Lukas Greubel kam als Quereinsteiger zur CAJ. „Zunächst war ich in Würzburg in der Ministrantenarbeit tätig“, erzählt der 30-Jährige. Nach seiner Ausbildung zum Geistlichen Leiter lernte er die Kolpingjugend kennen. Was er dort erleben durfte, faszinierte ihn: „Seither brenne ich für die Jugendverbandsarbeit.“ Im Juni 2021 stellte sich Lukas Greubel als Geistlicher Leiter bei der CAJ zur Wahl. Der Einstieg in die Arbeit bedeutete aufgrund der Corona-Krise eine immense Herausforderung, gibt er zu: „Die direkten Kontakte fehlen.“ Besprechungen und Absprachen finden bis heute vor allem in Form von Videokonferenzen statt.
Digitale Kontakte
Bei der CAJ weiß man, wo jungen Berufstätigen der Schuh drückt, besteht doch ein enger Austausch zu Menschen, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen. Dank der Digitalisierung reißt dieser Kontakt nicht ab. Greubel: „Uns gehört zum Beispiel eine Berufskraftfahrerin an, die sich immer dann, wenn sie Ruhezeiten hat, von ihrem LKW aus zu Onlinekonferenzen zuschaltet.“ Ein großes Thema beim Verband ist aktuell die Frage, wie Arbeitsbedingungen gerecht gestaltet werden können. „Wir wollen eine Welt, in der Verstöße gegen Arbeits- und Persönlichkeitsrechte tatsächlich verfolgt werden“, heißt es dazu im neuen „Bundesaktionsplan“ der CAJ.
Experten warnen derzeit, dass sich viele Teenager in einer kritischen Phase befinden. Aus Intensivstationen von Kinder- und Jugendpsychiatrien kamen kürzlich alarmierende Nachrichten: Mehr junge Menschen als je zuvor hätten in den vergangenen Monaten versucht, sich das Leben zu nehmen. „Auch wir können feststellen, dass sich immer größere Resignation unter jungen Menschen breitmacht“, berichtet Lukas Greubel. Zwar werde überall versucht, das, was krisenbedingt wegbricht, durch virtuelle Angebote aufzufangen. „Doch gerade junge Menschen sind inzwischen vollkommen übersättigt mit digitalen Formaten“, beobachtet der Geistliche Leiter.
Neue Entwicklungen
Am Schönsten wäre es, könnten sich Teenies wieder frei vor Ort über Interessantes informieren und ungezwungen andere Jugendliche treffen. Doch Lukas Greubel will nicht darüber klagen, dass vieles im Moment nicht möglich ist. „Es gibt auf der anderen Seite gerade spannende neue Entwicklungen beim CAJ, und zwar öffnen sich lokale CAJ-Stammtische aus anderen Regionen, um einen zwar weiterhin digitalen, aber dafür breiteren Austausch zu ermöglichen“, schildert er. Auf diese Weise partizipieren Würzburger CAJler zum Beispiel von den in Osnabrück derzeit angestellten Überlegungen zur Geschlechtergerechtigkeit.
Die Unvereinbarkeit von einst getroffenen Lebensentscheidungen mit aktuellen Lebenswünschen ist ebenfalls ein Thema, das Lukas Greubel gerade stark bewegt. „Immer mehr junge Menschen bei uns in der CAJ entscheiden sich nach ihrer Ausbildung, noch mal zu studieren“, erläutert er. Überhaupt sei zu beobachten, dass die Lebenswege junger Menschen heute nicht mehr so geradlinig und zielgerichtet sind, wie das in früheren Generationen der Fall war. „Junge Menschen wollen sich ausprobieren“, so Greubel. Und nach seiner Ansicht haben sie auch ein Recht darauf.
Nachwuchs fehlt
Dass die CAJ massive Nachwuchssorgen hat, beschäftigt das Mitglied der Diözesanleitung aber selbstverständlich auch. Besonders aktiv ist der Jugendverband am Untermain. Dem Aschaffenburger Bezirksverband gehören rund 200 Mitglieder an. In der gesamten Diözese sind es ungefähr 400. Das ist nicht allzu viel, wobei es in der Jugendarbeit natürlich nicht nur auf die Quantität ankommt.
Rein thematisch müsste die CAJ für viele Jugendliche interessant sein. Der Bundesaktionsplan liest sich in manchen Teilen auf positive Weise geradezu revolutionär. Das Christliche im Namen, weiß Lukas Greubel, schreckt allerdings einige junge Menschen ab, sich der CAJ anzuschließen.
Inspiration
Das wiederum ist eine Entwicklung, die keinen christlichen Verband verschont. Wobei im Moment viel passiert, um sich zu öffnen und mehr Menschen für die eigene Arbeit zu interessieren. „Absolut inspirierend ist für mich das Projekt ‚Open-sozial‘ der KAB in Aschaffenburg, mit der wir im engen Austausch stehen“, sagt Lukas Greubel. Bei dieser Veranstaltung kooperierte die KAB mit Bürgermeistern im Landkreis Miltenberg, die per Zufallsgenerator Bürger als Teilnehmer der „Open-sozial“ auswählten. Diese Bürger diskutierten im Herbst darüber, welche sozialen Initiativen am Untermain dringend auf den Weg gebracht werden müssten.
Am Ende mündeten die Erörterungen in vier Fragen, die bis heute weiterverfolgt werden. Zum einen geht es um „Digitalisierung“ sowie um „Gesundheit“. Zum anderen um „Ernährung“. Und schließlich um das in der Corona-Krise wieder brennend gewordene Thema „Ehrenamt“ – das ja auch die CAJ umtreibt.
Pat Christ