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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Die Bewährungsprobe der Caritas

    In den Jahren nach dem Krieg behält Unterfranken sein geschundenes Gesicht. Der Luftkrieg hat zahllose Obdachlose hinterlassen. Kolonnen entwurzelter Menschen füllen die Stra­ßen, die kaum etwas besitzen au­ßer einem leeren Magen. Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten strömen in Scharen in die Region, und bis auf die Knochen abgemagerte Kriegsgefangene kehren heim. Hilfe in der Not kommt vom Diözesan-Caritasverband. Im Zeichen christlicher Nächstenliebe führt Caritasdirektor Robert Kümmert (1909-1991) einen kräftezehrenden und fast aussichtslos erscheinenden Kampf gegen Hunger und Elend.
    Auf den 1909 in Aschaffenburg geborenen und 1935 zum Priester geweihten Robert Kümmert fällt die Wahl von Matthias Ehrenfried, als der Bischof im Sommer 1945 einen Direktor für den Würzburger Caritasverband sucht. Kümmert scheint ihm der richtige Mann zu sein. Als Kap­lan in Hammelburg und Ober­eschenbach hat er sich bewährt, in seinen Predigten scheute er auch den Konflikt mit den Nazis nicht. Doch gegen die Ernennung zum Caritasdirektor sträubt sich Kümmert, als er am Abend des 27. Juli 1945 in Klos­ter Oberzell über seine Zukunft aufgeklärt wird. Er will Seelsorger sein und nicht Manager eines kirchlichen Wohlfahrtsverbandes. Letztlich beugt er sich dem Willen des Bischofs. Für fünf Jahre erklärt er sich bereit, das Amt des Caritasdirektors zu übernehmen. Aus den fünf Jahren werden am Ende fast 25, die Kümmert hauptamtlich dem Dienst am Nächs­ten widmet. 

    Lastwagen voller Spenden

    Das Organisationstalent des 36-Jäh­rigen kommt im neuen Amt voll zur Geltung. Kümmert stürzt sich in die Arbeit und veranlasst erste Hilfsmaßnahmen. Trotz der dünnen Personaldecke des Würzburger Caritasverbandes beginnen schon im September 1945 wieder die Caritassammlungen, die die Nazis verboten hatten. Dutzende Lkw-Ladungen mit Hausrat- und Kleiderspenden kommen beim ersten Mal zusammen. Die Spenden finden dankbare Abnehmer. In Nähstuben der Caritas können sich Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte außerdem einfache Kleidungsstücke anfertigen lassen. Neben Kleidern, Schuhen und Hausrat werden vor allem Lebensmittel und Baumaterialien emsig gesammelt. In Klöstern entstehen Volksküchen sowie Herbergen für Wohnungslose und entlassene Soldaten, von denen viele zu Fuß nach Hause kommen. Aus den USA, Kanada, Irland, dem Vatikan und vielen anderen Staaten treffen in den Nachkriegsjahren tausende Tonnen von Lebensmitteln ein, die die Caritas verteilt. Robert Kümmert agiert wie der Geschäftsführer einer Großhandlung, allerdings arbeitet er ohne Profitorientierung. 

    Vor allem der unterernährten Kinder nimmt sich die Caritas an. Tausende von Kindergartenkindern und Schü­lern kommen in den Genuss organisierter Speisungen. Im Frühjahr 1947 ruft die amerikanische Militärregierung eine offizielle Schulspeisung ins Leben, die in Unterfranken nahezu 100000 Nahrungsportionen pro Tag umfasst. Die Mitarbeiter der Caritas und anderer Wohlfahrtsverbände kümmern sich um die Verteilung der lebensrettenden Gaben in den Gemeinden. Die heiß ersehnte Hilfs­aktion wird nach ihrem Initiator, dem ehemaligen US-Präsidenten Herbert C. Hoover, benannt und geht als „Hoover-Speisung“ in die Geschichte ein. Dass von der reibungslosen Zusammenarbeit mit den Amerikanern vieles abhängt, ist dem Caritasdirektor vom ersten Tag an klar. Daher lässt sich Kümmert gleich nach seiner Ernennung Nachhilfestunden in Englisch erteilen. 

    Kirchlicher Suchdienst

    Neben der Eindämmung des Hungers sieht die Caritas eine vorrangige Aufgabe darin, die im Krieg zerrissenen Familien wieder zusammenzuführen. Im September 1945 nimmt der Kirch­liche Suchdienst seine Arbeit auf, der von der katholischen Caritas und der evangelischen Inneren Mission getragen wird. An den Suchdienst kann sich jeder wenden, der von Familienangehörigen getrennt wurde und auf ein Lebenszeichen hofft. Gemeinsam mit dem Suchdienst des Roten Kreuzes verfolgt der Kirchliche Suchdienst die Spuren von Wehrmachtssoldaten, zu denen Ehefrauen und Kinder die Verbindung verloren haben. Tausende von Briefkontakten zwischen Kriegsgefangenen und ihren Angehörigen werden hergestellt. Auch für Familien, die während der chaotischen Flucht aus dem Osten auseinander gesprengt wurden, dient die Einrichtung als rettender Strohhalm. Caritasstellen und Pfarrämter nehmen Anfragen und Meldungen entgegen und leiten sie an die Kartei des Suchdienstes weiter. Allein in Würzburg gelingt es auf diese Weise, 36000 Familien wieder zu vereinen. Den vollständigen Artikel finden Sie in der Printausgabe vom 26. April 2009.