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    Bericht vom Leben der Christen in Laos

    „Der Glaube wird uns nicht leicht gemacht!“

    Bericht vom Leben der Christen in Laos
    Die Würzburger Journalistin Sabine Ludwig arbeitet seit April diesen Jahres als Redakteurin für den Deutschen Entwicklungsdienst in Bonn. Im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit traf sie in Laos bei einem Gottesdienst den Bischof von Vientiane. Er und seine Glaubensbrüder und -schwes-tern haben ihr vom Leben der Christen in Laos erzählt.
     
    An einem frühen Sonntagmorgen haben sich zahlreiche Menschen in der Kathedrale Sacré Coeur im Herzen von Vientiane, der Hauptstadt von Laos, versammelt. Der beliebte Bischof Jean Khamsé Vithavong hält eine seiner fesselnden Predigten. Er spricht von Gut und Böse, und dass Gott alle Menschen liebt, egal ob sie arm sind oder reich. In aller Öffentlichkeit predigen zu können, ist ein Privileg. Dessen ist er sich bewusst. Denn auch heute noch wirft der laotische Staat ein strenges Auge auf die christlichen Würdenträger.
     
    Insgesamt gibt es in Laos vier Diözesen. Bischof Vithavong hat guten Kontakt zu den Glaubensbrüdern in Luang Prabang im Norden sowie in Thakhek und Paksé im Süden des Landes. Vithavong gehört einer französischen Glaubensgemeinschaft an, die weltweit tätig ist. 1975 erhielt der heute 60-Jährige die Priesterweihe. Seit 1983 ist er Bischof von Vientiane.
    Er spricht von Unterdrückung durch die Staatsmacht, besonders dann, „wenn jemand zum Christentum übertreten möchte.“ Den katholischen Glauben haben die Kolonialisten ins Land gebracht, wird von staatlicher Seite argumentiert. „Man muss eine Erlaubnis beantragen, um getauft werden zu können“, sagt der Ordensmann. „Die bekommt man nur selten. Der Glaube wird einem hier nicht leicht gemacht.“ Er schätzt die Zahl der Katholiken in seinem Land auf 35000 bis 40000.
     
    Rund 200 Missionare aus verschiedenen Ländern hätten noch 1978 in Laos gelebt. „Damals haben wir sie angefleht, zu gehen“, erinnert er sich. „Es war viel zu gefährlich, zu bleiben. Sie wären getötet worden.“ Dringend würden hier nun Priester und Missionare gebraucht, doch werden sie nicht ins Land gelassen. Seit 27 Jahren gäbe es keine Priesterseminare mehr. Christliche Schulen und Krankenhäuser fehlten im ganzen Land. „Zum Glück haben wir gute Schwestern, die helfen.“
     
    Schwester Marie Edouard Vannaly bereitet Gläubige auf die Taufe vor. Dabei sind Jugendliche und Erwachsene, die durch den Glauben eine neue Richtung in ihrem Leben finden möchten, oder Anhänger anderer Religionen, die sich nun bekehren lassen wollen. „Mit großer Spannung werden die Monate der Taufe Juni und Juli erwartet“, sagt die 61-Jährige, die bereits seit 15 Jahren in der Diözese von Vientiane ihren Dienst verrichtet. Früher lebte sie in Savannakhet im Süden, doch gefällt ihr das kirchliche Leben in der Hauptstadt besser. Sie deutet auf einen jungen Mann, der sich wegen seiner bevorstehenden Heirat taufen lassen möchte. Seine zukünftige Frau sei Christin und ihre Familie verlange es.
     
    Doch Schwester Marie Edouard erzählt auch von Imphaded, der 1953 in der Nähe von Paksé geboren wurde. Sein Dorf wurde bereits 1920 von den Franzosen missioniert. Die Eltern waren gläubige Katholiken. So wurden auch er und seine beiden Schwestern katholisch erzogen. Er besuchte die Missionsschule, erhielt eine gute Bildung, genügend Reis zu essen und Kleidung. Die Familie lebte ihren Glauben. Doch um keine Repressalien zu bekommen, wurde außerhalb des Dorfes nicht darüber gesprochen.
    Seine Ausbildung führte den jungen Mann nach Amerika. Als Techniker kam er in den siebziger Jahren in seine Heimat zurück und kämpfte in verschiedenen Regionen des Landes gegen die kommunistische Befreiungsfront Phatet Lao. Als er sich in die Buddhistin Manysin verliebte, konnte er nicht ahnen, dass die unterschiedlichen Religionen einmal ihre Ehe schwer belasten könnten. Seine beiden Söhne sah er in den turbulenten Jahren des Befreiungskrieges kaum. Auch nahm er sich nicht die Zeit, ihnen etwas über seinen Glauben zu erzählen. „Jetzt hätte er wohl die Zeit“, seufzt die Schwester, „aber seine Kinder sind erwachsen, und er muss allein in den Gottesdienst gehen. Darüber ist er sehr traurig.“
    Auch Schwester Marie Celeste Monsy kam aus dem Süden in die Hauptstadt. Sie betreut für drei Monate rund 20 Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren und lehrt sie den Katechismus. Darunter sind auch Töchter und Söhne von Ausländern. „In der Klasse sind neben Laoten auch Franzosen und Vietnamesen“, sagt sie. „Sie alle können den 15. August, den Tag ihrer Kommunion, kaum erwarten.“ Zusätzlich kommen Kinder von einheimischen Christen, die in entlegenen Dörfern wohnen, zum Katechismusunterricht. „Für zwei Monate wohnen sie dann bei uns im Internat.“ Sie zeigt auf Killmany. „Der Vater ist Christ und die Mutter Buddhistin. Die Eltern haben sich darauf geeinigt, die Kleine taufen zu lassen. Deswegen besucht sie seit ihrem sechsten Lebensjahr die Katechismusschule.“
     
    Boungnang Kouangboungnakath ist bereits als Kind im christlichen Glauben erzogen worden. Er schwärmt von der Toleranz zwischen Buddhisten und Christen in seinem Dorf. Seit sieben Jahren besucht er regelmäßig drei entlegene Gemeinden, um dort die Bibel zu lesen. Viele Gläubige sind Analphabeten. Der 47-jährige Vater von fünf Kindern weiß, wie er den christlichen Glauben auch ohne Schrift übermitteln kann. „Vieles geht über das Sprechen“, beteuert er. „Besonders die Kinder sind dankbar für den neuen Glauben. Früher haben sie noch an gute und böse Geister geglaubt.“ Auf einmal wird er ganz still. Nach einem langen Schweigen sagt er, dass er einmal einen kleinen Jungen gekannt hätte, der sehr krank war. „Immer wieder haben wir zu Gott gebetet. Und er wurde gesund. Es war wie ein Wunder. Gott hat dem Kind sein Leben zurückgegeben.“
     
    Dann wendet er sich wieder der Gruppe von jungen Männern zu, die im Garten auf ihn wartet. Sie kommen aus kleinen, weit entfernten Dörfern. Kouangboungnakath bildet sie in der Missionsstation zu zukünftigen Katechismus-Lehrern aus. Bald werden sie selbst als Lehrer in ihre Dörfer zurückkehren können.
     
    Nur selten erfährt man etwas über das Schicksal von Christen im buddhistisch geprägten Laos. Sie leben vor allem im Jetzt und wollen die Vergangenheit möglichst ruhen lassen. Trotzdem gibt es in allen Provinzen viele katholische Dörfer. Auf manchen Hausdächern erkennt man einfache und unauffällige Holzkreuze. Wenn nachgefragt wird, was in den 70er Jahren geschah, als die Kommunisten an die Macht kamen, wird geschwiegen. „Religion ist Opium für das Volk“ – getreu dem Spruch von Marx wollten damals die neuen Machthaber am liebsten so schnell wie möglich nicht nur christliche Priester, sondern auch buddhistische Mönche vertreiben.
     
    Mittlerweile werden Buddhismus und Christentum zwar geduldet, aber streng vom Staat überwacht. Trotzdem kommt es noch zu einzelnen Verfolgungen. Laut Jahresbericht von Amnesty International werden immer noch Christen, die sich nicht von ihrem Glauben lösen wollen, unter schlimmen Bedingungen in Gefängnissen festgehalten. Auch werden Kirchen von einem Tag auf den anderen geschlossen. Die Begründung, dass es keine Priester gibt, ist lapidar. Kurze Zeit vorher verschwanden sie meist auf unerklärliche Art und Weise.