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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Walter Lang, Wasserlos

    Die Erfahrung des Sturms

    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Walter Lang, Wasserlos
    Evangelium
    An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
    Markus 4,35–41
     
    Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, so fängt ein geistliches Lied an, das mittlerweile auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Das Bild von der Kirche, von Gemeinde als Schiff, als Boot, zieht sich durch die Schriftauslegung der Jahrhunderte, und vor allem die heutige Bibelstelle wird damit in Verbindung gebracht.
    In unserer Zeit kennen wir die Fragen, die damals auch die Jünger umgetrieben haben: „Herr, stört es dich nicht, dass dein Schiff, deine Kirche im Sturm treibt und dabei ist unterzugehen?“ Zurückgehende Zahlen von Kirchenbesuchern, die Schwierigkeiten, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Gemeindefeste, katechetisches Arbeiten und sonstige Mitarbeit zu gewinnen, Sparmaßnahmen, die zu radikalem Handeln zwingen, Ökumene, die sich für viele nicht weiterbewegt ... Manchmal scheint es, als seien die Christen nur noch damit beschäftigt, das Wasser aus dem Boot wieder herauszuschöpfen. Aber es geht nicht mehr vorwärts. Keiner weiß, wohin das Schiff treibt.
    Jesus schläft im Boot, obwohl es stürmt. Voller Vorwurf wecken ihn die Jünger im Evangelium: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Jesus steht auf, droht dem Wind, bringt den See zum Schweigen und gibt den Vorwurf an die Jünger zurück: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“
    Über das Wort „zugrunde gehen“ bin ich gestolpert. Zugrunde gehen, auf den Grund gehen, das heißt genau hinschauen, erleben, was ist mein Grund, was hält mich, trägt mich, gibt mir Kraft für meinen Glauben? Die Jünger erfahren, dass ihr Glaube noch nicht hält, keine Tragkraft hat, noch zuviel Angst in sich trägt. Zugrunde gehen, auf den Grund gehen heißt auch, Klarheit darüber gewinnen, was noch wichtig ist, was gebraucht wird, was zählt für uns. Die Jünger erleben diese für sie ganz existenzielle Erfahrung als Bedrohung, als etwas, das ihr Leben ändert.
    Stürme kennen wir auch in unserem Leben, nicht nur im Leben der Kirche: Krankheiten, die über uns hereinbrechen, Menschen, die uns plötzlich genommen werden, schmerzliche Trennungen und Erlebnisse, die nicht mehr umkehrbar sind. Immer dann sind wir gezwungen, auf den Grund zu gehen und zu fragen, was hält mich noch, was gibt mir Kraft für mein Leben, was belebt mich und lässt mich Grund spüren.
    Jesus gibt den Jüngern Mut und die Kraft den Grund zu spüren: ihren Glauben, ihr Vertrauen in ihn auch in dieser fast aussichtslosen Lage des Sturmes. Am Ende seines Lebens kommen die Jünger wieder in die gleiche Situation. Deswegen sagt Jesus ihnen auch jetzt: „Habt euch doch nicht so! Wenn ich einmal nicht mehr da bin, werden noch ganz andere Stürme das Schiff der Kirche in Bedrängnis bringen. Habt ihr denn keinen Glauben daran, dass ich trotzdem bei euch bin? Glaubt ihr nicht, dass ihr gar nicht untergehen könnt, wenn ich bei euch bin?“
    Und ich bin sicher, dass Jesus das nicht nur den Jüngern sagt, sondern auch uns heute: Die Erfahrung des Sturms im Leben bleibt dir nicht erspart. Solche Zeiten gehören zum Leben dazu. Aber du brauchst nicht zu meinen, dass ich dich im Stich lasse. Nutze sie als Zeiten, deinen Grund zu erspüren: mich, Jesus, den „Ich-bin-da“. Es kann dir nichts passieren. Habe Mut und glaube!
    Der Autor ist Pastoralreferent in Wasserlos und Hörstein und arbeitet in der Internetseelsorge im Bistum Würzburg mit.