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Gedanken zum Sonntagsevangelium von Dirk Rudolph, Würzburg
Der Weckruf der Adventszeit
Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Matthäus 24,37–44
Wenn man jetzt zu Beginn des Advents durch die Geschäfte läuft, dann ist doch eines klar: das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Schon im Oktober haben uns die ersten Lebkuchen, Tannenbäume und Weihnachtsmänner an den Heiligen Abend erinnert. Das Fest der Geburt Jesu wird terminlich genau vorgeplant, denn diese Zeit ist für den Umsatz wichtig. Gott sei Dank wissen wir genau, wann wir dieses Fest zu feiern haben und können uns zumindest materiell bestens darauf vorbereiten. Doch die Adventszeit hat ihren Sinn nicht im Geschenke besorgen und Weihnachtsmärkte besuchen. Der Advent ist einerseits die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest mit seinem Gedächtnis des ersten Kommens des Gottessohnes zu uns Menschen. Andererseits führt uns diese Zeit hin zur Erwartung der zweiten Ankunft Christi.
Am heutigen ersten Adventssonntag spricht das Evangelium von der Wiederkunft des Herrn und mahnt zur Wachsamkeit: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ Diese Aussage scheint aber die ganze vorweihnachtliche Planung über den Haufen zu werfen. Denn die Ankunft des Herrn kann zu jeder Zeit geschehen und ist nicht auf den 24. Dezember beschränkt.
Die Zeit des Advents holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Ankunft des Herrn, auf die wir uns in den nächsten Wochen vorbereiten, findet nicht im Bereich von Terminkalendern statt, sondern geschieht völlig unerwartet. Wie kann ich mich also darauf vorbereiten, wenn ich doch nicht weiß, wann es soweit ist. Im Schrifttext wird sogar der Vergleich mit einem Dieb gezogen. Muss ich mich demnach vor der Ankunft fürchten?
Die Erfahrung mit unerwarteten Ereignissen in meinem Leben lässt mich nur leise ahnen, was diese Begegnung bedeuten kann. So weckt die Adventszeit in mir wieder neu die Bereitschaft, aufmerksamer und bewusster mein Leben zu gestalten: offen sein für Begegnungen, mir Zeit nehmen für die Menschen um mich herum, wieder genauer in mich hineinhören. Diese Einstellung verbinde ich mit der Aufforderung wachsam zu sein.
Da geht es nicht darum, ständig in absoluter Hochspannung jedes noch so kleine Ereignis im Licht der unerwarteten Begegnung mit dem Herrn zu sehen. Ich muss mich nicht wie vor einem Dieb fürchten und mich einschließen oder verstecken. Ich kann mit wachen Augen und Ohren durchs Leben gehen ohne mich selbst aufzugeben.
Und trotzdem bleiben Fragen zurück. Wie oft hat Gott schon an meine Tür geklopft, ohne dass ich es gemerkt habe? Welche Begegnungen und Geschehnisse in meinem Leben ließen auf die Anwesenheit Gottes schließen?
Eigentlich ist es ärgerlich, dass ich erst in der Adventszeit wieder wachgerüttelt werde und mich auf diese Fragen einlasse. Wo war meine Wachsamkeit in den letzten Wochen und Monaten? Warum habe ich mich vom Alltag überrumpeln lassen? Habe ich die Anwesenheit Gottes in meinem Leben verschlafen oder hatte ich einfach nur keine Zeit?
„Darum haltet auch ihr euch bereit!“ – Eine große Chance, die jetzt im Advent wieder neu beginnt. Ich halte mich bereit, aber in einer anderen Grundausrichtung. Mein innerer Kompass wird gewissermaßen neu eingestellt. Die Nadel zeigt in Richtung Ankunft Gottes in meinem Leben.
Jetzt gilt es nur noch dafür zu sorgen, dass diese Wachsamkeit nicht durch den allgemein üblichen vorweihnachtlichen Stress im Keim erstickt wird. Die Adventszeit ist kein Countdown und das Weihnachtsfest ist kein Ultimatum in Sachen anderen Menschen eine Freude machen. Ich darf mir Zeit lassen, Kontakte zu knüpfen oder Beziehungen zu pflegen. Und selbst wenn in dieser Zeit die ganze Umwelt konsumorientiert zu sein scheint, so zeigt sich aber auch die große Bereitschaft, anderen zu helfen und beizustehen.
So wünsche ich uns, dass wir den Weckruf der Adventszeit in uns spüren und mit der Sehnsucht nach Gott in das neue Kirchenjahr starten.
Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet als Referent für Ministrantenarbeit und liturgische Bildung.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Matthäus 24,37–44
Wenn man jetzt zu Beginn des Advents durch die Geschäfte läuft, dann ist doch eines klar: das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Schon im Oktober haben uns die ersten Lebkuchen, Tannenbäume und Weihnachtsmänner an den Heiligen Abend erinnert. Das Fest der Geburt Jesu wird terminlich genau vorgeplant, denn diese Zeit ist für den Umsatz wichtig. Gott sei Dank wissen wir genau, wann wir dieses Fest zu feiern haben und können uns zumindest materiell bestens darauf vorbereiten. Doch die Adventszeit hat ihren Sinn nicht im Geschenke besorgen und Weihnachtsmärkte besuchen. Der Advent ist einerseits die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest mit seinem Gedächtnis des ersten Kommens des Gottessohnes zu uns Menschen. Andererseits führt uns diese Zeit hin zur Erwartung der zweiten Ankunft Christi.
Am heutigen ersten Adventssonntag spricht das Evangelium von der Wiederkunft des Herrn und mahnt zur Wachsamkeit: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ Diese Aussage scheint aber die ganze vorweihnachtliche Planung über den Haufen zu werfen. Denn die Ankunft des Herrn kann zu jeder Zeit geschehen und ist nicht auf den 24. Dezember beschränkt.
Die Zeit des Advents holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Ankunft des Herrn, auf die wir uns in den nächsten Wochen vorbereiten, findet nicht im Bereich von Terminkalendern statt, sondern geschieht völlig unerwartet. Wie kann ich mich also darauf vorbereiten, wenn ich doch nicht weiß, wann es soweit ist. Im Schrifttext wird sogar der Vergleich mit einem Dieb gezogen. Muss ich mich demnach vor der Ankunft fürchten?
Die Erfahrung mit unerwarteten Ereignissen in meinem Leben lässt mich nur leise ahnen, was diese Begegnung bedeuten kann. So weckt die Adventszeit in mir wieder neu die Bereitschaft, aufmerksamer und bewusster mein Leben zu gestalten: offen sein für Begegnungen, mir Zeit nehmen für die Menschen um mich herum, wieder genauer in mich hineinhören. Diese Einstellung verbinde ich mit der Aufforderung wachsam zu sein.
Da geht es nicht darum, ständig in absoluter Hochspannung jedes noch so kleine Ereignis im Licht der unerwarteten Begegnung mit dem Herrn zu sehen. Ich muss mich nicht wie vor einem Dieb fürchten und mich einschließen oder verstecken. Ich kann mit wachen Augen und Ohren durchs Leben gehen ohne mich selbst aufzugeben.
Und trotzdem bleiben Fragen zurück. Wie oft hat Gott schon an meine Tür geklopft, ohne dass ich es gemerkt habe? Welche Begegnungen und Geschehnisse in meinem Leben ließen auf die Anwesenheit Gottes schließen?
Eigentlich ist es ärgerlich, dass ich erst in der Adventszeit wieder wachgerüttelt werde und mich auf diese Fragen einlasse. Wo war meine Wachsamkeit in den letzten Wochen und Monaten? Warum habe ich mich vom Alltag überrumpeln lassen? Habe ich die Anwesenheit Gottes in meinem Leben verschlafen oder hatte ich einfach nur keine Zeit?
„Darum haltet auch ihr euch bereit!“ – Eine große Chance, die jetzt im Advent wieder neu beginnt. Ich halte mich bereit, aber in einer anderen Grundausrichtung. Mein innerer Kompass wird gewissermaßen neu eingestellt. Die Nadel zeigt in Richtung Ankunft Gottes in meinem Leben.
Jetzt gilt es nur noch dafür zu sorgen, dass diese Wachsamkeit nicht durch den allgemein üblichen vorweihnachtlichen Stress im Keim erstickt wird. Die Adventszeit ist kein Countdown und das Weihnachtsfest ist kein Ultimatum in Sachen anderen Menschen eine Freude machen. Ich darf mir Zeit lassen, Kontakte zu knüpfen oder Beziehungen zu pflegen. Und selbst wenn in dieser Zeit die ganze Umwelt konsumorientiert zu sein scheint, so zeigt sich aber auch die große Bereitschaft, anderen zu helfen und beizustehen.
So wünsche ich uns, dass wir den Weckruf der Adventszeit in uns spüren und mit der Sehnsucht nach Gott in das neue Kirchenjahr starten.
Der Autor ist Pastoralreferent und arbeitet als Referent für Ministrantenarbeit und liturgische Bildung.