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Der etwas andere Geschenktipp
Strenge und moralisch scharf blickende Leute sehen es völlig klar: Das Weihnachtsfest ist krank, liegt auf den Tod darnieder. Infiziert vom Bazillus überflüssiger Geschenke. Den entsprechenden Giftcocktail reichte die Werbung. Was besonders bei der Zielgruppe Kind deutlich wird. Die Tochter bekommt als Weihnachtsgeschenk zusätzlich zur neuen Skiausrüstung die Brillis für Ohr und Nasenflügel, wie in ihrer Teenagerzeitschrift als trendy beschrieben. Der Sohn findet unterm Weihnachtsbaum neben dem Gutschein für einen mehrwöchigen USA-Trip ein kleines Päckchen mit etlichen Gigabite für seinen Computer. Stand ja schließlich im Fachmagazin, was man bei einer ordentlichen Festplatte heute voraussetzen müsse. So weiß Werbung die elterliche Liebe zu beflügeln. Was Wunder, dass bei den strengen und moralisch scharf blickenden Leuten warnend der Zeigefinger zittert.
Die ganze Schenkerei müsse abgeschafft werden, fordern sie, am besten auch gleich die Werbung. Sind die Moralisten naturtrüben Gemüts, dann schwärmen sie in diesem Zusammenhang von der Bescheidenheit der Landbevölkerung. Geben sie sich fromm, rühmen sie die beispielhafte Anspruchslosigkeit des biblischen Geschehens im Stall von Bethlehem.
Doch leider neigen die Weihnachts-Moralisten sowohl in Sachen Landleben wie auch denen der Bibel zur punktuellen Wahrnehmung. Carl Orff kannte das oberbayerische Landleben ziemlich genau, und er lässt in seinem Weihnachtsspiel einen kleinen Hirtenbuben zur Krippe kommen, der dem neugeborenen Jesus unbedingt etwas schenken möchte. Da er nichts anderes hat, gibt er seinen liebsten Besitz her, ein kleines Lämmchen. „Vergelt’s Gott, sagte der Josef“, überlieferte Orff das, was sich der Nährvater Jesu dankend in den Bart brummelte. Kostbare Geschenke sind also auch bei bescheidenen Landleuten möglich.
Flüchtet sich der Rigorose dann zur Bibel, taucht er ein in ein Wechselbad der Gefühle. Ihm zur Freude geht es an der Krippe zunächst einmal ja wirklich bescheiden zu. Abgesehen vom Hosianna der himmlischen Scharen kommt von den Hirten lediglich das rüber, was Carl Orff seinerzeit auf der Bühne lebendig werden ließ, für Stadtmenschen eher ländlich-sittliche Gaben. Doch dann geraten die Moralisten in die Enge, denn die Weisen aus dem Morgenland bringen dem neugeborenen Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und was mit dem edelsten aller Metalle beginnt, ist eben nicht von Pappe.
Die alten Frommen, die sich in der religiösen Symbolik noch auskannten, interpretierten die Gaben als: Gold für den König, Weihrauch für den Priester, Myrrhe für sein Begräbnis. Diese dritte Gabe gießt fürwahr Wasser auf die Mühlen der Strengen, die nichts lieber tun, als mit den letzten Dingen zu drohen. Da sehe man doch, wohin die ganze Schenkerei letztlich führte, ins kühle Grab nämlich. Doch hier irren die Damen und Herren mit dem jenseitigen Blick, denn die Myrrhe war damals ein desinfizierendes Heilkraut für die Wundbehandlung. Als Grabbeigabe symbolisierte es, dass der Verstorbene von der Krankheit des Todes zum neuen Leben auferstehen werde. Ist also nichts zum Bange machen.
Der Weihrauch für den Priester lässt zunächst einmal einen sehr hierarchiefreundlichen Duft aufsteigen. Solche Witterung nehmen gerne Leute auf, die Lust zu Höherem in sich verspüren. Wer einem kleinen Kind so etwas schenkt, möchte den Winzling später einmal über andere erhoben und erhaben sehen. Doch der Lebenslauf des damals entsprechend beschenkten Jesus zeigt, wohin die Weihrauchgabe letztlich führen kann: Er hatte nichts, wohin er sein Haupt legen konnte, und als es wirklich ernst wurde, waren seine ganzen tollen Freunde davongelaufen, nur der kleinste und jüngste war noch da. Und drei Frauen, aber die galten damals in der Öffentlichkeit nichts.
Über das Gold für den König werden sich die Moralisten am meisten ärgern, denn dieses Geschenk lässt sich am allerwenigsten uminterpretieren. Gold schimmert eben kostbar, geheimnisvoll, strahlend schön. Aber das Gold an der Krippe zeigt, wie sehr die Liebe Gottes zur Welt gegen den Strich der eleganten Werbung gebürstet ist, denn in diesem Winzling auf dem Stroh verbirgt sich der König des Weltalls. Gott weiß zwar um seine Größe, aber er protzt nicht mit ihr. Das ist das Paradoxon, das Geheimnis des Glaubens.
Und doch bedient sich die Werbung dieses Metalls am liebsten, und dass sich Gottes Sohn damit beschenken lässt, schiebt einem jeden strebsamen Strengen einen Stachel ins Fleisch. Was nicht sein müsste, denn an der Krippe Jesu lagen neben dem gleißenden Gold damals eben auch Weihrauch für einen Priester, der niemals die Herzen der ihm Anvertrauten unterdrücken würde, und Myrrhe als Zeichen dafür, dass diesem Kind der Schmerz zwar nicht erspart bleiben werde, dass dieser Mann aber in Ewigkeit nicht totzukriegen sei. Gegen diese Kombination dürften eigentlich auch die strengsten und moralisch hochstehendsten Leute nichts einzuwenden haben.
Die ganze, uns heute oft beglückende und manchmal bedrückend oberflächliche Geschenkbewegung wurde doch in Bethlehem in Bewegung gesetzt, mit dem Geschenk der Menschwerdung Gottes. Er schenkte damit den Menschen die Gewissheit, dass er so sehr vom Wert dieses seines Geschöpfes überzeugt war, dass er selbst Mensch wurde, einer von ihnen. Er gab ihnen damit den festen Glauben an das grundsätzlich Gute im Menschen, das nicht zu zerstören ist. Er vermittelte ihnen seine Hoffnung, dass sein Zurücktreten von göttlichen Privilegien die Menschen lehren würde ebenso zu leben; eben nicht einer des anderen Tyrann zu sein, sondern einander Schwester und Bruder zu werden. Er schenkte ihnen seine bedingungslose Liebe, in der eine glückliche Liebe ebenso mitgetragen ist wie auch der Kummer um eine gescheiterte.
Durch die Geburt Jesu, die Menschwerdung Gottes, haben unser zögerlicher Glaube, unsere kümmernde Hoffnung, unsere halbherzige Liebe Wurzeln bekommen. Wir können es jetzt ab und zu schaffen, fester zu glauben, sicherer zu hoffen, herzlicher zu lieben, können einander zum Geschenk werden, das nicht nur am Heiligen Abend die Augen glänzen und die Seele ahnt, dass unser Glauben, Hoffen und Lieben von jemandem getragen ist, der über einen unerschöpflichen Vorrat an diesen Geschenken verfügt.
Die ganze Schenkerei müsse abgeschafft werden, fordern sie, am besten auch gleich die Werbung. Sind die Moralisten naturtrüben Gemüts, dann schwärmen sie in diesem Zusammenhang von der Bescheidenheit der Landbevölkerung. Geben sie sich fromm, rühmen sie die beispielhafte Anspruchslosigkeit des biblischen Geschehens im Stall von Bethlehem.
Doch leider neigen die Weihnachts-Moralisten sowohl in Sachen Landleben wie auch denen der Bibel zur punktuellen Wahrnehmung. Carl Orff kannte das oberbayerische Landleben ziemlich genau, und er lässt in seinem Weihnachtsspiel einen kleinen Hirtenbuben zur Krippe kommen, der dem neugeborenen Jesus unbedingt etwas schenken möchte. Da er nichts anderes hat, gibt er seinen liebsten Besitz her, ein kleines Lämmchen. „Vergelt’s Gott, sagte der Josef“, überlieferte Orff das, was sich der Nährvater Jesu dankend in den Bart brummelte. Kostbare Geschenke sind also auch bei bescheidenen Landleuten möglich.
Flüchtet sich der Rigorose dann zur Bibel, taucht er ein in ein Wechselbad der Gefühle. Ihm zur Freude geht es an der Krippe zunächst einmal ja wirklich bescheiden zu. Abgesehen vom Hosianna der himmlischen Scharen kommt von den Hirten lediglich das rüber, was Carl Orff seinerzeit auf der Bühne lebendig werden ließ, für Stadtmenschen eher ländlich-sittliche Gaben. Doch dann geraten die Moralisten in die Enge, denn die Weisen aus dem Morgenland bringen dem neugeborenen Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und was mit dem edelsten aller Metalle beginnt, ist eben nicht von Pappe.
Die alten Frommen, die sich in der religiösen Symbolik noch auskannten, interpretierten die Gaben als: Gold für den König, Weihrauch für den Priester, Myrrhe für sein Begräbnis. Diese dritte Gabe gießt fürwahr Wasser auf die Mühlen der Strengen, die nichts lieber tun, als mit den letzten Dingen zu drohen. Da sehe man doch, wohin die ganze Schenkerei letztlich führte, ins kühle Grab nämlich. Doch hier irren die Damen und Herren mit dem jenseitigen Blick, denn die Myrrhe war damals ein desinfizierendes Heilkraut für die Wundbehandlung. Als Grabbeigabe symbolisierte es, dass der Verstorbene von der Krankheit des Todes zum neuen Leben auferstehen werde. Ist also nichts zum Bange machen.
Der Weihrauch für den Priester lässt zunächst einmal einen sehr hierarchiefreundlichen Duft aufsteigen. Solche Witterung nehmen gerne Leute auf, die Lust zu Höherem in sich verspüren. Wer einem kleinen Kind so etwas schenkt, möchte den Winzling später einmal über andere erhoben und erhaben sehen. Doch der Lebenslauf des damals entsprechend beschenkten Jesus zeigt, wohin die Weihrauchgabe letztlich führen kann: Er hatte nichts, wohin er sein Haupt legen konnte, und als es wirklich ernst wurde, waren seine ganzen tollen Freunde davongelaufen, nur der kleinste und jüngste war noch da. Und drei Frauen, aber die galten damals in der Öffentlichkeit nichts.
Über das Gold für den König werden sich die Moralisten am meisten ärgern, denn dieses Geschenk lässt sich am allerwenigsten uminterpretieren. Gold schimmert eben kostbar, geheimnisvoll, strahlend schön. Aber das Gold an der Krippe zeigt, wie sehr die Liebe Gottes zur Welt gegen den Strich der eleganten Werbung gebürstet ist, denn in diesem Winzling auf dem Stroh verbirgt sich der König des Weltalls. Gott weiß zwar um seine Größe, aber er protzt nicht mit ihr. Das ist das Paradoxon, das Geheimnis des Glaubens.
Und doch bedient sich die Werbung dieses Metalls am liebsten, und dass sich Gottes Sohn damit beschenken lässt, schiebt einem jeden strebsamen Strengen einen Stachel ins Fleisch. Was nicht sein müsste, denn an der Krippe Jesu lagen neben dem gleißenden Gold damals eben auch Weihrauch für einen Priester, der niemals die Herzen der ihm Anvertrauten unterdrücken würde, und Myrrhe als Zeichen dafür, dass diesem Kind der Schmerz zwar nicht erspart bleiben werde, dass dieser Mann aber in Ewigkeit nicht totzukriegen sei. Gegen diese Kombination dürften eigentlich auch die strengsten und moralisch hochstehendsten Leute nichts einzuwenden haben.
Die ganze, uns heute oft beglückende und manchmal bedrückend oberflächliche Geschenkbewegung wurde doch in Bethlehem in Bewegung gesetzt, mit dem Geschenk der Menschwerdung Gottes. Er schenkte damit den Menschen die Gewissheit, dass er so sehr vom Wert dieses seines Geschöpfes überzeugt war, dass er selbst Mensch wurde, einer von ihnen. Er gab ihnen damit den festen Glauben an das grundsätzlich Gute im Menschen, das nicht zu zerstören ist. Er vermittelte ihnen seine Hoffnung, dass sein Zurücktreten von göttlichen Privilegien die Menschen lehren würde ebenso zu leben; eben nicht einer des anderen Tyrann zu sein, sondern einander Schwester und Bruder zu werden. Er schenkte ihnen seine bedingungslose Liebe, in der eine glückliche Liebe ebenso mitgetragen ist wie auch der Kummer um eine gescheiterte.
Durch die Geburt Jesu, die Menschwerdung Gottes, haben unser zögerlicher Glaube, unsere kümmernde Hoffnung, unsere halbherzige Liebe Wurzeln bekommen. Wir können es jetzt ab und zu schaffen, fester zu glauben, sicherer zu hoffen, herzlicher zu lieben, können einander zum Geschenk werden, das nicht nur am Heiligen Abend die Augen glänzen und die Seele ahnt, dass unser Glauben, Hoffen und Lieben von jemandem getragen ist, der über einen unerschöpflichen Vorrat an diesen Geschenken verfügt.