Man kann – und sollte vielleicht auch – das ganz anders betrachten: Hier wurde fast provokativ etwas zur Schau gestellt, das wir ansonsten schleichend aus unserem Alltag verdrängt, entsorgt haben, obwohl es existenziell zum Menschsein gehört: Sterben und Tod. Die nämlich kommen im Alltagsleben so gut wie nicht mehr vor; die erleben wir – aus sicherer Distanz – vor allem in Nachrichten, Filmen und Videospielen. Direkte Konfrontation mit dem Tod etwa durch das früher vielfach übliche Abschiednehmen von dem zuhause aufgebahrten Verstorbenen findet kaum mehr statt.
Da kann es schon irritieren, wenn die Endlichkeit irdischer Existenz so ausgeprägt zum Thema gemacht, ja geradezu zelebriert wird. Aber dabei bleibt es ja nicht. Denn zugleich vermittelt die Kirche damit die Botschaft, um derentwillen es diese Kirche überhaupt gibt: Der Tod ist nicht Ende, sondern Übergang. Diese Botschaft scheint ebenfalls schleichend aus unserer Gesellschaft entschwunden zu sein und – so hat man zumindest stellenweise den Eindruck – auch aus der Verkündigung der Kirche. Gut deshalb, dass niemand, wenn er oder sie sich nicht völlig gegen die Bilder und Worte aus dem Vatikan abgeschirmt hat, um die Konfrontation mit dieser Botschaft herumkam: dass die zentrale Botschaft, für die diese Kirche – bei all ihren Schwächen und Verfehlungen – steht, von einer Hoffnung handelt, die über dieses Leben und diese Welt hinausreicht. Die braucht es heute.
Wolfgang Bullin