Was hat Rudolph Karg vor 25 Jahren bewogen, die Aktion zu starten? Karg wohnt seit seiner Heirat 1990 in Löffelsterz und besuchte den Marienwallfahrtsort Medjugorie (Bosnien-Herzegowina) jedes Jahr von 1986 bis zum Kriegsausbruch 1991. An einem Sonntag im Jahr 1994 erhielt er einen Anruf seines Onkels. Er war in Medjugorie auf Pilgerreise und erklärte dem Neffen: „Du bist Bauunternehmer und Architekt, du musst helfen, die Zerstörung durch den Krieg ist groß“. Noch im gleichen Jahr fuhr Karg mit Freunden in das verwüstete Land.
Schwarze Löcher
„Alle Verkehrsschilder waren verdreht oder überschrieben und es war schwer, eine Tankstelle zu finden“, erinnert er sich. „Während der Fahrt waren wir erschüttert von der Zerstörung. Aus den Häusern starrten uns die leeren Fenster wie schwarze Löcher an und die Hausdächer bestanden oft nur aus einer Folie“. Gleich nach der Rückkehr gründeten die Männer eine Gruppe namens „Fenster für Mostar“. Sie sammelten gebrauchte Fenster, Türen, Öfen, Möbel, Baumaterial, aber auch Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung. Am Anfang wurde mit Hilfe des Franziskanerklosters in Mostar ein Kinderdorf für Waisen aufgebaut. Ab 1999 gingen Hilfslieferungen in den Kosovo.
Babywäsche gesucht
Zum Lagern der Hilfsgüter bis zum Abtransport hatte man ehemalige Gewächshäuser für Orchideenzucht in Löffelsterz gemietet. Mit dem Anwachsen der Mitglieder über Löffelsterz hinaus, kamen Lagerräume in Sennfeld, Weichtungen, Burglauer, Rosenheim und Berching hinzu – und eine Vereinsgründung wurde nötig. Bis dahin waren mehr als 434 Lastwagen mit Hilfsgütern beladen worden, und inzwischen zählt der Verein 195 Mitglieder. Beim Verladen helfen rund 60 Personen.
Die Hilfsgüter gehen derzeit überwiegend nach Kroatien. Seit 1997 unterstützen die Helfer Projekte von Pater Rolf Schönenberger. Dazu gehört auch die Aktion „Mutter und Kind in Not“. Dafür hat das Vereinsmitglied Waltraud Brüggemann bei Rosenheim ein Zentrum für Hilfslieferungen aufgebaut. Aktuell braucht man dringend Babywäsche der Größen 56 bis 104. In „Erstlingspakete“ wird dann diese Babykleidung, Schnuller, Babyflaschen, Windeln und Hygieneartikel gegeben. Spenden werden in Südosteuropa für Schulspeisung oder für Heiz- und Stromkosten eingesetzt. Gelegentlich bezahlt der Verein auch Medikamente. Und: Seit vielen Jahren fahren vor Weihnachten Lastwagen mit Weihnachtspaketen nach Vukovar.
Rita Steger-Frühwacht