Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.
Der Mensch hat Vorrang vor dem Kapital
Vor einigen Jahren war auf Plakaten einer Großbank zu lesen: „Lassen Sie Ihr Geld arbeiten“. Als ob nicht nur der Mensch arbeiten würde. Dass Werbung gerne Märchen erzählt, dürfte klar sein. Die Wahrheit ist allerdings, dass Geld sich durch den immer weiter ausufernden Kapitalmarkt und durch aufgeblähte Zinsgeschäfte – etwas anderes sind die Finanzaktionen an den Börsen nicht, gleich wie sie heißen – zu einer Macht entwickelt hat, der sich alles, auch der Mensch, ob mittellos oder Manager, unterzuordnen hat. War dies in Zeiten, in denen sich speziell auf nationaler Ebene sozial- und wirtschaftspolitische Interessen die Waage hielten, noch einigermaßen kontrollierbar, so hat sich die Situation durch die politisch fahrlässige Freigabe und Globalisierung des Marktes drastisch verändert. Auch ihre schärfsten Kritiker gestehen der Globalisierung zu, dass sie nicht widerrufbar ist. Manche Experten versprechen sich von ihr sogar die Verbesserung der Lebensumstände für alle Menschen. Dies dürfte jedoch ein Märchen bleiben, so lange Wirtschaftslenker und Politiker dem Sprichwort „Geld regiert die Welt“ huldigen. Der Markt reguliert sich nicht selbst, er braucht soziale Schranken. Der Mensch muss wieder in den Mittelpunkt gestellt werden. Dies alles ist in der Enzyklika „Laborem exercens“ von Papst Johannes Paul II. nachzulesen, die heuer 25 Jahre alt wird. Ausdrücklich warnt dort der Papst vor „primitivem“ Kapitalismus, der den Menschen wie ein Instrument und nicht entsprechend der wahren Würde seiner Arbeit behandelt. Der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu (Kapstadt) sagt in einer Beschreibung seines Traums von einer friedlichen Menschheitsfamilie: „Ein Mensch wird nur durch andere Menschen zum Menschen“; man könnte ergänzen: „und nicht durch Geld“.
Der Mensch muss Vorrang vor dem Kapital besitzen. Diese von Johannes Paul II. aufgegriffene Forderung der Katholischen Soziallehre mögen Propagandisten des unbeschränkten Marktes und seines Segens belächeln und sich weiter im Glanz steigender Konzernbilanzen sonnen, die der Vernichtung von Arbeitsplätzen zu verdanken sind. Aber sie sind auf einem gefährlichen Irrweg.
Der Mensch muss Vorrang vor dem Kapital besitzen. Diese von Johannes Paul II. aufgegriffene Forderung der Katholischen Soziallehre mögen Propagandisten des unbeschränkten Marktes und seines Segens belächeln und sich weiter im Glanz steigender Konzernbilanzen sonnen, die der Vernichtung von Arbeitsplätzen zu verdanken sind. Aber sie sind auf einem gefährlichen Irrweg.