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    Der Speckpater

    Persönlich anwesend kann der Speckpater im März in Würzburg nicht sein: Pater Werenfried van Straaten ist vor acht Jahren, am 31. Januar 2003, gestorben. Aber viele Besucher des 4. Internationalen Kongresses Treffpunkt Weltkirche haben den Gründer von „Kirche in Not“ noch lebhaft vor Augen. Sie wissen, dass das Hilfswerk heute weiterhin vom Engagement und vom Geist des niederländischen ­Prämonstratensers lebt.
    Kardinal Joachim Meisner aus Köln – und er steht gewiss nicht allein – ist fest davon überzeugt, „dass der Name Werenfried van Straaten die Zeitläufe überstehen wird“. ­Pater Werenfried habe „in unendlich vielen Herzen der Menschen tiefe Spuren der Liebe Gottes hinterlassen“ – gerade bei den Ärmsten.  Die Ärmsten – das waren zuerst Deutsche: Als der gebürtige Niederländer zu Weihnachten 1947 in einem Artikel in Flandern zur Hilfe für die deutschen Heimatvertriebenen aufruft, beginnt eine der größten Bettlerkarrieren der Menschheitsgeschichte.  Dass er bei den Landwirten zunächst um „Speck“ bittet – den schenkt man leichter als Geld –, bringt ihm den Spitznamen „Speckpater“ ein. Doch sehr schnell kommen dann die Geldscheine. Bis heute können sich Hunderttausende an den „Millionenhut“ erinnern, mit dem der Pater nach jeder seiner aufrüttelnden Predigten die Spenden der „Wohltäter“ einsammelt. Immer engagiert er sich da, wo er Not sieht, ruft dazu auf, „die Tränen Gottes zu trocknen, wo er weint“. Die Hilfe für die Vertriebenen ist zugleich auch ein Beitrag zur Versöhnung nach dem Krieg und zur Stabilität in Europa: Werenfried – der Name ist Programm – ist ein Kämpfer für den Frieden, wie später Johannes Paul II., dem er herzlich verbunden ist. Eine originelle Initiative folgt der anderen: Vertriebene (Ost-)Priester werden mit fahrbarem Untersatz ausgestattet, in Königstein wird ein Seminar für Priesteramtskandidaten eingerichtet, 35 Kapellenwagen (16 Meter lange fahrende Kirchen) bringen Seelsorger und Kapellen in die ­Diaspora, junge Menschen des Bauordens sorgen für ein Stück leibliches Wohlergehen. Durch den Kontakt mit den Ostflüchtlingen weitet sich der Blick des Prämonstratensers nach Osten: 1952 beginnt ein neues Kapitel des Hilfswerks – Hilfe für die verfolgte Kirche, zunächst in Mittel- und Osteuropa, ab 1961 auch in Asien. Der Pater nutzt jede Möglichkeit, die Diözesen des Ostens zu unterstützen, ein Überleben der Kirche zu sichern.  Auf ausdrückliche Bitte von Johannes XXIII. kommen auch Hilfsaktionen in Lateinamerika dazu – Wünsche eines Papstes sind für Werenfried Gebote. Auch Afrika vergisst er nicht: So ist er Mitgründer einer Schwesterngemeinschaft für wenig gebildete Afrikanerinnen.  Bei all den Aufgaben hat er die Einnahmen den Ausgaben angepasst:  Er wird – versehen mit unerschütterlichem Gottvertrauen – nicht enttäuscht: „Die Menschen sind viel besser als wir denken, aber auch Gott ist viel besser, als wir denken“.  Getragen weiß er sich dabei von der Gottesmutter Maria: Der Jungfrau von Fatima hat er sein Werk geweiht. Unvergesslich die Fernsehbrücke, die 1991 Fatima mit Moskau verbindet: Werenfried informiert über die Botschaft von Fatima, der Moskauer Erzbischof und der Bischof von Leiria-Fatima beten um den Segen Marias für Russland.   Rosenkränze und Bibeln, dann auch Kapellenschiffe – Russland spürt die Verbindung der katholischen Geschwister: Die Versöhnung zwischen der Westkirche und der orthodoxen Ostkirche ist Pater Werenfrieds Herzensanliegen. Nicht bei allen Katholiken stoßen die Aktionen für die Russisch-Orthodoxen gleich auf Begeisterung. Und: Selbst in Deutschland, wo in Königstein die Zentrale des Werks beheimatet ist, erhält der charmante Dickschädel nicht nur Beifall, etwa wenn er sich entschieden gegen die Scheinvergabe kirchlicher Stellen bei der Schwangerschaftskonfliktberatung stellt.  Doch in den letzten Lebensjahren ist nur noch das unvergleichliche Lebenswerk im Blick. Es lebt in „Kirche in Not“ weiter; an der Spitze der deutschen Sektion steht Werenfrieds Nichte Antonia Willemsen, die langjährige Generalsekretärin. „Ziel unseres Hilfswerks ist es, den Menschen zu helfen, Gott ­näher zu kommen“, sagt Pater ­Werenfried in einem Interview zum 90. Geburtstag – kurz vor seinem Tod. Und: „Dass ich das Gute in den Menschen so gut wecken kann, ist eine Gabe Gottes.“ Eine Gabe, für die viele Menschen sehr dankbar sein können.