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    „Die Menschen sind ruhig und fröhlich“

    „Wenn man sieht, was die Kirche dort für die Menschen tut, kann man schon ein bisschen stolz sein“, sagt Pfarrer Sell. Da ist zum Beispiel das Straßenkinderprojekt in Nairobi, das auch von den Hammelburger Kolpingfrauen unterstützt wird. Viele dieser Kinder haben ihre Eltern nie kennengelernt, denn sie sind Aidswaisen.
    HAMMELBURG. Vor kurzem hat in Nairobi/Kenia das Weltsozialforum getagt. Ein Solidaritätsmarsch führte dort durch einen der größten Slums Ostafrikas. Verglichen mit den etwa 100000 Teilnehmern war die Gruppe von Leuten, die kurz vor der Jahreswende in Nairobi gelandet war und ebenfalls diesen Slum besucht hat, sehr klein: Sechs Hammelburger, unter ihnen der Initiator der Reise, Pfarrer Michael Sell, sowie vier weitere Mitreisende aus der Diözese. Weiteres Ziel der „Afrikaner“ war der Besuch des Benediktinerpaters Beda Pavel in Tansania.

    Über den Kolpingarbeitskreis der Diözese hatte Pfarrer Michael Sell erfahren, dass sich die Kolpingsfamilie St. Benedikt in Nairobi eine Partnerschaft mit einer deutschen Kolpingsfamilie wünscht. Beim Weltjugendtag 2005 hatte der Seelsorger außerdem dem Hammelburger Missionar Pater Beda Pavel versprochen, bei der Einweihung der neuen Kirche in Kilimahewa/Tansania dabei zu sein. Da lag es nahe, die beiden Ziele auf einer Afrikareise zu verbinden und in der kenianischen Hauptstadt gleich persönlich Kontakt aufzunehmen.

    Straßenkinderprojekt Nairobi
    „Wenn man sieht, was die Kirche dort für die Menschen tut, kann man schon ein bisschen stolz sein“, sagt Pfarrer Sell. Da ist zum Beispiel das Straßenkinderprojekt in Nairobi, das auch von den Hammelburger Kolpingfrauen unterstützt wird. Viele dieser Kinder haben ihre Eltern nie kennengelernt, denn sie sind Aidswaisen. Auch eine Armenküche gibt es in dem riesigen Slum, mit 200000 Einwohner. Aus Holz und Lehm bestehen die Hütten, auf dem Lehmboden wird gekocht, gegessen und geschlafen. Dagegen war die schlichte Unterkunft der Hammelburger im Kolpinggästehaus sehr komfortabel. „Es hat mich schon sehr mitgenommen, als ich sah, wie die Menschen dort leben. Ich habe mich kaum getraut etwas zu essen, um ihnen nichts wegzunehmen.“ Und trotzdem hätten sie Optimismus und könnten lachen, beschreibt die Hammelburger Pfarrgemeinderätin Lydia Kamm ihre Eindrücke.

    „Afrika ist ja so grün ...“
    Nach zwei intensiven Tagen in Nairobi fuhr die Reisegruppe 15 Stunden im Bus weiter nach Tansania. So manche Landschaftsimpressionen hat Pfarrgemeinderatsvorsitzender Reinhard Beichel während der Fahrt mit dem Zeichenstift festgehalten. Er ist noch ganz erfüllt von dem Abenteuer: „Afrika ist ja so grün. Das hätte ich nie gedacht.“ Alles sei größer: die Pflanzen, die Tiere und die Menschen – zumindest die Angehörigen des Stammes der Massai. „Und die Afrikaner laufen und laufen und laufen.“ Lydia Kamm bestätigt das und wundert sich noch immer, was man auf einem Fahrrad so alles transportieren kann: „Ein halbes Wohnzimmer hatte da einer dabei, Couch, Sessel, Tisch.“ Bewundernswert sei auch die Geduld, ergänzt Reinhard Beichel. Die Menschen warteten in stoischer Ruhe, sie nähmen vieles einfach hin.

    Zu Silvester Frankenwein
    Hatten die Afrikareisenden aus Unterfranken bislang noch ziemlich schwere Koffer mit sich herumgeschleppt, sollte sich das bei der Ankunft bei Pater Beda schnell ändern: Das gewichtige Gastgeschenk bestand nämlich aus Brot und Wein aus der Heimat. Und so feierte eine traute Runde in Kilimahewa einen sehr fränkischen Silvesterabend. In den Gläsern einen Hammelburger Wein sang man das Rhönlied und deutsche Weihnachtslieder. Der Neujahrsmorgen begann wie jeder Tag in Kilimahewa mit der „Eimerdusche“ hinter der Mauer. „Es geht nichts über so eine Eimerdusche – da kommt wenigstens etwas raus“, schmunzelt Pfarrer Sell.
    Die neue Kirche ist eines von mehreren Projekten, die Pater Beda in Kilimahewa initiiert hat. Es bestehen schon eine Krankenstation, ein Kindergarten und Schreinerwerkstätten. Immer wieder fließen in solche Projekte auch Spenden aus Hammelburg, unter anderem der Erlös aus dem Weihnachtsbasar der Bastelfrauen. Die Einweihung der Kirche am Neujahrstag feierten etwa 1000 Leute mit. Vier Stunden lang dauerte die Liturgie, davon
    35 Minuten die Predigt von Kardinal Polykarp Pengo – natürlich in Kisuaheli. Kaum wieder zu erkennen war das deutsche Kirchenlied „Ein Haus voll Glorie schauet“, das Pater Beda extra mit dem Chor eingeübt hatte. Das schnelle Tempo, das Klatschen, der für Europäer ungewohnte Rhythmus brachten eine ganz eigene Interpretation hervor.
    Was ist hängen geblieben als wichtigster Eindruck dieser Reise? Lydia Kamm sagt spontan: „Die Begegnung mit den Menschen. Und wie einfach sie leben.“ Reinhard Beichel: „Die total andere Welt in Afrika, die Natur, die Menschen.“ Und Pfarrer Michael Sell: „Das „pole, pole“ – nur die Ruhe. Die Menschen sind ruhig und fröhlich, es gibt keine Hetze.“