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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Sehnsucht Gottes

    Wunderschön ist die Übersetzung des heutigen Evangeliums (die Frohe Botschaft) meines Griechischlehrers Elmar Rettelbach: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er über die Welt eine Entscheidung fälle, sondern dass die Welt durch ihn heil werde.“ Retten in der Bedeutung „Heil, Leben geben“. Gott als einer, der dem Menschen Leben geben will. Lassen sie sich jetzt, da sie das lesen, einmal persönlich ansprechen von diesen wunderschönen Aussagen über unseren Gott.

    Evangelium

    In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

    Johannes 3,14–21

     

    Mit dem Gericht Gottes ist das so eine Sache. Richtig davon zu sprechen, erscheint unheimlich schwer. Betone ich, dass Gott einmal als strenger Richter auftreten wird, laufe ich Gefahr, die Frohe Botschaft in eine Drohbotschaft zu verkehren. Halte ich es mit der Aussage „Gott ist die Liebe“, setze ich mich dem Vorwurf aus, einen weich gespülten Gott zu predigen, der am Ende alles vergeben und jeden aufnehmen wird.
    Manche Schriften, die bisweilen auch von kirchlichen Kreisen hoch gehalten und verbreitet werden, atmen geradezu die düstere Grundhaltung von Schuld und Sündhaftigkeit des Menschen. Beim Faschingszug in Würzburg wurden im letzten Jahr Flugblätter verteilt, die den Karneval als unchristlich und ein Greuel für Gott darstellten. Andere Bücher sprechen von nötigen „Kreuzzügen“ für die Ausbreitung der Lehre Gottes. Wie kann man einen so vorbelasteten und bluttriefenden Begriff für den Hinweis auf Gottes Liebe verwenden?
    Das Gegenstück ist eine Verkündigung, die die Menschen scheinbar von jeder Verantwortung für ihren Glauben frei spricht. Schön, wenn sie wenigstens zum Pfarrfest  schauen. Schön, dass sie noch eine kirchliche Trauung wünschen. Schön, wenn die Kinder wenigstens zur Firmung noch einmal in unserem Gottesdienst auftauchen. Dies miterleben zu müssen, bereitet nicht wenigen Christen heute Kopfzerbrechen, gerade wenn es um die eigenen Kinder oder Enkel geht, die sich nach und nach von der Kirche entfernen – während sie selbst nur traurig und ohnmächtig zuschauen können.
    Wie einfach haben wir es mit einer Antwort auf diese schwierige Frage nach dem Gericht Gottes, wenn wir heute das Evangelium (die Frohe Botschaft) lesen. Nicht zum Richten, sondern zum Retten hat Gott seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt. Da steht es schwarz auf weiß! 
    Wunderschön in der Übersetzung meines Griechischlehrers Elmar Rettelbach: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er über die Welt eine Entscheidung fälle, sondern dass die Welt durch ihn heil werde.“ Retten in der Bedeutung „Heil, Leben geben“. Gott als einer, der dem Menschen Leben geben will. Lassen sie sich jetzt, da sie das lesen, einmal persönlich ansprechen von diesen wunderschönen Aussagen über unseren Gott.
    Gott kam in Jesus leibhaftig zur Welt, weil er uns Menschen so nahe wie möglich sein wollte. Vom Wortlaut her: „Denn so sehr hat sich Gott nach der Welt gesehnt ...“ Eine Sehnsucht, ein heftiges Atmen Gottes, das alles steckt in diesem Wort, das seine tiefe Zuwendung zu uns Menschen ausdrücken soll. Stellen sie sich diesen Gott vor, den das Johannesevangelium so voller emotionaler Liebe zu uns Menschen schildert. Wie könnte ich da annehmen, letztlich gehe es Gott um ein strafendes Richten, an dem er vielleicht gar noch seine Freude hat?
    Also kann ich wirklich machen, was ich will, Gottes Liebe holt mich ja eh irgendwann wieder ein? Sicher nicht. Denn „wer auf ihn (Jesus) vertraut, über den wird nicht geurteilt. Wenn aber einer kein Vertrauen (in Jesus) hat, ist über ihn schon entschieden, dadurch, dass er kein Vertrauen (entwickelt) hat ...“. Dieses Gericht ist gerecht. Darauf kann ich mich verlassen.
    Rettelbachs Übersetzung macht deutlich, dass der Glaube Entwicklung ist. Dass ich permanent darin wachsen kann, sich mein Glaube durch Fragen, Zweifel und Bestärkung hindurch weiter entwickeln kann und muss. Glaube ist nichts starres, statisches. Das sage nicht ich, sondern das Evangelium.
    Wenn ich so als Christ mein Leben lang auf der Suche nach Gott bleibe, und das, was ich in meinem Leben tue, so aussieht, dass ich es nicht verstecken muss, kann ich mich nach Jesu Worten auf das freuen, was mir am Ende blühen wird.
     
    Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet als Regionaljugendseelsorger für den Landkreis Main-Spessart.