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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Kommentar von Wolfgang Bullin

    Der Wahrheit verpflichtet?

    Kommentar von Wolfgang Bullin
    War es nun ein Signal für mehr Demokratie in der Europäischen Union, für den wachsenden Einfluss des Europäischen Parlaments, wie etliche Kommentatoren meinten? Oder war es doch eher ein „im Gewand von Liberalität und Toleranz inszenierter Kulturkampf“, wie Kardinal Friedrich Wetter formulierte? Auf alle Fälle zählte die Berichterstattung über die Auseinandersetzungen zwischen Teilen des Europäischen Parlamments und dem designierten Kommissionspräsidenten Barroso um die Neubesetzung der Kommission nicht zu den Sternstunden des Journalismus – insbesondere eines kritischen und unabhängigen Journalismus – hierzulande. Nahezu alle kaprizierten sich auf den für das Justizressort vorgesehehen Italiener Rocco Buttiglione wegen seiner – wie es durch die Bank hieß – diskriminierenden Äußerungen über Homosexuelle und die Rolle der Frau. Was Buttiglione wirklich gesagt hatte, schien nicht zu interessieren; es hätte ja auch nicht ins Konzept gepasst. Das Etikett „diskriminierend“, ergänzt um das Etikett „katholisch“ genügte, um das Ganze zum „Fall Buttiglione“ hochzuspielen; dass es auch massive Bedenken gegen andere designierte Kommissionsmitglieder gab, etwa wegen mangelnder Kompetenz oder Verdacht der Bestechlichkeit, ging fast unter.
    Jenseits aller Kollegenschelte ist dieser Fall Ausdruck einer gefährlichen Tendenz, die langfristig dem Journalismus selber schadet. Einer Tendenz, die auch schon in anderem Zusammenhang, etwa bei Hartz IV, deutlich wurde: Falschinformation durch das kritiklose Nachbeten von einmal in die Welt gesetzten Schlagworten. Dazu kommt, dass es durch immer knapper besetzte Redaktionen für PR-Agenturen immer leichter wird, ihre Beiträge „unterzubringen“. Und auch die einstmals für notwendig erachtete Trennung zwischen Meinung, Information, Unterhaltung und Werbung wird zunehmend aufgegeben. So etwa, wenn selbst das öffenltich-rechtliche ZDF sich nicht scheut, mit einem regulären Beitrag in der Verbrauchersendung WISO Werbung für seine neue Telenovela zu machen.
    Journalisten künftig also als Werbung transportierende Unterhaltungskünstler oder Dienstleister beziehungsweise Wasserträger für wen auch immer, orientiert am Mainstream, und weniger an der Wahrheit? Die Tendenz ist da und wird sich verstärken, wenn Leser, Hörer, Zuschauer sich nicht wehren.