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    Die Frage ist, was bleibt

    Bestattungskulturen sind ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Bewusstseins. In unserer durch Mobilität geprägten Gesellschaft lebt man individueller als je zuvor. Die Pflege eines Totengedächtnisses an einem bestimmten Ort passt immer weniger in dieses Bild.
    Wie wäre es denn, nach dem Tod die eigene Asche – besser gesagt einen kleinen Teil davon – in einer Kapsel in den Weltraum befördert oder verstreut über dem Meer zu wissen? Oder zu einem Diamanten oder Kristall transformiert, den dann die Verwandten im Gedenken verwahren? Was für den einen möglicherweise eine reizvolle Idee ist, mutet dem anderen befremdlich an. Seite der Liberalisierung des Friedhofszwanges ist in Deutschland im Bestattungswesen fast nichts mehr unmöglich. Und dennoch könne das Bestattungswesen nicht neu erfunden werden. Das sagt Thomas Gorhau, Bestatter in zweiter Generation. Seine Eltern haben das Unternehmen in den 70er Jahren, das sich heute im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld befindet und in ganz Mainfranken tätig ist, aufgebaut. Es würden immer wieder neue Wege beschritten, wenn es um Bestattungs- und Erinnerungskultur geht, und doch „muss jeder Mensch – auf welche Art auch immer – in Würde beigesetzt werden“, sagt Thomas Gorhau. Er kennt die Trends und er ist offen für die Wünsche der Menschen. „Die Bestattungs-, Trauer- und Erinnerungs-Kultur hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Beerdigungsrituale verlieren an Bedeutung. Die Gräber verjähren; oft besteht nur noch ein 15-jähriges Belegungsrecht.“ Gräber, die über Generationen bestehen bleiben gebe es weniger, fasst er seine Erfahrungen zusammen.     Es beginne schon vor dem Ableben – der Umgang mit Schmerz und Trauer falle den Menschen heutzutage immer schwerer. Hospize übernähmen oft die Sterbebegleitung, die früher in den Familien geleistet wurde. Man möchte möglichst wenig mit Sterben und Tod in Berührung kommen, das eigene Ableben möge möglichst schnell und plötzlich kommen, so der Wunsch vieler. Und die Frage nach dem ewigen Leben bei Gott bestimme im  21. Jahrhundert bei den allermeisten auch nicht mehr das irdische Leben. Neben den Kirchen böten Bestattungsunternehmer oder auch freie Redner inzwischen ebenfalls Bestattungsrituale an, die sie mit den Angehörigen abstimmen. Immer häufiger würden Beisetzungen anonym vollzogen, die Zahl der Gräber ohne Kennzeichnung und Namen nehme zu. Man brauche sich nur einmal auf den umliegenden Friedhöfen umsehen.   Auch die Würzburgerin Ingrid S. vertritt eine „moderne“ Haltung – sie möchte niemanden nach ihrem Tod zu Last fallen. Sie ist 69, verwitwet, ohne Kinder; und möchte Vorsorge treffen. Zum Thema Sterben und Tod macht sie sich Gedanken und tauscht sich mit ihrer langjährigen Freundin aus. Kürzlich hätten sie sich auf dem Würzburger  umgeschaut, schildert die Rentnerin. „So eine Bestattung unter einem Baum. Das wäre was für mich, da ich ja eh verbrannt werden möchte. Und da mache ich hinterher niemandem Arbeit.“ Ein Argument, das häufig zu hören ist. Aber – was bleibt dann nach dem Tod? Wer wahrt das Andenken eines Menschen? „Jeder sollte sich da rechtzeitig zu Lebzeiten seine Gedanken machen, seine Wünsche schriftlich formulieren und den Angehörigen, Freunden und dem Partner mitteilen, was er oder sie sich wünscht“, rät Thomas Gorhau aus seiner Berufserfahrung. Heutzutage gebe es fast nichts, das es im Bestattungswesen nicht gibt – es sei lediglich eine Frage des Preises. In Vorträgen und am Tag der Offenen Tür in seinem Unternehmen streut Gorhau diese Informationen. „Die Individualität wird immer wichtiger, die klassische Beerdigung wie vor einigen Jahrzehnten noch üblich kommt immer seltener vor. Man möchte keine Beerdigung, wie alle sie haben.“    Darum wird inzwischen eine Vielfalt von Bestattungsformen praktiziert; darunter die übliche Erdbestattung, das heißt die Körperbeisetzung im Sarg, zum Beispiel im namentlich gekennzeichneten Reihen- oder Wahlgrab, im Erbgrab oder in einer Familiengruft. Dann gibt es die Feuerbestattung, darunter versteht man die Verbrennung des Leichnams und die Beisetzung der Asche im namentlich gekennzeichneten Urnengrab oder in einer Urnenmauer, aber auch die See- oder Baumbestattung. Anonyme Bestattungen erfolgen meist als Urnenbeisetzungen in namenlosen Grabstätten oder durch das Ausstreuen der Asche Verstorbener auf namenlosen Grabfeldern. Dies kann im Beisein der Trauernden erfolgen, geschieht aber – je nach Region – auch ohne die Angehörigen und ohne jede Feier.   Bestattungskulturen sind ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Bewusstseins. In unserer durch Mobilität geprägten Gesellschaft lebt man individueller als je zuvor. Die Pflege eines Totengedächtnisses an einem bestimmten Ort passt immer weniger in dieses Bild. Angehörige eines Verstorbenen leben oft weit entfernt; hohe Kosten für die Bestattung und die Grabpflege sind ebenfalls Gründe, die Erdbestattung abzulehnen und sich nach Alternativen umzusehen. Ingrid S. findet den Gedanken reizvoll, ihre Asche unter einem Baum zu wissen. Aber dann weiß ja niemand, dass sie dort beigesetzt wurde. Das allerdings möchte sie dann doch nicht. Zumindest ihr Name soll vermerkt sein.    Wie im Falle einer bestimmten Bestattungsform die Begebenheiten sind und welche Konsequenzen daraus folgern, sollte sich jeder von einem Bestatter darlegen lassen. „Damit tun sie ihren Angehörigen einen Gefallen. Denn diese brauchen oft auch einen Ort für ihre Trauer“, erklärt Gorhau. „Man erkennt das daran, dass die auf dem Würzburger Waldfriedhof für Urnenbestattungen ausgewiesenen Bäume inzwischen von Angehörigen mit Kerzen, Engeln und Blumen dekoriert wurden. So war das Konzept dort eigentlich nicht vorgesehen.“    Sterben, Tod und Trauer sind auch seine Themen: Stephan Steger, Liturgiereferent des Bistums Würzburg, weiß um den Wunsch der Menschen, trauern zu können. Der Wunsch nach seelsorglicher und liturgischer Sterbe- und Trauerbegleitung sei in den letzten Jahren stark angewachsen. Die Kirche sehe sich herausgefordert, einzelne Elemente und Formen im Zusammenhang von Sterbe- und Trauerbegleitung neu zu beleben oder durch neue Formen die Anliegen aufzugreifen, sagt Steger. „Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft der Krankenhausseelsorge in der Diözese unter anderem den Sterbesegen entwickelt, der in unserem Bistum eingeführt werden soll. Dort, wo die sakramentalen Formen der Krankensalbung und Wegzehrung nicht (mehr) möglich sind, aber die Sehnsucht nach einer spirituellen und kirchlichen Begleitung groß ist, braucht es eine neue und passende liturgische Form. Das eigene liturgische Buch zum Sterbesegen greifte eine alte Tradition in neuer Form auf und ergänzt sie.“ Ähnlich verhalte es sich mit dem Totengebet am Totenbett. Dort, wo im Angesicht des Todes Schock und Sprachlosigkeit herrschten, wo auch der pastorale Mitarbeiter, die pastorale Mitarbeiterin nicht gleich zur Stelle sein könne, brauche es Hilfestellung, die Trauer in die Sprache des Gebets zu kleiden. In diesem Fall biete das neue Gotteslob Hilfe.  Thomas Gorhau muss auf die sich stetig wandelnden Anfragen und individuellen Wünsche seiner Kunden reagieren. So macht er möglich, was zunächst unmöglich scheint – handelt es sich um kreative Begräbnisfeiern oder um solche anderer Kulturen und Religionen. In seiner Branche müsse man heute breit aufgestellt sein, verrät der Bestatter. Das sei aber nicht immer nur negativ zu sehen. Denn die Besonderheit eines jeden drücke sich in der Vielfältigkeit aus; und so hätten schlussendlich – auch nach Meinung von Stephan Steger – die unterschiedlichen Formen der Bestattung dazu geführt, dass sich die Menschen selbst wieder mehr mit den Formen der Begräbniskultur auseinandersetzen und sich bewusst für die Art ihrer Bestattung entscheiden.   Weitere Informationen zum Herunterladen im Internet unter: „www.dbk-shop.de“, unter dem Suchbegriff „Bestattung“. Die Broschüre „Christliche Bestattungskultur – Orientierungen und Informationen“ enthält Kontaktadressen in allen deutschen Bistümern sowie Literaturhinweise.  

    Kontakt:

    Bischöfliches Ordinariat/Hauptabteilung Seelsorge, Kürschnerhof 2, 97070 Würzburg.   Bestattungs- und Überführungsinstitut Gorhau, Reuterstraße 2, 97084 Würzburg, Telefon 0931/610000, E-Mail „Gorhau-Bestattungen@t-online.de“,  Internet „www.Gorhau-Bestattungen.de“.