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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Perspektive der Schwachen

    Armselige Umstände, unbedeutende Hirten als Zeugen und ein wehrloses Kind in der Krippe. Gott selbst macht sich bei seiner Menschwerdung klein. Jedesmal an Weihnachten feiern wir diese Tat als Beginn einer neuen Zeit. Die Bekenntniserzählung des Evangelisten Lukas betont noch einmal die göttliche Schöpfung Jesu aus dem Heiligen Geist.

    Evangelium

    In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
    Lukas 1,26-38

     

    Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft ... Wer katholisch aufgewachsen ist, der antwortet auf diesen vertrauten Satz fast automatisch mit „... und sie empfing vom Heiligen Geist“. Die biblische Basis des uralten Angelus-Gebetes ist die Verheißung der Geburt Jesu aus dem heutigen Evangelium.
    Die Szene ist ergreifend literarisch ausgestaltet und hat die christliche Kunst schon immer inspiriert. Aus dem hellenistischen Judentum und zeitgenössischen Mysterienkulten war der Glaube an eine jungfräuliche Empfängnis des Messias und Gottessohnes der urchristlichen Gemeinde bekannt. Die Bekenntniserzählung des Evangelisten Lukas betont noch einmal die göttliche Schöpfung Jesu aus dem Heiligen Geist.
    Die Erwählte ist Maria, ein einfaches Mädchen vom Land. Und hier kommt jenseits aller notwendiger exegetischer und religionsgeschichtlicher Diskussion eine theologische Grundlinie ins Spiel: Die Vorliebe Gottes für die Kleinen, Einfachen und Schwachen. Gott wählt als Mutter für seinen Sohn keine Fürstin, sondern eine schlichte Frau.
    Diese Grundlinie setzt sich in der anschließenden Bibelstelle, dem Magnificat, fort. Dort lässt Lukas Maria über den Messias sagen: „Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lk 1, 51-53). Wieder diese Vorliebe für die Kleinen und Schwachen.
    Und so richtig ernst macht dieser Gott dann bei der Geburt seines Sohnes. Armselige Umstände, unbedeutende Hirten als Zeugen und ein wehrloses Kind in der Krippe. Gott selbst macht sich bei seiner Menschwerdung klein. Jedesmal an Weihnachten feiern wir diese Tat als Beginn einer neuen Zeit.
    So bleiben diese Weihnachten vorbereitenden Texte und das kommende Fest eine klare Erinnerung, sich durch Reichtum und Macht der Großen nicht blenden zu lassen und immer wieder die Welt aus der Perspektive der Schwachen zu sehen. Und sie bleiben eine Mahnung, letztlich nicht auf Prestige und Erfolg zu setzen sondern auf den zu vertrauen, der Maria erwählt und sich selbst auf den Weg zu den Menschen begeben hat.


    Der Autor ist Pastoralreferent und Redakteur beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt.