„Ausgelöst wurde die Idee zu einem Pilgerweg zu Ehren der Muttergottes durch Papst Johannes Paul II. und das Heilige Jahr 2000“, erinnert sich der Initiator des Weges, Josef Treutlein. Noch heute denkt der Pfarrer von St. Josef im Würzburger Stadtteil Grombühl immer wieder an das Rosenkranz-Fest im Jahr 2000 zurück, als der Papst in einer bewegenden Weihe-Feier Maria das neue Jahrtausend anvertraute. „Damals begann es in mir zu arbeiten“, bekennt Treutlein: „Ich wollte diese wertvollen Impulse nach Franken holen“. In der Diözesanleitung, bei den Verantwortlichen der Wallfahrtsorte und den verschiedenen Geistlichen Gemeinschaften fand der Marienverehrer und Diözesanpräses der Schönstattfamilie rasch Verbündete für sein Anliegen. Nach einigem logistischen Aufwand fand schließlich am 7. Oktober 2001 eine Marienfeier unter dem Motto „Maria – Lichtblick für die Zukunft“ statt, an der zeitgleich rund 16000 Gläubige an insgesamt 43 Wallfahrtsorten im gesamten Bistum teilnahmen. „Der Erfolg war groß“, schwärmt Treutlein, und „es wurde deutlich, dass die einzelnen Wallfahrtsorte keine Konkurrenten, sondern so etwas wie ein geistlicher Kraftwerksverbund sind“.
Ein verbindender Weg
Der Gedanke an ein dauerhaftes Marienprojekt in Franken ließ Treutlein seitdem nicht mehr los. Bis der passionierte Seelsorger und Wanderer an einem Herbsttag durch den Gramschatzer Wald lief und an einem Baum das Zeichen des Jakobsweges sah, die Muschel. „Wenn ich diesem Schild folge, komme ich bis nach Santiago“, überlegte er fasziniert, und spann den Faden weiter: „Warum gibt es nicht auch in Franken einen Weg, der alle Wallfahrts-Orte verbindet?“ In diesem Augenblick war der Fränkische Marienweg geboren.
Im Rhön-Grabfelder Landrat Fritz Steigerwald fand Treutlein einen engagierten Mitstreiter für seine Idee. Durch seine Überzeugungsarbeit setzten sich bereits im Dezember 2001 die Vertreter der Landratsämter, Gebietskörperschaften und kreisfreien Städte mit Pfarrer Treutlein an einen Tisch, und gemeinsam hob man den Fränkischen Marienweg aus der Taufe. Es wurde ein fast 900 Kilometer langer Wander- und Radweg ausgearbeitet, der 50 Marien-Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg verbindet und durch alle neun unterfränkischen Landkreise führt. In ihre 50er-Auswahl haben Treutlein und sein Gründungsteam bewusst nicht nur bekannte Pilgerorte wie Dettelbach, Mariabuchen oder den Engelberg aufgenommen, sondern auch ganz kleine wie die Kapellen von Obernau oder Erlabrunn, die für die Menschen vor Ort sehr wichtig sind. „Gerade die kleinen Orte halten oft unverhoffte Schätze bereit“, weiß Treutlein. Die Gesamtzahl 50 ist dabei zufällig und doch wieder nicht – soll doch der Fränkische Marienweg die 50 Wallfahrtsorte „wie ein großer auf den Boden gelegter Rosenkranz“ verbinden.
Die folgenden Monate waren für Treutlein und seine Mitstreiter von fieberhafter Vorbereitung geprägt: Ein ausdrucksstarkes Logo wurde entworfen, ein Info-Flyer gedruckt, die Weg-Beschilderung in Angriff genommen. Sämtliche Kosten dafür übernahmen die Landratsämter. „Mitinitiator Steigerwald fuhr im Frühjahr sogar mit dem Moped durch die Lande und half mit, die markanten blau-roten Schildchen anzubringen“, schmunzelt Treutlein. Auch die Diözese signalisierte ihre Zustimmung, richtete eine eigene Homepage ein und übernahm den Druck des spirituellen Begleitbüchleins „Von Perle zu Perle“. Darüber hinaus sagte man Treutlein Unterstützung für einen „Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienweges“ zu, der schließlich 2004 gegründet wurde und sich heute um Wegpflege, Werbung und Publikationen kümmert.
An Maria Himmelfahrt 2002 konnte der Weg schließlich eingeweiht und erstmalig begangen werden. Rund 200 Menschen nahmen gemeinsam mit Pfarrer Treutlein und Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand das erste Teilstück von der Würzburger Marienkapelle zum Käppele in Angriff. Seitdem ist das Interesse am Fränkischen Marienweg ungebrochen. Regelmäßig erreichen den Seelsorger Anfragen und Dankschreiben von Marien-Wallfahrern aus ganz Deutschland. Viele sind Teile des Weges „mit großem Gewinn und viel Freude gelaufen“ und empfanden das Wallfahren in Franken „trotz dicker Füße“ als „erholsam“ und „Urlaub für die Seele“. Auch die seit 2002 angebotenen Wanderwallfahrten werden bestens angenommen: 100 bis 150 Personen nehmen mittlerweile an den jährlich fünf Wanderungen teil und entdecken gemeinsam mit Treutlein wertvolle Weg-Perlen.
„Maria gehört allen“
Seine Zielgruppe will Treutlein dabei bewusst offen halten: „Der Fränkische Marienweg ist kein rein katholischer Weg“, betont er: „Maria gehört allen!“ Zentral ist und bleibt für den Seelsorger jedoch neben der Freude am Wandern der spirituelle Aspekt: So könne sich der Wanderer durch die einzelnen Wallfahrtsorte und die zahlreichen Glaubenszeugnisse am Weg inspirieren lassen und die „Seele einer Landschaft mit ihrem spirituellen Reichtum entdecken“. Die Begegnung mit verschiedensten Marien-Darstellungen und einzelnen Aspekten aus ihrem Leben öffnen den Blick für Gottes Spuren im eigenen Leben. „Wenn wir die Wege Marias mit Rucksack, Rosenkranz und Bibel nachgehen, wird das Wandern auf dem Fränkischen Marienweg zu einem ganzheitlichen Erlebnis, bei dem die fränkische Geographie des Glaubens zu einer spirituellen Landschaft im eigenen Inneren werden kann“, betont Treutlein.
Individuelle Landschaftsreize wie in „Maria vom rauen Wind“ in Kälberau, sowie speziell formulierte Anliegen wie die Bitte um die Einheit der Christen in Retzbach oder die um geistliche Berufe in Zeil setzen zusätzliche Akzente. Zudem können auch die klösterlichen Gemeinschaften, die die Wallfahrt vor Ort vielfach betreuen, Impulse geben und weiterführen in ihre jeweilige Spiritualität. Wertvolle Denkanstöße findet der spirituelle Wanderer schließlich auch im Begleitbüchlein „Von Perle zu Perle“, das bei Pfarrer Treutlein erhältlich ist.
Treutlein sieht im Fränkischen Marienweg nicht zuletzt auch eine „große pastorale Chance“. Ziel des Weges soll es vor allem sein, „Maria als Mitpilgerin auf dem Weg unseres Lebens neu zu entdecken und die vielen Werte, die sie verkörpert, neu zu erschließen“. Als „Frau, die uns zu Christus führt“ vermittle sie uns „Werte, die wir für eine Erneuerung der Kirche brauchen. In einer marianischen Atmosphäre können Glaube und der Sinn für Zusammenhänge wachsen“. „Gerade wir Männer können hier viel von Maria lernen“, ist Treutlein überzeugt und wirbt deshalb für eine Rückbesinnung auf weibliche Werte wie Intuition und Integration. Denn: „Maria geht uns alle an!“
Tipps und Fakten
Veröffentlichungen: Erste Informationsquelle ist der Info-Flyer mit Karte, der an allen Tourismuszentralen und Wallfahrtsorten ausliegt. Mehrere Bücher mit verschiedenen Schwerpunkten informieren über das Thema:
„Fränkischer Marienweg. Marienwallfahrtsorte und Gnadenstätten in Unterfranken“. Von Josef Treutlein und Johannes Martin. Echter-Verlag 2004; Auch als Video/DVD.
„Wandern & Radeln auf dem Fränkischen Marienweg“. Herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer des FMW e.V. Galli-Verlag 2004.
„Von Perle zu Perle. Unterwegs auf dem Fränkischen Marienweg“. Von Josef Treutlein.
Darüber hinaus finden sich im Internet auf der gut gepflegten Homepage weitere nützliche Informationen wie Routenplaner, Entfernungstabellen, aktuelle Termine und Einkehrmöglichkeiten.
Termine der Wanderwallfahrten 2006 mit Pfarrer Josef Treutlein:
10. Juni: Altenmünster – Greßhausen (Länge: 24 km).
9. September: Gaukönigshofen – Bolzhausen – Bütthard (19 km).
14. Oktober: Braidbach – Mellrichstadt (13 km).
Start ist jeweils um 8 Uhr. Gutes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind erforderlich, auch ein Bustransfer ist möglich. Bitte bis spätestens vier Tage vorher anmelden.
Kontaktadresse, auch für Anmeldungen und Infomaterial-Bestellungen: Verein der Freunde und Förderer des Fränkischen Marienweges, Matterstockstraße 39, 97080 Würzburg. Telefon: 0931/21762, Fax: 0931/29995 88. Internet: „www.fraenkischermarienweg.de“.E-Mail: „info@fraenkischer-marien weg.de“ oder „J.M.Treutlein@
t-online.de“.