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    Die Regel des heiligen Benedikt ist Grundlage für das Umweltengagement in der Abtei Münsterschwarzach

    Die Dinge des Alltags so sorgfältig wie heilige Altargefäße behandeln

    Die Regel des heiligen Benedikt ist Grundlage für das Umweltengagement in der Abtei Münsterschwarzach
    Unser Ziel ist es, unseren gesamten Energiebedarf bis zum Jahre 2012 auf erneuerbare Energien umzustellen“, haben die Missionsbenediktiner der Abtei Münsterschwarzach anlässlich des 100. Jahrestages der Wiederbegründung ihrer Gemeinschaft 2001 beschlossen. Eine wichtige Etappe auf diesem Weg ist die Errichtung einer neuen Heizzentrale am Ostrand des Abteigeländes, in der ein 1200 kW großer Heizkessel mit Holzhackschnitzeln befeuert wird.
     
    80 Prozent des Wärmebedarfs
    „Tagsüber leben rund tausend Menschen auf dem Areal, darunter die 800 Schüler des Egbert-Gymnasiums“, erläutert Pater Christoph Gerhard. Der Ingenieur für Elektrotechnik und Mönch ist zusammen mit Dr. Anselm Grün OSB und dem Planer Thomas Vizl (Schweinfurt/ Gerolzhofen) für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes verantwortlich – eine keineswegs leichte Aufgabe. 80 Prozent des Wärmebedarfs in Konvent und Schulgebäude, Gästehaus, Recollectio-Haus, Abteikirche, Gärtnerei, Großküche, Druckerei und weiteren Einrichtungen werden seit Inbetriebnahme der neuen Anlage am 16. Dezember 2003 durch die Verbrennung von bislang ungenutztem Durchforstungs- und Schwachholz aus dem Steigerwald gedeckt. Vorhandene Ölbrenner werden nur zugeschaltet zur Deckung von Spitzenlasten (zum Beispiel an besonders kalten Wintertagen), bei Reparatur und Wartung des Holzheizwerks, für die Gewinnung heißen Dampfes für die Großküche sowie in den Sommermonaten, in denen der große Holzkessel abgeschaltet wird. Um beide Systeme miteinander zu verbinden, wurde eine 650 Meter lange Wärmeleitung neu in der Erde verlegt.
     
    Gute Gründe für die Umstellung auf Holz
    Die Abtei trägt auf diese Weise dazu bei, die nur noch für Jahrzehnte reichenden Vorräte an Erdöl zu schonen, dessen Transport zu uns zudem mit beträchtlichen Risiken behaftet ist. „Vor allem aber werden nun jährlich rund 1400 Tonnen weniger an Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben, ein beträchtlicher Beitrag zum Klimaschutz“, stellt Pater Christoph ein zentrales Motiv heraus. Denn bei der Verbrennung von Holz wird nur jenes CO2 wieder freigesetzt, das beim Wachsen des Holzes aus der Atmosphäre gebun-den wurde. Dieses Gas entstünde auch dann, wenn das Holz ungenutzt im Wald verrotten würde. Die helle „Rauchwolke“ über der Heizzentrale besteht nur aus Wasserdampf und Kohlendioxid. Ein Elektrofilter im Kamin sorgt dafür, dass die Feinstäube mit Spuren von Schwermetallen zurückgehalten werden.
    In wirtschaftlicher Hinsicht spricht für die Nutzung des Holzes, dass dadurch heimische Waldbauern – zusammengeschlossen in den Forstbetriebsgemeinschaften Main-Steigerwald und Iphofen – Einnahmen erzielen. Wegen günstiger Brennstoff-preise werden sich die hohen Investitionskosten beim Bau der Heizzentrale im Lauf der Jahre auch für das Kloster rechnen. „Vom Freistaat Bayern wäre die Förderung der Anlage mit 30 Prozent der förderfähigen Kosten nicht bewilligt worden, wenn wir ihre Wirtschaftlichkeit nicht hätten nachweisen können“, weiß Pater Christoph.
     
    Versorgung mit Hackschnitzeln
    Das Holz wird auf Bestellung in bis zu 50 Zentimeter dicken Stangen angeliefert, von einem Unternehmen aus der Nähe von Viereth gehäckselt und direkt in den Bunker geblasen, erklärt Bruder Edmar Schäfer, der sich seit über 30 Jahren um die Heizanlagen im Kloster kümmert. Das Häckseln von 200 Tonnen Festholz war in acht Stunden erledigt. Die bei der Verbrennung entstehende Asche – gerade 0,5 Prozent der Holzmasse –wird vermischt mit Humus wieder im Wald ausgebracht.
     
    Mehr Arbeit?
    „Es ist schon mehr Arbeit als bisher, gerade jetzt in der Anfangsphase“, bestätigt Bruder Edmar – ohne zu klagen, denn er ist vom Sinn dieser Umstellung überzeugt. Bisher hatte er auf dem Klostergelände gleich vier mit Öl befeuerte Heizanlagen zu betreuen. „Da bringt die neue, vernetzte Anlage auch Erleichterungen mit sich.“ Denn die gesamte Anlage lässt sich nun zentral elektronisch steuern und überwachen. Tritt eine Störung auf, wird Bruder Edmar auf seinem Handy alarmiert. Er kann sofort ablesen, wo der Fehler liegt und wie rasch er eingreifen muss. Zwei weitere Mitarbeiter werden derzeit geschult, um ihn zu vertreten.
     
    Energie eingespart
    Im Jahr 2001 hatte man das Büro Orff & Vizl (Schweinfurt) beauftragt, eine detaillierte Bestandsaufnahme für alle Gebäude und ihre Verbräuche zu erstellen, Einsparpotentiale zu ermitteln und in einem Energiekonzept die nötigen Maßnahmen nach Dringlichkeit aufzulisten. Münsterklause, Pezzani-Bau, Schmiede und Buchhaltung wurden bereits saniert; der Einbau von Energiesparlampen ist weit fortgeschritten.
    + Sonnenkollektoren mit einer Fläche von 20 Quadratmetern gewinnen warmes Wasser zur Heizungsunterstützung und vor allem im Sommer zur Warmwasserbereitung für die Ökonomie. Rund 1000 Liter Heizöl können durch sie Jahr für Jahr ersetzt werden.
    + Zwei Photovoltaikanlagen erzeugen umweltfreundlichen Strom: eine Demonstrationsanlage des Egbert-Gymnasiums sowie seit September 2001 eine große Anlage mit einer Nennleistung von 25 kW.
    + Wasserkraft wird bereits seit 1906 auf dem Klostergelände zur Stromerzeugung genutzt. Diese Anlage deckt heute sechs Prozent des Strombedarfs.
    + Eine Windkraftanlage steht auf einem klostereigenen Feld bei Damme in Friesland.
    Derzeit werden knapp 20 Prozent des Strombedarfs aus regenerativen Energien gewonnen. Um das ehrgeizige Ziel, in zehn Jahren mit regenerativen Energieträgern aus der Region autark zu sein, erreichen zu können, muss vor jeder neuen Maßnahme die Gemeinschaft von deren Sinn überzeugt werden. Koordiniert werden alle Schritte von einem eigens gebildeten „Öko-Rat“.
     
    Bedeutsam wie das Beten
    Maßgeblich für die Errichtung der Anlage waren nicht nur wirtschaftliche Überlegungen oder der Nutzen für die Umwelt, sondern spirituelle Gründe: „Die Regel des heiligen Benedikt hält uns dazu an, mit allen Dingen des Alltags sorgfältig umzugehen und sie geradezu wie heilige Altargefäße zu behandeln“, führt Pater Christoph aus. Und Abt Fidelis Ruppert sowie Pater Anselm Grün folgern: „Achtsamer Umgang mit der Schöpfung und mit allen Menschen ist deshalb für uns eine Art Gottesdienst und ebenso bedeutsam wie das liturgische Beten, damit in allem Gott verherrlicht werde.“