Dabei ist es nicht so, dass es in Randersacker keine jungen Ministranten gäbe. Im Gegenteil. Diese sind sogar recht zahlreich vorhanden und durchaus engagiert bei der Sache, wie Pfarrer Philipp Häußlein betont. Nur: Beisetzungen finden in der Gemeinde St. Stephan gewöhnlich am frühen Nachmittag statt – und da sind die Kinder und Jugendlichen, wenn nicht noch in der Schule, dann zumindest gerade erst auf dem Heimweg von dort. „Weil eben keine Ministranten mehr da waren, habe ich die Senioren gefragt, ob sie das bei den Beerdigungen machen können“, erinnert sich Pfarrer Häußlein. „Und sie haben gleich zugesagt. Ich musste da keine langen Reden halten.“
Bereits als Bub Ministrant
Als erstes hatte er sich Anfang 2002 an Franz Mahler, den Seniorenbeauftragten der Marktgemeinde gewandt, und dieser versichert im Rückblick, die Zusage habe bei ihm tatsächlich keiner langen Überlegung bedurft: „Ich war schon als Bub Ministrant und dann als Krankenpfleger im Juliusspital habe ich dort immer mal wieder ministriert.“ Bald fand er in Robert Stoll und Wolfram König zwei hilfsbereite Mitstreiter. „Und Heinrich Troll oder Josef Schmidt springen immer mal ein, wenn einer nicht da ist. Es haben auch sonst schon einige gesagt: ich helf‘ dir aus, wenn du mal Jemanden brauchst“, erzählt Mahler. „Das wichtigste dabei ist mir der Dienst für die Gemeinde und die Gemeinschaft im Ort“, meint Wolfram König. Und Robert Stoll betont: „Man profitiert selbst davon, wenn man hier Gutes tut. Und solange wir gebraucht werden, machen wir es gern.“ Und sinnend fügt er hinzu: „Ich glaube, wir können auch den Herrn Pfarrer besser beim Singen und Beten unterstützen als die kleinen Ministranten.“
Anfänglich plagten sie noch gewisse Zweifel, ob sie in ihrer neuen Funktion von der Gemeinde auch angenommen werden, „dass die Leute nicht sagen: ‚Was wollen denn die alten Deppen da?‘“, gibt Mahler zu. Doch solche Zweifel wurden durch positive Reaktionen der Kirchgänger schnell zerstreut. „Die sagen schon mal, dass das mit uns einfach feierlicher aussieht.“
Ministrierten sie anfangs nur bei den Beerdigungen selbst, wird nicht zuletzt dank dieses Zuspruchs inzwischen auch das Requiem von den Senioren bestritten; auch beim Seniorengottesdienst auf dem Käppele waren sie schon im Einsatz. Allein im letzten Jahr kamen sie so auf über 30 Beerdigungen – in manchen Wochen drei hinterei-nander – und diverse andere Gottesdienste, wie solche mit Krankensalbung. Auch Zelebranten von auswärts stellen kein Problem für die Seniorenministranten dar, versichert Mahler. „Wenn ein fremder Herr kommt, stellen wir uns eben darauf ein – da muss man sich anpassen.“
Feiern mit den „Minis“
Gibt es denn einen großen Unterschied zwischen jüngeren und älteren Ministranten? „Nein“, erklärt der Pfarrer kategorisch. „Die machen es alle gut.“ Sicher, „die Jungen sprechen manchmal miteinander und necken sich in der Sakristei. Die Alten sind ganz zuverlässig. Da brauche ich vorher gar nicht zu fragen – wenn die wissen, dass Beeerdigung ist, sind sie da und richten auch alles schon in der Kirche, weil wir an Werktagen keinen Mesner haben.“ Zwischen Jung und Alt herrscht gute Gemeinschaft, wie Stoll versichert. „Die jungen Ministranten schließen uns auch mit ein und haben uns letztes Jahr an Weihnachten auch mit zur Feier eingeladen.“. Und entsprechend wandern Geldspenden von dankbaren Trauergästen auch sofort in die allgemeine Ministrantenkasse. Denn Geld möchten sie für ihren Dienst auf keinen Fall annehmen. „Ein kleines Dankeschön und ein warmer Händedruck reicht uns schon.“