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Gedanken zum Sonntagsevangelium von Stephan Tengler, Kreuzwertheim
Die Macht richtig gebrauchen
Evangelium
In jener Zeit verließ Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher, und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot. Da führte ihn der Teufel auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.
Lukas 4,1–13
Alle Jahre kommt sie wieder, die vierzigtägige Fastenzeit. Alle Jahre wieder sind wir eingeladen, uns intensiv auf Ostern vorzubereiten. Und alle Jahre wieder hören wir am ersten Fastensonntag das Evangelium, in dem Jesus in Versuchung geführt wird – je nach Lesejahr in der Fassung von Matthäus, Markus oder wie in diesem Jahr von Lukas. In allen drei Evangelien wird die Versuchung Jesu in der Wüste kurz nach dessen Taufe erzählt. Sie ist ein Wendepunkt im Leben Jesu. Denn seit seiner Taufe weiß er, dass er der Sohn Gottes ist.
Und gleich nach dieser Erkenntnis soll er seine göttliche Macht unter Beweis stellen: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden“ (V.3), und: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich von hier hinab“ (V.9). Für den Sohn Gottes, des Allmächtigen, muss dies doch eine Leichtigkeit sein. Jesus aber denkt gar nicht daran, seine göttliche Macht in dieser Art zu präsentieren, sondern antwortet auf die hinterlistigen Absichten des Teufels sehr diplomatisch mit Worten aus der Heiligen Schrift, die im etwas abgeänderten Zitat aus dem Buch Deuteronomium (6,16) gipfeln: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht auf die Probe stellen“.
Jesus weiß, wie er mit der ihm anvertrauten Macht umzugehen hat. Er setzt sie auf jeden Fall nicht dafür ein, um dem Teufel zu imponieren oder um sich selbst darzustellen. Er zeigt vielmehr seine göttliche Stärke dadurch, dass er es Menschen in Not ermöglicht, wieder am Leben teilzunehmen, indem er Dämonen austreibt (Lk 4,35. 40-41), Aussätzige und Gelähmte heilt (Lk 5,12-26), Tote wie den Jüngling von Nain und die Tochter des Jairus auferweckt (Lk 7,11-17; 8,40-56), und nicht zuletzt der Sünderin ihre Sünden vergibt und ihr damit einen Neuanfang schenkt (Lk 7, 36-50).
Auf den Punkt gebracht: Jesus nutzt seine Kraft nicht für sich selbst, sondern für das Heil der Menschen!
Der Umgang mit Macht will gelernt sein. Wer Einfluss besitzt und viel zu sagen hat, kann leicht in Versuchung geführt werden. Ansonsten hätten unsere Massenmedien wohl nur noch wenig zu berichten: Da gibt es die Spendenaffären, die zu spät aufgedeckt werden, Politikerskandale, an die wir uns schon längst gewöhnt haben, fadenscheinige Gründe, um einen Krieg zu rechtfertigen, Betrug in Millionenhöhe und andere kriminelle Machenschaften – die Liste des Machtmissbrauchs ließe sich noch lange fortsetzen. Dabei merke ich, wie leicht es mir fällt über die Regierenden herzuziehen, denen ich ja sowieso „ohnmächtig“ gegenüberstehe.
Aber ich kann mich auch fragen, wie es in meinem kleinen, überschaubaren Bereich aussieht, in dem ich vielleicht selbst in gewisser Weise Macht übertragen bekommen habe: in der Firma, in der Familie, in der Kirchengemeinde. Komme ich da etwa auch in Versuchung, meine Überlegenheit und meine Autorität zu missbrauchen, andere zu erniedrigen, nur damit mein Ego zufrieden gestellt ist? Oder kann ich meinen Einfluss zum Wohl der anderen einsetzen? Wie gehe ich mit meiner Macht und meinem Einfluss um? Die Fastenzeit lädt mich ein, darüber nachzudenken – alle Jahre wieder.
Der Autor ist Pastoralreferent in der Pfarrei Kreuzwertheim.
In jener Zeit verließ Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher, und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot. Da führte ihn der Teufel auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.
Lukas 4,1–13
Alle Jahre kommt sie wieder, die vierzigtägige Fastenzeit. Alle Jahre wieder sind wir eingeladen, uns intensiv auf Ostern vorzubereiten. Und alle Jahre wieder hören wir am ersten Fastensonntag das Evangelium, in dem Jesus in Versuchung geführt wird – je nach Lesejahr in der Fassung von Matthäus, Markus oder wie in diesem Jahr von Lukas. In allen drei Evangelien wird die Versuchung Jesu in der Wüste kurz nach dessen Taufe erzählt. Sie ist ein Wendepunkt im Leben Jesu. Denn seit seiner Taufe weiß er, dass er der Sohn Gottes ist.
Und gleich nach dieser Erkenntnis soll er seine göttliche Macht unter Beweis stellen: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden“ (V.3), und: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich von hier hinab“ (V.9). Für den Sohn Gottes, des Allmächtigen, muss dies doch eine Leichtigkeit sein. Jesus aber denkt gar nicht daran, seine göttliche Macht in dieser Art zu präsentieren, sondern antwortet auf die hinterlistigen Absichten des Teufels sehr diplomatisch mit Worten aus der Heiligen Schrift, die im etwas abgeänderten Zitat aus dem Buch Deuteronomium (6,16) gipfeln: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht auf die Probe stellen“.
Jesus weiß, wie er mit der ihm anvertrauten Macht umzugehen hat. Er setzt sie auf jeden Fall nicht dafür ein, um dem Teufel zu imponieren oder um sich selbst darzustellen. Er zeigt vielmehr seine göttliche Stärke dadurch, dass er es Menschen in Not ermöglicht, wieder am Leben teilzunehmen, indem er Dämonen austreibt (Lk 4,35. 40-41), Aussätzige und Gelähmte heilt (Lk 5,12-26), Tote wie den Jüngling von Nain und die Tochter des Jairus auferweckt (Lk 7,11-17; 8,40-56), und nicht zuletzt der Sünderin ihre Sünden vergibt und ihr damit einen Neuanfang schenkt (Lk 7, 36-50).
Auf den Punkt gebracht: Jesus nutzt seine Kraft nicht für sich selbst, sondern für das Heil der Menschen!
Der Umgang mit Macht will gelernt sein. Wer Einfluss besitzt und viel zu sagen hat, kann leicht in Versuchung geführt werden. Ansonsten hätten unsere Massenmedien wohl nur noch wenig zu berichten: Da gibt es die Spendenaffären, die zu spät aufgedeckt werden, Politikerskandale, an die wir uns schon längst gewöhnt haben, fadenscheinige Gründe, um einen Krieg zu rechtfertigen, Betrug in Millionenhöhe und andere kriminelle Machenschaften – die Liste des Machtmissbrauchs ließe sich noch lange fortsetzen. Dabei merke ich, wie leicht es mir fällt über die Regierenden herzuziehen, denen ich ja sowieso „ohnmächtig“ gegenüberstehe.
Aber ich kann mich auch fragen, wie es in meinem kleinen, überschaubaren Bereich aussieht, in dem ich vielleicht selbst in gewisser Weise Macht übertragen bekommen habe: in der Firma, in der Familie, in der Kirchengemeinde. Komme ich da etwa auch in Versuchung, meine Überlegenheit und meine Autorität zu missbrauchen, andere zu erniedrigen, nur damit mein Ego zufrieden gestellt ist? Oder kann ich meinen Einfluss zum Wohl der anderen einsetzen? Wie gehe ich mit meiner Macht und meinem Einfluss um? Die Fastenzeit lädt mich ein, darüber nachzudenken – alle Jahre wieder.
Der Autor ist Pastoralreferent in der Pfarrei Kreuzwertheim.