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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die schmerzhafte Spannung aushalten

    Wann religiöse Gefühle verletzt und wann religiöse Substanz lächerlich gemacht wird, diese Schwelle ist bei jeder Religion und sogar bei jedem Gläubigen unterschiedlich hoch. Wer entscheidet also, wann eine Karikatur die Religion verletzt und wann nicht? Der Staat, Gerichte, Behörden, Massenproteste? Die Folge kann auf Dauer bei entsprechender politischer Großwetterlage eine Aushöhlung des Grundrechtes auf Meinungs- und Pressefreiheit sein. Ein hoher Preis, so die Meinung von Martin Schwab, für einen vordergründigen Schutz.
    Der Streit um die Mohammed-Karikaturen hat einen alten Hintergrund: Die Auseinandersetzung zwischen dem Grundrecht der Religionsfreiheit auf der einen und dem Grundrecht der Meinungs- und Pressefreiheit auf der anderen Seite. Und schon werden wieder Stimmen laut, die indirekt fordern, unterhalb der Schwelle des Strafrechtes die Meinungsfreiheit zu Gunsten der Religionsfreiheit einzuschränken. So schreibt das Forum Deutscher Katholiken in einer aktuellen Presseerklärung, es bleibe „ein berechtigter Grund für Empörung, nämlich die Verletzung religiöser Gefühle. Denn es gibt keine Freiheit, die berechtigt, das verächtlich zu machen, was anderen Menschen heilig ist, und sie in ihrer Würde zu verletzen. Denn die Pressefreiheit muss die Menschenwürde respektieren.“
    In dieser Frage gibt es durchaus bunte Bündnisse. Das Forum Deutscher Katholiken, ein Sammelbecken sehr konservativer Gläubiger, steht hier nicht weit entfernt von liberalen christlichen Gruppen, die aus Betroffenheit über die Empörung ihrer muslimischen Freunde und Dialogpartner in letzter Konsequenz ähnliches fordern.
    Die Sache klingt gut, hat aber einen entscheidenden Haken: Die Frage, wann religiöse Gefühle verletzt und wann religiöse Substanz lächerlich gemacht wird. Diese Schwelle ist bei jeder Religion und sogar bei jedem Gläubigen unterschiedlich hoch. Wer entscheidet also, wann eine Karikatur die Religion verletzt und wann nicht? Der Staat, Gerichte, Behörden, Massenproteste? Die Folge kann auf Dauer bei entsprechender politischer Großwetterlage eine Aushöhlung des Grundrechtes auf Meinungs- und Pressefreiheit sein. Ein hoher Preis für einen vordergründigen Schutz.
    Die Religionen müssen deshalb die schmerzhafte Spannung zwischen Religions- und Meinungsfreiheit selbstbewusst aushalten. Sie können platt-provozierende antireligiöse Satiren als intellektuelles und journalistisches Versagen entlarven. Sie können mutig darstellen, was einer Gesellschaft ohne religiös begründetes Wertefundament fehlt. Aber sie sollten nicht nach einem Zensor rufen, der mehr schadet als schützt.