Kritisiert wird, dass es zu viel um Strukturen und zu wenig um den Glauben gehe. So jüngst der Wiener Theologe Tück in einem Zeitungsbeitrag. Insbesondere in der bei der Synodalversammlung diskutierten Einrichtung eines Synodalen Rates sieht er den – seiner Ansicht nach – unzulässigen Versuch, die Kirchenstruktur zu ändern.
Ganz von der Hand zu weisen sind diese Kritikpunkte ja nicht. Ja, der Synodale Weg behandelt überwiegend Strukturfragen, viele dort Engagierte wollen Strukturen ändern. Und ja, der evangelischen Kirche geht es auch nicht besser. Aushebeln lassen darf sich das Bemühen, das hinter dem Synodalen Weg steht, dadurch aber nicht. Das Ringen darum, wie Kirche organisiert sein sollte, um in der jeweiligen Zeit ihrem Auftrag zu entsprechen, gehört zur Erbsubstanz der „Ecclesia semper reformanda“, der allzeit reformbedürftigen Kirche. Auch ist die uns überlieferte Struktur der Kirche einschließlich ihrer Ämter nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern hat sich seit der Zeit Jesu und der Apostel entwickelt und dabei immer wieder Vorstellungen und Modelle der jeweiligen Zeit aufgenommen.
Die Kunst ist nur – und da kann Kritik, wie die eingangs erwähnte, hilfreich sein –, dass man dabei den richtigen Maßstab anlegt und dem Gefäß nicht mehr Bedeutung zukommen lässt als dem Inhalt. Denn Kirche ist nichts anderes als Gefäß oder Werkzeug, um der Welt eine Botschaft zu vermitteln. Eine Botschaft, deren Kern beim Synodalen Weg unumstritten scheint, die alles andere als unzeitgemäß ist – ganz aktuell beispielsweise ist die Schöpfungstheologie gefragt – und deren Vermittlung deshalb keinesfalls am Werkzeug scheitern darf.
Wolfgang Bullin