Der Vorschlag für die doch recht ungewöhnliche Farbgebung der Orgel in Blau- und Orangetönen, kam von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen. Der Kunstreferent der Diözese wollte damit die Farben der Fenstermotive auf die Orgel übertragen. Schon das Design des Instruments, der stilisierte Heiligenschein, sei von den runden Formen der Fenstermotive inspiriert worden. Mit dem Orgelgehäuse werde nun der bislang an der Empore unterbrochene Farbumlauf in der Kirche komplettiert, erklärt Lenssen.
Farbe macht lebendig
Zuvor war in der Pfarrgemeinde noch diskutiert worden, die Orgel in ihrem unbemalten, hölzernen Naturzustand zu lassen. Doch: „die Orgel muss farbig und lebendig bemalt sein, damit sie sich von der übermächtigen Holzdecke abhebt“, hatte Lenssen im Vorfeld argumentiert. Außerdem integriere das bemalte Gehäuse die Orgelpfeifen; in einem unbemalten Korpus hingegen würden die silbernen Pfeifen wie ein isolierter Fremdkörper erscheinen.
Das Fichtenholz des Orgelgehäuses wurde in vier Schichten lasiert. Daher sind die Farbflächen bei näherer Betrachtung nicht glatt und eintönig, sondern wolkenartig in verschiedenen Farbnuancen marmoriert. Das Orgelinnere sei hochqualitativ und entspreche den aktuellen Standards, versichert Orgelbauer Christhard Rensch, der mit seinen 15 Mitarbeitern das Instrument geplant, montiert und intoniert hat. Die Obernburger Orgel hat knapp 2000 Pfeifen, verteilt auf 33 Register. „Durch deren gezielten Einsatz lassen sich die faszinierendsten Klangfarben mischen“, erläutert Fritz Seredsus, der als Intonateur der Orgelbaufirma die Feinabstimmung besorgte.
Die längste Orgelpfeife misst 4,80 Meter und ist als Prospektpfeife gut vom Kirchenschiff aus zu sehen. Doch die meisten Pfeifen sind im Orgelinneren eingebaut, der Großteil befindet sich in vier Metern Höhe und ist nur über eine schmale Holzleiter erreichbar. Da gibt es Holzpfeifen aus Kiefer oder Eiche, und Metallpfeifen aus einer Zinn-Blei-Legierung, die – angeordnet nach Registern – wie Stalagmiten in die Höhe ragen.
Die Pfarrei hatte sich für eine neue Orgel entschieden, weil das alte Instrument nach einem technischen Defekt den Geist aufgegeben hatte und eine Reparatur nach Meinung verschiedener Experten wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen wäre. Die neue Orgel hat knapp 360000 Euro gekostet. Bei der Finanzierung des Instruments helfen die Mitglieder eines Orgelbauvereins, die bislang rund 100000 Euro gesammelt und der Pfarrei zur Verfügung gestellt haben.
Orgelkonzerte
29. Januar: Obernburger Organisten an der neuen Orgel.
19. Februar: Lieder und Arien aus dem Barock mit Dr. Ralph Nicklers, Tenor, und Udo Keller, Orgel.
26. März: Orchestermessen von Schubert, Dobrogosz und Widor, Mitwirkende: Männerchor Rüdenau, „The Gospel Train“ (Laudenbach), Streichensemble der Musikschule Obernburg, Matthias Tautz, Orgel.
9. April: Chor- und Orgelwerke zur Passion. Mitwirkende: Klingenberger Singkreis, Leitung/ Orgel: Peter Schäfer.
7. Mai: Lobt den Herrn. Mitwirkende: Kinder- und Jugendchor Kantilene, Gesangsensemble Obernburg und weitere Mitwirkende; Leitung/Orgel: Erwine Knecht.
Beginn jeweils um 17 Uhr.