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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Stephan Tengler, Kreuzwertheim

    Den Worten Taten folgen lassen

    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Stephan Tengler, Kreuzwertheim
    Evangelium
    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
    Lukas 6,27–38
     
    Der redet viel, wenn der Tag lang ist. Diese etwas abfällig klingende Bemerkung ist nicht selten zu hören. Meistens steckt eine Enttäuschung dahinter, wenn wir so über einen Menschen reden. Da wollte mir jemand etwas vorbei bringen, und ich habe zwei Wochen darauf gewartet, bis ich es hatte. Da warte ich auf eine Nachricht von Menschen, die sich mal bei mir melden wollten und sie lassen nichts von sich hören. Ich habe vergeblich auf Unterstützung gehofft, die mir zwar mündlich zugesagt wurde, die ich dann aber letztlich doch nicht erhielt. Es sind negative Erfahrungen, die mich zu einer solchen Pauschalaussage verleiten.
    Der redet viel, wenn der Tag lang ist ist aber auch ein Urteil über Menschen, die vielleicht ganz gute Ideen haben, wie wir die Welt verbessern können, es aber an Taten fehlen lassen – große Worte und nichts dahinter. Und wie schwer tue ich mir mit Menschen, die soviel reden, dass ich mir nicht mehr sicher bin, was nun ernst gemeint ist und was nicht.
    Der redet viel, wenn der Tag lang ist – ob dies wohl auch eine Meinung über Jesus gewesen sein könnte?
    Ein Blick in die Evangelien verrät mir nämlich, dass Jesus sehr häufig und sehr viel geredet hat, in Streitgesprächen, in seinen Gleichnissen oder in seinen Predigten wie hier in der sogenannten Feldrede. Was Jesus zu sagen hatte, muss für damalige Ohren genauso befremdlich geklungen haben wie für uns Menschen von heute: Wer kommt schon von selbst auf die Idee, seine Feinde zu lieben? Wieso sollen wir für die beten, die uns Böses wollen? Können wir überhaupt denen Gutes tun, die uns misshandeln? Und vor allem: Wie kann uns dies gelingen?
    Jesus hat es uns vorgelebt, wie dies möglich ist: Zu seiner Zeit galten die Römer und auch die Samariter als Feinde. Dennoch heilte er den Diener eines römischen Hauptmanns (Lk 7,1-10) und wies seine Jünger zurecht, als sie ein ungastliches samaritanisches Dorf verwünschten (Lk 9,51-56). Bei seiner Gefangennahme heilte er das abgeschlagene Ohr eines Dieners (Lk 22,50-51) und selbst am Kreuz bat er Gott um Vergebung für seine Henker (Lk 23,34).
    Jesus lebte ganz praktisch vor, was er mit Worten verkündete. Deshalb nahmen ihn die Leute ernst und deshalb sind wir noch heute von diesem Mann aus Nazareth so fasziniert.
    Doch wie ist es für mich möglich, meine Feinde zu lieben? Einen Zugang dazu liefert für mich die Redensart: „Das wünsche ich ja selbst meinem Todfeind nicht“ – und schon beginne ich mit der Feindesliebe: Indem ich anfange, ihnen schon einmal nichts Schlechtes zu wünschen und wohlwollend über sie zu denken. Und was hält mich davon ab, für sie zu beten? Vielleicht brauchen gerade sie Gottes Hilfe. Ich werde es bei nächster Gelegenheit einmal so versuchen – ich glaube, es lohnt sich.
     
    Der Autor ist Pastoralreferent in der Pfarrei Kreuzwertheim.