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      „Die Glocken der Kartage“

      Eine Klapper sollte der Opa ihm bauen, die lauter ist als alle anderen. Mit diesem Wunsch seines Enkels fing für Johann Germann vor sechs Jahren alles an. Inzwischen hat der Rentner in seinem Bastelkeller in Thundorf (Dekanat Bad Kissingen) über 40 der hölzernen Krachmacher gefertigt. Dabei ist jedes Stück ein Unikat, das ausschließlich aus heimischen Hölzern besteht – unbehandelt und schadstofffrei. Das ein oder andere Modell ist so laut, dass die eigenen Enkel nur mit Gehörschutz klappern dürfen.
      Eine Anleitung zum Bau einer Klapper besitzt der 70-Jährige nicht. Auch hat ihm niemand gezeigt, wie man die Instrumente fertigt. Früher einmal war es der ortsansässige Wagner, der den Kindern für die Kartage die Klappern baute. Doch mit dem Aussterben des Berufs geriet auch die Herstellung von Klappern in Vergessenheit.   So blieb dem gelernten Schlosser 2012 lediglich eine alte Kastenratsche vom Bruder seiner Frau als Vorbild, um eine Klapper für seinen Enkel zu bauen. Und es sei erstaunlich gut gelungen, erinnert er sich. Die Arbeit machte ihm solche Freude, dass er im Anschluss weitere Klappern fertigte. Mittlerweile sind zahlreiche seiner Instrumente im Verwandten- und Bekanntenkreis im Einsatz.  

      Ein Alter Brauch

      „Die Klappern sind die Glocken der Kartage“, sagt Germann. Während dieser Tage rufen die Kinder mit ihren hölzernen Instrumenten mehrmals täglich lautstark die Gläubigen zum Gottesdienst. Sie vertreten die Glocken, die zwischen dem Gloria am Gründonnerstag und der Osternacht schweigen. Immer wieder testet der Rentner daher noch im Bau den späteren Klang. „Man soll sie hören“, lautet die Devise.   Um den Brauch des Klapperns zu erhalten, stellt Germann nicht nur neue Klappern her. Auch alte Modelle repariert und restauriert er im heimischen Bastelkeller. Der Erhalt der Tradition ist ihm sehr wichtig. An der Bauweise verändert Germann nichts. Doch seine Werkzeuge sind moderner als die des Wagners. Dank Akkuschrauber und elektrischer Schleifmaschine fielen viele Arbeiten heute leichter.  

      Mit viel Handarbeit

      Einzig die Zapfen, die in die Walze gesteckt werden, kauft der 70-Jährige ein. Alle anderen Teile fertigt er von Hand. Um besonders schöne und für Kinderhände geeignete Griffe zu drehen, hat er sich sogar selbst eine Drechselbank gebaut – angetrieben vom Motor einer alten Waschmaschine.   Fünf bis sechs Stunden dauert es auch mit moderner Technik, bis eine Kastenratsche fertig ist. So nennt sich die Bauart, die mit einer Kurbel betrieben wird und einen Resonanzkörper aus Hartholz besitzt. Er sorgt für einen besonders mächtigen Klang.   „Jede klingt anders“, sagt Germann. Dies habe unter anderem damit zu tun, dass er die meisten Bauteile nach Erfahrungswerten herstellt. Auch schraubt und verleimt er meist nur nach Augenmaß. „Man darf keine Wissenschaft daraus machen“, so sein Motto. Und sollte doch einmal etwas missglücken, wird es im Ofen nebenan verbrannt. Victoria Förster   Johann Germann verkauft auf Bastelmärkten in der Region. Eine Klapper kostet weniger als 40 Euro. Wer möchte, kann telefonisch bestellen unter Telefon 0163/8671491.