.

    Evangelium

    In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
    Johannes 17,6a.11b–19


    Wer schon einmal umgezogen ist, oder den Arbeitsplatz gewechselt hat, der kennt dieses Gefühl. Dieses Zurückschauen, bevor man endgültig geht. Was war da, was habe ich alles erlebt? Ich kann mich noch gut an meinen Berufswechsel und meine letzten Tag im Krankenhaus erinnern. Was habe ich meiner Nachfolgerin nicht alles ans Herz gelegt, worauf sie achten soll. Und dann der letzte Gang durch die Räume, ein Abschied für immer. Auch wenn etwas Neues und Aufregendes auf mich wartete, Traurigkeit, Wehmut, Sorgen, Bitten und Dankbarkeit, all diese Gefühle waren gleichzeitig da. Traurigkeit und Dankbarkeit, denn es war eine schöne Zeit, ich habe gerne hier gearbeitet. Sorgen und Bitten: „Hoffentlich habe ich nichts vergessen, was ich noch sagen oder zeigen müsste! Bitte denkt an ...“ Wehmut, ab jetzt gehöre ich nicht mehr zum Team. Dann, noch ein letzter Blick zurück und einen Schritt nach vorne, in die Zukunft. Eine Tür wird zugemacht und eine neue geöffnet. Der Weg ist frei für das Neue.
    Die Evangelien, die wir zur Zeit hören, werden die Abschiedsreden Jesu genannt. Im heutigen Text ist es ganz deutlich zu spüren: Jesus nimmt Abschied. Er schaut zurück auf sein Lebenswerk. „Ich habe deinen Namen offenbart, ich habe sie in deinem Namen bewahrt. Ich konnte sie fast alle vor Unheil bewahren.“ Er ist dankbar und zufrieden. Er hat einiges erreicht. Die Menschen, für die er verantwortlich war, betrachtet er voll Liebe und Zärtlichkeit. Wie eine Mutter oder ein Vater die eigenen Kinder betrachtet. Er konnte sie fast alle vor Unheil bewahren.
    Wie sich eine Mutter und ein Vater sorgt, so sorgt Jesus sich um seine Jünger. Was soll aus ihnen werden, wenn er nicht mehr da ist? Er wendet sich in seiner Not an Gott. „Beschütze du sie jetzt, bewahre sie vor dem Bösen“, so fleht er. So sind Gebete aufgebaut: Sich erinnern, Sorgen benennen und die vertrauensvolle Bitte um Hilfe.
    Am Ende der Abschiedsreden finden wir Jesus im Gebet. Es ist ein gefühlsbetontes Fürbittgebet für seine Jünger. Er bittet darum, dass der Vater nun ganz besonders über sie wache, wo er doch gehen muss. Er bittet darum, dass Gott sie jetzt behüten und beschützen möge. Und nicht nur das: „Heilige sie“ bittet er. Vollende das an ihnen, was ich nicht mehr vollenden konnte, heißt das. Gib ihnen all das, was ihnen noch fehlt, dass sie auch ohne mich in dieser Welt bestehen können. Hier schwingt nicht nur die Sorge um die Jünger mit, sondern auch die Sorge um sein Lebenswerk. „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe ich sie in die Welt gesandt.“ Jesus hat sein Möglichstes getan und sie auf den Weg gebracht. Nun ist es an Gott, sie weiterhin zu begleiten.
    In allem was er sagt schwingt auch Wehmut mit. Ab jetzt gehen sie ihren Weg selbstständig. Was hätte er noch alles mit ihnen erlebt? Was hätte er noch alles mit ihnen erreichen können? Ein Gefühl, das ich gut nachvollziehen kann. Wehmut, so meine ich, gehört in einer solchen Situation dazu. Ich darf nur nicht bei ihr stehen bleiben. Jesus bleibt nicht stehen. Nach dieser Rückschau blickt er nach vorne „Ich heilige mich für sie“, ich vollende mein Werk. Er macht die Tür auf für das Neue, das auf ihn zukommt.
    So können wir heute in dreifacher Weise von Jesus lernen.
    - Abschied nehmen gehört zu unserem Leben dazu. Abschied von einer Wohnung, einem Arbeitsplatz oder auch von einem lieben Menschen. Für jeden Abschied kann und soll ich mir Zeit nehmen. Es tut gut. noch einmal zurückzuschauen und wahrzunehmen, was alles war. Was gelungen oder auch misslungen ist.
    - Es ist gut, wenn ich den Dank und die Sorgen, die ich mit diesem Abschied verbinde, im Gebet vor Gott bringen kann.
    - Um dann nach vorne zu schauen, in eine neue, veränderte Zukunft.


    Die Autorin ist Gemeindereferentin und arbeitet als Familienseelsorgerin im Dekanat Schweinfurt Nord sowie als Religionslehrerin an der Grund- und Hauptschule Geldersheim.