„Wenn rechtspopulistische Bewegungen die politischen und gesellschaftlichen Debatten prägen, wird ,Elite‘ zu einem Tatbestand, ,Volksverrat‘ zu einem möglichen Verdacht und der ,gesunde Menschenverstand‘ zu einem Argument. Die Opposition von ,Volk‘ und ,Elite‘ sowie die unversöhnliche Konfrontation der einen gegen die anderen gerinnen zur Struktur von Politik.“– „Wo rechtspopulistische Akteure auftreten, wird der politische Streit zum Kampf und werden politische Gegner zu Feinden.“ – „Es wird suggeriert, dass sich auch zu komplexen Fragen einfache Entscheidungen bestellen lassen, ohne dass man widerstreitende Interessen, ethische Abwägungen und lange Aushandlungsprozesse berü̈cksichtigen müsste.“ –
Das sind Zitate aus einer Arbeitshilfe, die die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht hat (siehe Seite 8/9). Ihr Titel: „Dem Populismus widerstehen“. Es ist ein dichtes, gehaltvolles Werk, das versucht, das Phänomen Populismus, das einem als Schlagwort beinahe täglich begegnet, zu definieren und differenziert zu analysieren.
Dabei haben die Verfasser darauf geachtet, nicht zu diffamieren und pauschal zu verurteilen. Diesem Bemühen dürften der Umfang (gut 70 Seiten) geschuldet sein wie auch stellenweise sehr akademisch wirkende Formulierungen. Angesichts der verbreiteten Hilflosigkeit im Umgang mit dem Phänomen Populismus dennoch ein verdienstvolles Unterfangen.
Die Arbeitshilfe macht einerseits ganz klar, dass und warum nationalistische und rassistische Haltungen nicht mit der Botschaft Jesu vereinbar sind, setzt andererseits jedoch auf Dialog. Wie das gehen kann, zeigt eine bunte Palette von Beispielen aus der Praxis, die das Heft durchzieht. Doch auch wenn man selbst – beispielsweise im Pfarrgemeinderat – nicht aktiv werden will, lohnt die Beschäftigung mit dem Text. Zur Selbstvergewisserung. Damit sich solche Tendenzen gar nicht erst schleichend ausbreiten können, beispielsweise über Begriffe, die man (unmerklich) übernimmt.
WOLFGANG BULLIN