Die Vorbereitungen auf den Papstbesuch waren sicher sehr anstrengend. Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem der Papst wieder abgereist ist?
Ich fühle mich natürlich wieder ein Stück freier, aber nur aus dem Grund, weil der Organisationsdruck weg ist. Es ist nicht so, dass ich mich frei fühle, weil ich es hinter mir habe. Wir hatten uns so auf den Besuch gefreut. In der Tat: Es war ein großes Erlebnis religiöser und spiritueller Art und ein großes Erlebnis für den Zusammenhalt der Kirche. Alles hat sehr gut geklappt.
Inwieweit war denn die Ordensgemeinschaft von diesem Besuch berührt?
Drei unserer Kirchen waren in den Papstbesuch mit eingebunden: die St. Magdalena-Kirche, die St. Konrad-Kirche und natürlich die Basilika. Für uns als Kapuziner war der Besuch des Papstes auch ein ganz persönlicher, weil er schließlich in unserem Kloster St. Magdalena mit seinem Gefolge und manchen Gästen eingekehrt ist. Wir hatten etwa
45 Gäste zum Mittagessen, 22 im Clubraum, und beim Heiligen Vater im Refektorium waren es 23. Das war für uns natürlich der menschliche Höhepunkt. Zuvor hatte er sich den Klostergarten angeschaut. Und nach dem Essen ist er zur nachmittäglichen Ruhe auf sein Zimmer gegangen und hat uns gegen 16.30 Uhr wieder verlassen.
Was serviert man denn einem so prominenten Gast?
Zum Mittagessen gab es ein einfaches, gutes, bayerisches Essen, etwas, was wir bei uns im Kloster jeden Sonntag essen würden. Es war also kein Hotel-Essen, es waren keine Gänge, die da aufgetischt wurden. Auch haben wir keinen Partyservice kommen lassen. Unsere Köchinnen haben die Aufgabe sehr gerne übernommen. Papst Benedikt hat sich bei ihnen persönlich für die gute Mahlzeit bedankt.
Wie nahe sind Sie selbst dem Heiligen Vater gekommen?
Beispielsweise beim großen Gottesdienst auf dem Kapellplatz, als ich ihm eine Hirtenschaufel – den Vorgänger eines Hirtenstabes – überreichen durfte und ihn bat, er möge als Hirte auch auf uns Kapuziner schauen. Ein weiteres Mal, als ich den Heiligen Vater mit dem Provinzial der bayerischen Kapuziner am Tor unserer St. Magdalena-Kirche begrüßte. Auch war ich dabei, als man ihn ins Refektorium führte. Als einziger des Konvents habe ich dann an der Tafel mitessen dürfen. Und schließlich habe ich ihn gebeten, sich in unser Gastalbum einzutragen, dabei habe ich ihm die Seiten gezeigt.
Manchmal sagt man ja, prominente Gäste seien schwierig und unnahbar. Wie ist denn der Heilige Vater als Gast?
Unser Papst gehört meinem Eindruck nach nicht zu den Unnahbaren. Er hat nicht nur im Papamobil die Leute äußerst freundlich gegrüßt, sondern er ist auch auf den kurzen Strecken bei uns auf dem Platz auf die Leute zugegangen. Vor allem hat er nach Kindern Ausschau gehalten, um sie zu segnen. Es hat auch eine ganz gute Note gehabt, dass sein Bruder, Prälat Georg Ratzinger, am Tag zuvor schon bei uns angekommen ist. Man spürte die Freude des Papstes, mit seinem Bruder zusammen zu sein. Es war einfach schön, die zwei Brüder zusammen zu sehen. Da spürt man, dass auch ein Papst nicht einfach jede menschliche Regung hinter sich lässt.
Gibt es Spuren oder Zeichen im Kloster, die auf den Besuch des Papstes aufmerksam machen?
Er hat sich mit uns Kapuzinern fotografieren lassen. Auch hat er sich in unser Gastalbum eingetragen. Und über dem Zimmer, in dem er seine Mittagsruhe gehalten hat, ist – wie beim Besuch des vorherigen Papstes auch – eine Plakette mit dem päpstlichen Wappen über der Türe angebracht worden. Wir laufen jetzt jeden Tag daran vorbei. Aber was bleiben wird, kann man materiell nicht fassen. Der ganze Tag war sehr festlich, das Wetter, die Stimmung, die vielen Fähnchen, alles hat super gepasst, so dass er sicher vielen Menschen als ein ganz besonderer Tag im Gedächtnis bleiben wird. Es war anders als die Stimmung in einem Fußballstadion, aber dennoch mit einer großen Freude, mit Liedern, Musik und Zeugnissen. Der Papst hat uns in allem, was er sagte, positiv angesprochen.
Was ist Ihr Fazit als einer der Organisatoren dieses Besuches?
Die Vorbereitungszeit von über sieben Monaten war ausgefüllt mit sehr viel Arbeit. Ich bin sehr dankbar, dass wir alle gut zusammengearbeitet haben, und dass die Stimmung im Kloster gut war. Der Papst hat die Herzen erreicht. Seine Botschaft wurde verstanden. Für die Kapuziner war es ein tiefes Erlebnis. Übrigens: Aus Aschaffenburg waren eigens zwei Busse mit Gläubigen gekommen; auch andere Gesichter aus dem Raum Aschaffenburg habe ich erkannt. Und so manch einer von ihnen sagte mir: „Ich habe für Sie in der Vorbereitungszeit gebetet“.
Darf der Guardian denn jetzt auch mal Urlaub machen?
Der darf sicher wie jeder andere Mitbruder Urlaub machen. Die freien Tage seit Februar kann ich mit Sicherheit an einer einzigen Hand abzählen. Aber jetzt möchte ich mit meinem großen Bruder und ein paar Leuten zwei Tage in Südtirol Radl fahren. Ich denke, es ist wichtig, dass man zwischendurch mal wieder was anderes schnuppert, weil sonst die Arbeit einfach so weiter geht. Und: Der Mensch bleibt nur dann gesund, wenn er für Leib und Seele sorgt.