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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Not der Schwachen wenden

    Damals wie heute versuchen sich einzelne und ganze Gruppen besser zu stellen, nutzen ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten, um sich selbst zu erhöhen. Dabei unterdrücken sie andere. Schwache und Vereinzelte sind dann ihre Opfer; Witwen, ohne Schutz und Beistand, eine leichte Beute. Damals wie heute werden Kleine übervorteilt, schwätzt man ihnen Verträge auf, deren Konsequenzen sie langfristig aussaugen oder sie „um ihre Häuser“ bringen. Sie werden schutzlos ihrem Schicksal überlassen.

    Evangelium

    In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber um so härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal im Tempel dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.

    Markus 12,38-44

    Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht. Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit. (Troubadour 706) Diese Volksweise aus Israel nehme ich oft zum Einstieg in ein Bibelgespräch. Ihre Melodie stimmt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Gegenwart Gottes in seinem Wort ein. Ihr Text gibt vor, auf welche Weise Gottes Wort für uns Hoffnung und Zukunft ist.
    Gottes Wort ist ein Angebot an jeden. Im Gottesdienst wird es uns verkündet. Beim Lesen der Heiligen Schrift machen wir uns selber ein solches Geschenk. Im Bibelkreis beglücken wir uns gegenseitig mit einem Wort, das ermutigt und weiterführt. Dabei geht es nie um schöne Worte. Diese Worte wollen auch nicht überrumpeln oder vereinnahmen, wie es täglich Werbeslogans versuchen. Mit seinem Wort nimmt Gott den Menschen in seiner Lebenswirklichkeit ernst, wendet sich ihm suchend und fragend zu, lädt ihn ein zum Nachdenken, zur Umkehr. Mit Gottes Wort erkennen wir verkehrte, lebensfeindliche Zustände, in die wir gewollt oder schicksalhaft geraten sind. Und wir können das unsrige einbringen, um diese zu wenden, zu verändern. Wir werden aufmerksam für das, was vor sich geht, spüren auf, was Menschen zu einem unwürdigen Leben zwingt. Wir erkennen so unsere Berufung, sind wir doch alle Kinder des einen Vaters, alle Schwestern und Brüder. Diese Wirklichkeit bekennen wir nicht nur beim Vater-unser-Beten, sondern es gilt sie im Alltäglichen miteinander einzuüben.
    Damals wie heute versuchen sich einzelne und ganze Gruppen besser zu stellen, nutzen ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten, um sich selbst zu erhöhen. Dabei unterdrücken sie andere. Schwache und Vereinzelte sind dann ihre Opfer; Witwen, ohne Schutz und Beistand, eine leichte Beute. Damals wie heute werden Kleine übervorteilt, schwätzt man ihnen Verträge auf, deren Konsequenzen sie langfristig aussaugen oder sie „um ihre Häuser“ bringen. Sie werden schutzlos ihrem Schicksal überlassen.
    Witwe ist ein Synonym für schwache Menschen, für hilflose und ängstliche, für Menschen, die durch Scheidung oder Arbeitslosigkeit, durch Unfall, Krankheit oder unzumutbare Arbeitsbedingungen beschädigt und verletzt wurden. Für Menschen, die Hilfe und Beistand benötigen, einen Schutzraum und wohlwollende Beziehungen, damit sie wieder Hoffnung und Mut zum Leben bekommen. Für Menschen, die auf Gemeinschaft und Solidarität angewiesen sind, weil sie allein zur Bewältigung ihres Lebens nicht mehr im Stande sind.
    Solche „Kleine“ sind immer im Blick Jesu. Ihnen begegnet er stets freundlich und zuvorkommend. Sie sind seine besonderen Lieblinge, die er seinen Jüngerinnen und Jüngern damals wie heute besonders ans Herz legt.
    Solche Menschen, die es wieder vermehrt in unserer Gesellschaft gibt, wahrzunehmen, ihnen in würdiger Weise zu begegnen und tatsächlich beizustehen, wäre konsequente Nachfolge heute. Ein solcher Mensch wird heute zum Beispiel für ein christliches Handeln: Diese Frau, schreibt uns der Herr ins Stammbuch, hat alles gegeben. Auch wenn sie bedroht und von allen Seiten ausgenutzt wird, so ist es ihr wichtig, gut und richtig zu handeln. Auf Entschiedenheit und konsequentes Handeln jedes einzelnen kommt es daher sehr wohl an.
    Es bleibt die Aufforderung an alle denen es besser geht, die mehr Sicherheit und Möglichkeiten haben, offen zu sein für die Not der Witwe, diese zu erkennen und Not wendend zu handeln.
    Die Hingabe an die anderen verdeutlicht Jesus bei der Fußwaschung im Abendmahlsaal: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15) Es ist für ihn keine leere Floskel, sondern Ausdruck seines Glaubens und Handelns. Auf diese Weise gilt es heute als Jüngerin und Jünger Jesu Nachfolge zu begreifen und dann auch so zu leben.


    Pfarrer Nikolaus Hegler ist Diözesanpräses der KAB und Leiter der Betriebsseelsorge im Bistum.