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Die Katharinenglocke ist die älteste Glocke der Diözese Würzburg“, sagt Richard Zürrlein. „Und das Wichtigste: Sie läutet sogar noch.“ Der ehemalige Rimparer Geschichtslehrer, der seit einigen Jahren im Würzburger Mainviertel lebt, kennt die Geschichte der Pfarrkirche St. Burkard wie nur wenige andere.
Schließlich hat er auch den neuen Kirchenführer geschrieben. Allerdings, gesteht er, hat er die älteste Glocke des Bistums noch gar nicht selber richtig aus der Nähe betrachtet. Denn das gute Stücke aus dem 13. Jahrhundert hängt hoch oben im Südturm.
Die Geschichte St. Burkards reicht von der Gründung des Andreasklosters zu Füßen der Festung Marienberg kurz nach der Errichtung des Bistums im Jahr 742 durch Bischof bis zur Gründung der Pfarreiengemeinschaft „St. Burkard-St. Bruno“ vor sechs Jahren.
Wer die älteste Glocke der Diözese nicht nur hören, sondern auch einen Blick auf sie werfen will, muss einen ungewöhnlichen Weg nehmen. Hinauf in den Südturm geht es nämlich nicht vom Kirchenschiff oder von der Sakristei aus, sondern am Außenbau durch einen unscheinbaren Extraeingang auf der Nordseite. Der Zugang ist normalerweise verschlossen. Und so muss Pfarrgemeinderatsmitglied und Organist Richard Zürrlein erst einmal das Schloss öffnen. Im unteren romanischen Stockwerk lässt es sich noch gut an. Aber schon im zweiten gibt es lediglich eine Leiter, die immerhin ein Schutzgestell hat.
Endlich ist das Ziel erreicht: die Glockenstube. Direkt über der Aufstiegsluke hängt die altehrwürdige Katharinenglocke. Sogar einen Blick auf die Umschrift „Katerina“ auf dem ehrwürdigen Klangkörper kann man erhaschen. Die römischen Zahlen datieren sie auf das Jahr 1249. Aber bis zum Zweiten Weltkrieg war eine andere Glocke die älteste der Diözese, wirft Zürrlein ein. Das war die 1220 aufgehängte „Heinle“-Glocke, die wohl aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts stammte und einst sogar die älteste Glocke Deutschlands war.
Gevatter Heins Glocke
Das Wort „Heinle“ kommt von „Hähnlein“. Und „Gevatter Hein“ war früher die Bezeichnung für den personifizierten Tod. Das „Heinle“, das im Dom hing, musste bei der Beerdigung eines Fürstbischofs immer dessen Nachfolger persönlich läuten.
Indes gab es auch in St. Burkard, deren ältester erhaltener Bau 1042 geweiht wurde, vor dem Krieg eine Glocke aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Aber sie erlitt dasselbe Schicksal wie das „Heinle“ und wurde beim Bombenangriff auf Würzburg zerstört. Die drei anderen kleinen historischen Glocken des Westturms waren bereits 1942 zusammen mit zwei großen Neugüssen von 1936 zu Rüstungszwecken zwangsweise abgeliefert worden. Glücklicherweise kamen die drei kleinen Glocken nach dem Krieg unversehrt vom berüchtigten Glockenfriedhof in Hamburg wieder zurück, während die zwei Güsse von 1936 bereits eingeschmolzen waren.
Im Bombenhagel
Jene nicht erhaltene historische Glocke von St. Burkard aus dem zwölften Jahrhundert hieß „Agla“-Glocke – nach der Umschrift „AGLA“. Der Sinn dieser Umschrift konnte nie erschlossen werden. Diese Glocke hing 1945 beim Untergang des alten Würzburg alleine im Westturm. Die Glocken in den beiden anderen Türmen überstanden den Bombenangriff auf Würzburg, weil die steinernen gotischen Turmdächer sie schützten. Im Nordturm hingen zur Zeit des Angriffs bereits seit 1936 die St.-Andreas-Glocke von 1481 und die Marienglocken von 1592 aus der Julius-Echter-Zeit und im Südturm die historische Katharinenglocke.
Heute hat sie übrigens wieder Gesellschaft bekommen. 1986, im Jahr der 1000-Jahr-Feier der Überführung der Gebeine des heiligen Bischof Burkard vom Dom nach St. Burkard – wurden bei Perner in Passau zwei neue große Glocken für den Südturm gegossen, erläutert Zürrlein. Zürrleins Patenonkel ist, beiläufig gesagt, der frühere Glockensachverständige der Diözese, Dr. Richard Schömig. Dieser war im Dritten Reich immer wieder bei den Machthabern angeeckt, weil er sich für den Erhalt von Glocken einsetzte, die die Nationalsozialisten ja nicht nur aus militärischen, sondern auch aus kirchenfeindlichen Gründen einschmelzen wollten. Ganz bewusst benannte man die neuen Glocken von 1986 nach jenen beiden von 1936, die in der NS-Zeit eingeschmolzen wurden. „Jetzt habe ich also die älteste Glocke der
Diözese mal aus der Nähe gesehen“, sagt Richard Zürrlein. Und wirft noch einmal einen Blick durch die Luke im Glockenstuhl. Dann geht es wieder hinunter auf festen Boden.