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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Herzen öffnen

    Jesus will seinen Zuhörern die Augen – mehr noch, die Herzen öffnen: Der unbequeme Nächste hat Vorrang. Er darf mich stören, auch wenn es mir gerade nicht passt. Jedoch, und das finde ich wohltuend entlastend: Keiner wird über die eigenen Grenzen beansprucht. Nachdem der Samariter die akute Not gelindert hat, bringt er den Verwundeten in die Herberge und beauftragt einen anderen, der besser und langfristig helfen kann. Er gibt das Geld für die Pflege und verspricht, bei nächster Gelegenheit wieder vorbeizuschauen. Dann setzt er seinen Weg fort. Er tut das, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten und Grenzen tun kann. Das verlangt Jesus. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

    Evangelium

    In jener Zeit wollte ein Gesetzeslehrer Jesus auf die Probe stellen. Er fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!
    Lukas 10,25–37

     


    Es ist ein anstrengender Weg von Jerusalem nach Jericho: 30 km durch die Wüste Juda, 1200 m Höhenunterschied, viele steile Felsschluchten muss man hinab klettern, in einem ausgetrockneten Flussbett über bröckeliges Gestein. Der Fuß knickt um, der Esel lässt sich nur mürrisch hinterher ziehen, der Durst quält. Das ist kein gemütlicher Abendspaziergang, sondern das sind Strapazen, und man hofft müde und erschöpft nur noch auf ein baldiges Ende: Hoffentlich bin ich bald am Ziel.
    So könnten die Gedanken des Samariters in der Geschichte Jesu sein. Und gerade da liegt jemand am Weg. „Mensch, du hast mir gerade noch gefehlt. Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier, und ausgerechnet mir!“
    Es gibt Situationen, da fällt es mir nicht schwer, einem anderen beizustehen: wenn ich gerade gut drauf bin; wenn ich gerade Zeit habe; wenn mir gerade zumute ist nach einer gute Tat ... Aber dann gibt es auch immer wieder jene blöden Gelegenheiten, wo mir die Not des anderen einen Strich durch meine Planung macht: Gerade jetzt habe ich einen wichtigen Termin, und da muss ich dem begegnen. Oder ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir, freue mich auf den Feierabend, dass ich die Beine hochlegen kann, und dann kommt dieser Anruf.
    Und dann? Mache ich die Augen zu und gehe vorbei? Wimmle ich den oder die andere ab? Ich habe ja gute Gründe! Auch der Priester und der Levit hatten gute Gründe, als sie an dem Verletzten vorbeigingen ... Außerdem gibt es genug Situationen, da wir sagen können: Was geht das mich an? Dafür gibt es Organisationen und Behörden. Ich mische mich da nicht ein.
    Jesus will seinen Zuhörern die Augen – mehr noch, die Herzen öffnen: Der unbequeme Nächste hat Vorrang. Er darf mich stören, auch wenn es mir gerade nicht passt. Jedoch, und das finde ich wohltuend entlastend: Keiner wird über die eigenen Grenzen beansprucht. Nachdem der Samariter die akute Not gelindert hat, bringt er den Verwundeten in die Herberge und beauftragt einen anderen, der besser und langfristig helfen kann. Das heißt nicht, dass er sich seiner Verantwortung entzieht. Er gibt das Geld für die Pflege und verspricht, bei nächster Gelegenheit wieder vorbeizuschauen. Dann aber setzt er seinen Weg fort. Er tut das, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten und Grenzen tun kann.
    Das verlangt Jesus. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Gibt mir Jesu Erzählung zu denken, vielleicht gar Anlass zum Umdenken?

    Der Autor ist Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Sebastian-Würzburg und St. Josef-Rottenbauer.